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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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wiederzukommen.
    »Chassez le natural, il revient au galop 1 «, glaubte bei dieser Gelegenheit Dr. Châtonnay feststellen zu müssen, denn er hat die Manie, bei jeder Gelegenheit – und häufig, wenn eigentlich keine Gelegenheit sich bietet – Verse zu zitieren, die meist keine Beziehung zum jeweiligen Thema besitzen. Aber jeder hat halt seine verrückten Besonderheiten.
    Moriliré, der zum Rekognoszieren ausgeschickt worden war, berichtete uns, daß diese Schwarzen, zehn an der Zahl, Händler und ›griots‹ (Zauberer) seien, die keinerlei feindselige Absicht hegten, sondern die nur teils uns ihre Produkte verkaufen, teils uns unterhalten wollten.
    »Schließt das Tafelsilber weg«, befahl Monsieur Barsac lachend, »und führt sie ins Speisezimmer.«
    Darauf wurden diese Schwarzen – die einen noch häßlicher und schmutziger als die anderen – uns vorgestellt. Es gab unter ihnen ›nounou‹, Handwerker, die sich auf sechsunddreißig Künste verstanden, Hersteller von Töpferwaren, Schmuck, Körben, Gegenständen aus Holz oder Eisen, ferner ›dioula‹ oder ›marraba‹, die Waffen, Stoffe und vor allem Kolanüsse verkauften, mit denen wir uns denn auch reichlich versorgten. Die anregende Wirkung dieser Früchte, die Dr. Châtonnay als ein ›Sparlebensmittel‹ bezeichnet, ist ja bekannt. Wir waren sehr froh, im Austausch gegen etwas Salz einen großen Vorrat von ihnen zu erwerben. In den Gegenden, die wir berühren, ist Salz eine Seltenheit, es ist nahezu unbezahlbar. Sein Wert wird noch immer weiter steigen, je mehr wir uns von der Küste entfernen. Daher führen wir auch mehrere Tafeln mit uns.
    Wir holten sodann die ›griots‹ herbei. Sie erhielten den Auftrag, ihr schönstes Lied zu Ehren unserer illustren Gesellschaft zum besten zu geben.
    Die Troubadoure dieser Gegend waren zwei an der Zahl. Der erste hielt in seinen Händen eine Gitarre. Aber was für eine Gitarre! … Man stelle sich eine Kalebasse vor, an der mit Hilfe von drei quer hindurchgeführten Bambusspänen drei Darmsaiten befestigt sind. Dieses Instrument heißt ›dianné‹. Der zweite ›griot‹, ein alter Mann, dessen Augen von einer Krankheit befallen waren, die hier häufig vorkommt, führte eine Art Flöte bei sich, die auf Bambara ›fabrésoro‹ heißt, ein einfaches Rohr, an dessen beiden Enden sich ein kleiner Flaschenkürbis befindet.
    Das Konzert begann. Der zweite ›griot‹, der nur mit einem ›bila‹, einer Art von drei Finger breitem, zwischen den Beinen hindurchgeführten Gürtel bekleidet war, fing zu tanzen an, während sein Gefährte, der seine Blöße auf dezentere Art, das heißt mit einem – übrigens abstoßend schmutzigen – Kittel von der ›doroké‹ benannten Sorte bedeckte, sich auf den Boden setzte, an seiner Gitarre zupfte und gutturale Schreie ausstieß, die, wie ich wenigstens vermute, Anspruch darauf erhoben, ein an die Sonne, den Mond, die Sterne und Mademoiselle Mornas gerichteter Hymnus zu sein.
    Die Verrenkungen des einen, das Geheul des anderen, die seltsamen Töne, die die beiden Virtuosen ihren Instrumenten entlockten, besaßen die Gabe, auf unsere Eseltreiber anfeuernd zu wirken. Sie ließen ihre Hirse, ihren Reis und Mais im Stich und stellten ein Ballett zusammen, das eher ungewöhnlich war.
    Durch das Beispiel angeregt, ergreifen wir Kasserollen und Kessel, auf die wir mit Löffeln und Gabeln schlagen. Monsieur de Saint-Bérain zerbricht einen Teller, macht Kastagnetten daraus und führt, mit einem der Diener als Partner, einen tollen Fandango vor. Monsieur Barsac – soll ich es wirklich berichten? – Monsieur Barsac sogar gibt alle Zurückhaltung auf, schlingt sich eine Serviette als Turban um den Kopf, und während der ehrenwerte Abgeordnete des Departements Nord sein Haupt verhüllt, zelebriert der ehrenwerte Deputierte aus Südfrankreich einen ultrameridional inspirierten Tanz.
    Auch der beste Spaß hat einmal ein Ende. Nachdem dieser Hexensabbat fünf Minuten angedauert hatte, mußten wir erschöpft innehalten, während Mademoiselle Mornas noch Tränen lachte.
    Am Abend des gleichen Tages wurde von dem unterzeichneten Amédée Florence das am Kopfe dieses Artikels eingestandene Unrecht begangen. Ehrlich gesagt ist es ein Unrecht, das zu meinen Gepflogenheiten gehört, da Indiskretion nun einmal die läßliche Sünde der Reporter ist.
    An jenem Abend also, an dem einem Zufall zufolge mein Zelt ganz dicht neben dem von Mademoiselle Mornas stand, wollte ich mich gerade

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