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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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sagte sie zu Camaret. »Das war alles.«
    Sogleich nahm der Ingenieur sein Verhör an der Stelle wieder auf, an der er unterbrochen worden war.
    »Wie hat man sich zu Anfang die Neger verschafft, die die Stadt erbaut haben?« fragte er.
    Frasne machte große Augen. Konnte man ihm wirklich eine derart törichte Frage stellen? Und zu denken, daß man ihn deshalb eben noch einer Folterung unterzogen hatte!
    »Lieber Gott!« antwortete er. »Aus den Dörfern. Es gehört nicht viel Grips dazu, sich das selber zu sagen.«
    »Auf welche Weise?«
    Frasne zuckte seine unverletzte Schulter.
    »Schlaumeier! …« sagte er. »Als ob Sie das nicht wüßten. Man holte sie sich eben, was denn sonst!«
    »Ah! …« ließ Camaret sich vernehmen, während er den Kopf mit bedrückter Miene senkte.
    »Von vornherein«, fuhr er fort, »brauchte man Maschinen. Woher kamen die?«
    »Ganz gewiß nicht vom Mond«, höhnte Frasne.
    »Kamen sie aus Europa?«
    »Anzunehmen.«
    »Wie hat man sie hierhergebracht?«
    »Wahrscheinlich nicht durch die Luft … Hören Sie, Monsieur Camaret, Sie stellen mir da wirklich komische Fragen! Was meinen Sie denn wohl, wie diese Maschinen herübergekommen sind? Auf Schiffen natürlich.«
    »Wo wurden sie ausgeladen?« fuhr Camaret unbeirrt fort.
    »In Kotonou.«
    »Aber von Kotonou bis Blackland ist es weit. Wie hat man sie hierhertransportiert?«
    »Mit Kamelen, Pferden, Ochsen, Negern«, gab Frasne, dessen Geduld erschöpft zu sein schien, zur Antwort.
    »Im Verlauf dieser langen Reise sind vermutlich viele Neger gestorben?«
    »Mehr, als geboren wurden«, brummte Frasne. »Ich habe mir nicht das Vergnügen gemacht, sie zu zählen.«
    Camaret ging zu einem anderen Thema über.
    »Diese Maschinen mußte man doch bezahlen?«
    »Natürlich, zum Kuckuck! …« entgegnete Frasne, der diese Fragen immer naiver fand.
    »In Blackland ist also Geld vorhanden?«
    »Daran fehlt es bestimmt nicht.«
    »Und woher kommt es?«
    Dieses Mal war Frasnes Geduld tatsächlich am Ende.
    »Haben Sie mich bald genug ausgequetscht, Monsieur Camaret«, sagte er in einem Ton von Übellaunigkeit, die durchaus echt zu sein schien, »mit Ihrer Fragerei nach Sachen, die Sie besser wissen als ich? Schließlich haben Sie ja Ihre Flugmaschinen nicht für nichts und wieder nichts erbaut. Sie wissen ganz genau, daß sie von Zeit zu Zeit Harry Killer und andere bis zu den Bissago-Inseln bringen, wo ein Dampfer sie abholt und nach einem kleinen Ausflug nach Europa, meistens nach England, wieder zurücktransportiert. Ich brauche Sie nicht erst darüber zu belehren, daß es in Europa Banken, steinreiche alte Frauen und was sonst noch gibt, kurz und gut, eine Menge Leute, denen man mit Vorteil einen Besuch abstattet … ohne eingeladen zu sein. Nach dem Besuch kehrt man zurück, keiner weiß, woher und wohin.«
    »Diese Reisen fanden häufig statt?« fragte Camaret, dem allmählich Schamröte die Wangen färbte.
    Frasne machte eine resignierte Geste.
    »Na gut! Wenn Sie das gern wissen möchten! …« murmelte er. »Das kam darauf an. Drei-oder viermal im Jahr.«
    »Und wann hat die letzte Reise stattgefunden?«
    »Die letzte? …« antwortete Frasne, der offenbar gewissenhaft sein Gedächtnis erforschte. »Warten Sie mal! … Vor vier Monaten etwa, viereinhalb vielleicht.«

    »Und wen hat man diesmal besucht?«
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte Frasne. »Ich war das letzte Mal nicht dabei. Eine Bank, glaube ich. Jedenfalls weiß ich, daß niemals vorher ein so großer Coup geglückt ist!«
    Marcel Camaret schwieg einen Augenblick. Er war jetzt grünlichbleich und schien um zehn Jahre gealtert.
    »Noch ein letzter Punkt, Frasne«, sagte er. »Wieviel Neger haben Sie hier für die Feldarbeit?«
    »Etwa viertausend. Vielleicht noch mehr.«
    »Und Frauen?«
    »Ungefähr fünfzehnhundert.«
    »Und man beschafft sie sich vermutlich auf dieselbe Weise wie damals die ersten?«
    »Nein«, antwortete Frasne, als sei es die natürlichste Sache von der Welt. »Jetzt, wo wir die Aeroplane haben, entführen wir sie damit.«
    »Aha! …«
    Nach einer erneuten Pause stellte er nochmals eine Frage.
    »Und wie sind Sie hier hereingekommen?«
    Zum erstenmal zögerte Frasne, bevor er eine Antwort gab. Dies schien ihm eine wirklich ernstzunehmende Frage zu sein. So bereitwillig er die bisherigen Auskünfte gegeben hatte, so wütend war er, jetzt diese erteilen zu sollen. Dennoch ließ es sich offenbar nicht umgehen.
    »Durch das Reservoir«, gab er widerwillig

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