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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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mit einer Handvoll ›kauris‹ 2 . Sie sind darüber so begeistert, daß sie um die Wette an die Wände spucken und den Speichel mit den Händen verreiben. Saint-Bérain, der meine Behausung teilen soll – und zufällig auch da ist! – sagt mir, was sie tun, geschehe zu meinen Ehren. Allerbesten Dank!
    Am 13. Dezember morgens kommen wir ohne weiteren Zwischenfall in Timbo an. Diese Siedlung, die bedeutendste von denen, die wir bislang berührt haben, ist von einem ›tata‹ umgeben, das heißt einer Mauer aus Stampferde, deren Dicke je nach der Gegend schwankt, hinter der sich ein Holzgerüst erhebt, das als Wachgang dient.
    Der ›tata‹ von Timbo umgrenzt in Wirklichkeit drei Dörfer, die durch ausgedehnte Acker-oder Waldgelände, auf denen die
    Haustiere sich frei ergehen, getrennt sind. In jedem dieser Dörfer wird täglich ein kleiner Markt abgehalten, aber in dem größten findet auch ein großer Wochenmarkt statt.
    Jede vierte Hütte ist jeweils unbewohnt und mit allerlei Unrat und den verschiedensten Abfällen angefüllt. Dasselbe gilt von den Straßen. Es gibt hier ganz offenbar nicht genügend Straßenkehrer. Zudem ist das Land nicht nur unsauber, sondern auch sehr arm. Wir haben – größtenteils zu Skeletten abgemagerte – Kinder gesehen, die ihre Nahrung auf dem Misthaufen suchten. Was die Frauen anbelangt, so sind sie von geradezu abstoßender Häßlichkeit.
    Was sie im übrigen nicht hindert, eitel zu sein! Da gerade Markttag war, hatten die reichsten des Dorfes sich nach Kräften herausgeputzt. Ihr ›gutes‹ Kleid besteht aus einem Lendenschurz mit weißen Streifen auf blauem Grund, während ihr Oberkörper in ein Tuch aus weißem Kaliko oder grellgeblümtem schlechtem ›Florence‹ gehüllt ist. In den Ohren tragen sie schwere Metallringe, die von oben auf dem Kopf sich kreuzenden Silberkettchen gehalten werden; Hals, Handgelenke und Fußknöchel schmücken sie mit Armbändern und Schnüren aus Korallen oder falschen Perlen.
    Fast alle tragen ihr Haar helmförmig angeordnet. Manche sind am Scheitelbein rasiert und lassen nur oben auf dem Kopf etwas wie einen mit Glasperlen verschönten Helmbusch stehen. Andere sind vollkommen kahl. Die elegantesten richten sich mit einem spitzen Toupet und zwei großen seitlichen Hörnern eine Art Clownskopf her. An ihrer Haartracht soll man, so heißt es, erkennen, welchem Stamm sie angehören, ob den Peuks, den Mande oder den Bambara. Davon verstehe ich jedoch nichts und kürze daher diese ethnographischen Betrachtungen ab, über die sich Monsieur Tassin nach seiner Rückkehr in einem Buch verbreiten wird, das mindestens Aussicht hat, sehr solide dokumentiert zu sein.
    Die Männer tragen Hosen, weiße Kittel oder Lendenschurze. Sie schmücken ihr Haupt mit den verschiedensten Kopfbedeckungen von der Chechia bis zum Strohhut, aber auch mit Mützen, die mit Weißblech oder rautenförmigen Stoffornamenten verziert sind. Um einen Fremden zu begrüßen, klopfen sie sich gut fünf Minuten lang mit der Handfläche auf den Schenkel und wiederholen dabei fortwährend das Wort dagaré, das offenbar ebenso wie Initié soviel wie ›guten Tag‹ bedeutet, oder aber Ini Sou Khouma, was dem ganz bestimmt entspricht.
    Wir begeben uns auf den großen Markt, auf dem wir die gesamte Aristokratie von Timbo vorfinden. Die Händler haben sich dort schon seit acht Uhr morgens in zwei Reihen von Strohhütten niedergelassen oder sitzen nur unter Matten, die an vier Pfählen aufgehängt sind, aber ›le beau monde‹ erscheint erst gegen elf Uhr.
    Es wird dort von allem etwas verkauft: Hirse, Reis, Schibutter zu fünfzig Centimes das Kilo, Salz zu 77,50 Francs die Fünfundzwanzigkilotafel, Rinder, Ziegen, Hammel, Hühner zu 3,30 Francs das Stück, was nicht gerade geschenkt ist, Steinschloßgewehre, Kolanüsse, Tabak, ›koyos‹ oder Lendenschurzschnüre, ›niomis‹, Kuchen aus Hirsemehl oder geröstetem Mais, sowie verschiedene Stoffe wie Kattun oder Kaliko, aber auch Hüte, Turbane, Garn, Näh-und Stecknadeln, Schießpulver, Feuerstein, vieles anderes und schließlich, auf trockenen Blättern schön dargeboten, für die Feinschmecker fauliges Fleisch, dem ein Geruch sui generis anhaftet.
    Timbo ist, wie ich schon sagte, das erste etwas bedeutendere Zentrum, auf das wir stoßen. Wir bleiben daraufhin auch zwei Tage, am 13. und 14. Dezember, dort. Nicht, daß wir besonders erschöpft gewesen wären, aber die Esel und die Träger, die ja auch eine Art Lasttiere sind, zeigen

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