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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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die Nase fleischig, sowie die Lippen dick und bartlos waren, da offenbar der Schnurrbart einem unbarmherzig alles niedermähenden Rasiermesser zum Opfer gefallen war. Hingegen gestatteten ein kurzer zweiteiliger Backenbart nach dem Muster derjenigen, die als das klassische Spezifikum der Österreicher gelten,
     

    Hinter ihm her schritt das junge Mädchen.
     
    sowie ein lockiger Haarkranz unten an der Rückseite des beachtlich kahlen und glattpolierten Schädels zu konstatieren, daß die Ordonnanz es an Genauigkeit in der Wahl der charakterisierenden Beiwörter fehlen ließ. ›Strohblond‹, hatte er gesagt. Dieses Wort traf nicht das Richtige. Mit vollstem Recht war dieser Mann als rothaarig zu bezeichnen.
    Nach der Wiedergabe dieses Porträts würde es sich allenfalls erübrigen zu sagen, daß der Mann häßlich war, wofern es nicht angezeigt gewesen wäre, dieser Häßlichkeit die Bezeichnung ›sympathisch‹ zuzuerkennen. Die vollen Lippen drückten eine Art von Freimut aus, und in den Augen blitzte jener ein klein wenig maliziöse Anflug von Güte auf, den unsere Väter mit dem charmanten Namen ›Bonhomie‹ zu bezeichnen beliebten.
    Hinter ihm her schritt das junge Mädchen. Man muß anerkennen, daß die Ordonnanz, wenn sie diese junge Person als hübsch hinstellte, diesmal nicht übertrieben hatte. Groß, schlank, von eleganter Erscheinung, mit einem frischen Mund voll blitzender Zähne, einer feingeformten geraden Nase, großen, von hervorragend schön gezeichneten Brauen überwölbten Augen, einer Fülle tintenschwarzen Haars und Zügen von makelloser Regelmäßigkeit war sie eine vollkommene Schönheit.
    Nachdem Barsac seine Besucher zum Sitzen aufgefordert hatte, ergriff, wie es sich gehörte, der Mann das Wort.
    »Sie werden uns gewiß verzeihen, Herr Abgeordneter, daß wir hierher kommen und Sie belästigen, und angesichts der Unmöglichkeit meinerseits, anders zu handeln, werden Sie uns auch sicherlich entschuldigen, wenn wir selbst Ihnen sagen, wer wir sind. Ich heiße – erlauben Sie mir bitte, meiner Gewohnheit gemäß hinzuzufügen zu meinem Bedauern, denn dieser Name ist lächerlich, Agénor de Saint-Bérain, bin Grundbesitzer, Junggeselle und Bürger der Stadt Rennes.«
    Nachdem er sich in dieser Form legitimiert hatte, machte Agénor de Saint-Bérain eine kurze Pause und stellte dann unter Zuhilfenahme einer kleinen Geste seine Begleiterin vor:
    »Mademoiselle Jane Mornas, meine Tante.«
    »Ihre Tante …« wiederholte Barsac.
    »Ja, Mademoiselle Mornas ist tatsächlich meine Tante, wie man nur jemandes Tante sein kann«, bestätigte Agénor de Saint-Bérain, während sich die Lippen des jungen Mädchens zu einem heiteren Lächeln öffneten.
    Es war wie ein Sonnenstrahl. Ihr schönes Gesicht, dessen einziger Fehler vielleicht der allzuernste Ausdruck war, schien sich dadurch zu erhellen.
    »Monsieur de Saint-Bérain«, erklärte sie mit einem leichten englischen Akzent, »legt auf seine Eigenschaft als Neffe besonderen Wert und versäumt keine Gelegenheit, unseren wirklichen Verwandtschaftsgrad bekanntzugeben …«
    »Ich fühle mich dadurch jünger«, fiel ihr der Neffe ins Wort.
    »Aber«, fuhr Jane Mornas fort, »wenn dieser Effekt dann erreicht und seine rechtliche Situation klargestellt ist, gefällt er sich durchaus auch darin, die Rollen umzukehren und wieder Onkel Agénor zu werden, was er nach allgemeiner Familienübereinkunft von meiner Geburt an immer gewesen ist.«
    »Und was auch meinem Alter besser entspricht«, erklärte der Onkel-Neffe. »Aber lassen wir das. Nachdem wir uns nun vorgestellt haben, erlauben Sie bitte, Herr Abgeordneter, daß ich auf das zu sprechen komme, was uns hierhergeführt hat. Mademoiselle Mornas und ich sind, wie Sie uns hier sehen, rechte Globetrotter. Meine Tante respektive Nichte ist eine unerschrockene Reisende, und ich, als guter Onkel respektive Neffe, habe mich durch sie in diese entlegenen Gegenden verschleppen lassen. Es ist nicht unsere Absicht, in Konakry zu verweilen, sondern uns auf der Suche nach starken Eindrücken und neuen Szenerien ins Innere des Landes vorzuwagen. Unsere Vorbereitungen sind beendet, und wir waren gerade aufbruchsbereit, als wir erfuhren, daß eine Expedition unter Ihrer Leitung einen mit dem unseren identischen Reiseweg zu verfolgen gedenkt. Da habe ich denn Mademoiselle Mornas darauf aufmerksam gemacht, daß es mir, wie befriedet dieses Land auch immer sein mag, doch günstiger scheint, uns Ihrer Gruppe

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