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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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hinter Sikasso zurückgelassen. Sie wird nicht wieder nach Westen zurückgekommen sein, nehme ich an. Der sechzehnte Grad verläuft zunächst durch Massina, überquert dann den Niger und verliert sich schließlich in einer absolut unerforschten Wüstenregion. Da Blackland nicht in Massina liegen kann, ohne daß uns eine solche Stadt bekannt wäre, liegt es also mitten in der Wüste, die man danach absuchen müßte.«
    »Nun, und wenn, Herr Oberst? …« stotterte Marcenay.
    »Was wollen Sie sagen, Herr Hauptmann? Ich sehe absolut keine Möglichkeit, einen Trupp in jene Gegend zu schicken, das heißt das Leben von ein-oder zweihundert Mann zu riskieren, um eine einzige Person zu retten.«
    »Wieso zweihundert Mann?« fragte Marcenay, der seine Hoffnung schwinden sah. »Vielleicht würden weniger schon genügen.«
    »Das glaube ich nicht, Herr Hauptmann. Sie kennen so gut wie ich die Gerüchte, die in der Nigerregion umgehen. Die Schwarzen behaupten, es sei irgendwo, ohne daß jemand genau sagen kann, wo, ein Eingeborenenreich gegründet worden, dessen Ruf nicht eben der beste wäre. Da der Name Blackland völlig unbekannt ist, wäre es nicht unmöglich, daß dies die Hauptstadt oder eine der Städte des besagten Reiches ist, und die angegebene Breite macht diese Hypothese sogar noch einleuchtender, da sie der einzigen Region entspricht, in der es hätte gegründet werden können, ohne allgemein bekannt zu sein. Fällt nicht schließlich auch Ihnen der englische Klang des Namens Blackland auf? … Sokoto, eine englische Kolonie, ist von dem vermutlichen Platz, an dem sich diese Stadt befinden könnte, nicht allzuweit entfernt … Es kann da also auch noch eine andere Schwierigkeit bestehen, die gar nicht leicht zu überwinden wäre … Kurz und gut, unter diesen Umständen halte ich es für unklug, sich in eine um und um unerforschte Region zu begeben, ohne daß man über die nötigen Kräfte verfügt, um allen Eventualitäten zu begegnen.«
    »Dann weigern Sie sich also, Herr Oberst?« fragte Marcenay.
    »Zu meinem Bedauern, ja. Ich lehne es ab«, antwortete Oberst Allègre.
    Hauptmann Marcenay gab noch nicht auf. Er erzählte seinem Vorgesetzten, wie er es auch seinem Kameraden gegenüber getan hatte, welche Bande ihn mit Mademoiselle Mornas verknüpften. Umsonst. Ebensowenig hatte er Erfolg damit, zu erwähnen, daß er selber ja hundert Mann mitgebracht habe, auf die man verzichten könne, da man ja nicht mit ihnen gerechnet habe. Oberst Allègre ließ sich nicht in seiner Meinung erschüttern.
    »Es tut mir sehr, sehr leid, wirklich unendlich leid, aber es ist meine Pflicht, Ihnen eine negative Antwort zu erteilen. Daß ich Ihre Leute nicht brauche, mag zutreffen, aber sie sind Menschen und ich habe nicht das Recht, ihr Leben leichtsinnig aufs Spiel zu setzen. Im übrigen besteht kein Anlaß zur Eile. Warten wir doch eine erneute Verbindung mit Mademoiselle Mornas ab. Nachdem sie das eine Mal telegrafiert hat, ist es wahrscheinlich, daß sie wieder telegrafieren wird.«
    »Und wenn sie es nicht kann?« rief Marcenay verzweifelt aus, »wie man aus der jähen Unterbrechung ihrer Sendung eigentlich schließen muß?«
    Der Oberst gab durch eine Handbewegung zu verstehen, daß eine solche Eventualität zwar unendlich bedauernswert sei, seinen Entschluß jedoch nicht umzustoßen vermöge.
    »Dann gehe ich eben allein«, erklärte Marcenay mit großer Bestimmtheit.
    »Allein?« wiederholte der Oberst.
    »Ja, Herr Oberst. Ich werde Sie um Urlaub bitten, den Sie mir gewiß nicht versagen …«
    »Den ich Ihnen im Gegenteil versagen werde«, erwiderte der Oberst. »Meinen Sie denn, ich werde Ihnen die Möglichkeit zugestehen, sich in ein Abenteuer zu stürzen, von dem Sie nicht zurückkommen werden?«
    »In diesem Fall, Herr Oberst, werde ich Sie bitten, die Güte zu haben und meine Demission zu akzeptieren.«
    »Ihre Demission! …«
    »Ja, Herr Oberst«, bestätigte Marcenay sehr ruhig.
    Oberst Allègre antwortete nicht sofort. Er sah seinen Untergebenen an und begriff, daß dieser sich in keinem normalen Zustand mehr befand.
    »Sie wissen sehr wohl, Herr Hauptmann«, sagte er in väterlichem Ton zu ihm, »daß Ihr Entlassungsgesuch den Instanzenweg durchlaufen muß und daß ich selbst Ihnen den Abschied nicht erteilen kann. Auf alle Fälle ist das eine Sache, die überlegt sein will. Lassen Sie die Nacht darüber hingehen, und suchen Sie mich morgen wieder auf. Wir sprechen dann darüber.«

    Mit korrektem militärischen

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