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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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auf.
     
    Endlich rücken wir mit drei Stunden Verspätung ab.
    Natürlich bildet das nächtliche Phänomen den Gegenstand aller Gespräche; niemand jedoch vermag es zu erklären. Allmählich beginnt man trotz allem von anderem zu reden, als ungefähr zwei Kilometer von unserem soeben verlassenen Lager entfernt Hauptmann Marcenay, der an der Spitze reitet, die Beobachtung macht, daß der Boden von etwa fünfzig Meter langen, von Westen nach Osten verlaufenden Wagenspuren durchfurcht ist. Diese Spuren, die im Westen etwa zehn Zentimeter tief sind, werden nach Osten zu merklich schwächer. Es sind im ganzen zehn Spuren, die in fünf Gruppen zu je zweien verlaufen.
    Stehen sie in Zusammenhang mit dem Phänomen dieser Nacht? Zunächst ist man versucht, die Frage zu verneinen.
    Und dennoch ist da der gleiche Verlauf von Westen nach Osten. Und auch die Übereinstimmung der Zahl gibt zu denken: fünf Gruppen von Spuren und fünfmaliges Brummen …
    Und weiter? …
    Weiter weiß ich auch nichts.
    AMÉDÉE FLORENCE
VII.
In Sikasso
    Die Expedition Barsac traf am 12. Januar in Sikasso ein. Sie hatte also in weniger als sechs Wochen, das heißt mit einem Tagesdurchschnitt von fünfundzwanzig Kilometern, die elfhundert Kilometer von der Küste bis zu dieser alten Hauptstadt des Kenedougou, die später Samorys letzte Festung geworden ist, zurückgelegt.
    Da die ›Expansion française‹, wie bereits gesagt, nach dem dritten von ihm selbst am übernächsten Tag nach dem Aufbruch aus Kankan abgesandten, keine Artikel von Amédée Florence mehr erhielt, würde man über den Verlauf der Expedition von diesem Tage an keine Nachricht mehr haben, wäre nicht das Notizbuch vorhanden, in das der gewandte Reporter Tag für Tag seine Bemerkungen und Beobachtungen eingetragen hatte.
    Dieses Notizbuch nun hat der Verfasser der hier vorliegenden Erzählung vor sich liegen; er wird nicht verfehlen, gegebenenfalls sich weitgehend an diese Notizen zu halten.
    Von Kankan bis Sikasso scheint die Reise monoton und ohne interessante Zwischenfälle verlaufen zu sein. Abgesehen von einigen scherzhaften Hinweisen auf Saint-Bérains neue Beweise von Zerstreutheit oder der bis ins einzelne gehenden Schilderung der Vorfälle eines jeden Tages – alles Dinge, von denen der Leser schon so viele Proben erhalten hat, daß es sich erübrigt, ihm noch weitere vorzusetzen –, beschränkt sich Amédée Florence darauf, den Reiseweg zu beschreiben, der bis Tiola eben verläuft, dann von diesem Dorf an durch ein weit schwierigeres Terrain führt, sowie kurz zu erwähnen, daß Tchoumouki auch weiterhin die Gesellschaft seines Kameraden Tongané flieht und sich mit dem Hauptführer Moriliré anzufreunden scheint. Er stellt im übrigen über dieses Faktum keinerlei Betrachtungen an, und wahrscheinlich bestand auch kein Anlaß dazu, da der Stand der Beziehungen zwischen den drei Negern ja schließlich nicht so schwerwiegend war, daß er diesem Problem seine Aufmerksamkeit hätte widmen müssen.
    Aus dem Schweigen von Amédée Florence muß man schließen, daß sich nichts Wichtiges zugetragen hat. Demgemäß hatte, wie zu erwarten war, keine der Voraussagen des ›Kéniélala‹ sich zu bewahrheiten auch nur den Anfang gemacht: Amédée Florence verfaßte auch weiterhin seine Artikel und übergab sie Tchoumouki, der jeweils gute Ankunft in Europa garantierte, und wenn dieses Versprechen etwa nicht eingehalten wurde, wußte jedenfalls der Reporter nichts davon; Saint-Bérain konnte ohne Behinderung sein Pferd besteigen, und das Herz von Jane Mornas – wir lassen ihr das selbstgewählte Pseudonym – hatte keine Wunde empfangen, wenigstens keine, die nach außen hin sichtbar war. Soweit es sich um eine Beeinträchtigung ihres seelischen Gleichgewichts handelte, würde freilich aus den wenigen von Amédée niedergeschriebenen Sätzen sich eher ergeben, daß die dritte Vorhersage, wofern man sie im bildlichen Sinne verstand, seiner Meinung nach der Verwirklichung näher war als die anderen. Tatsächlich nämlich widmete er zwei – übrigens im Ton der Billigung und Sympathie abgefaßte – Zeilen der immer intimer werdenden Freundschaft zwischen Jane Mornas und Hauptmann Marcenay sowie dem zunehmenden Vergnügen, das die beiden jungen Leute daran zu finden schienen.
    Was die vierte Vorhersage betrifft, die ernsteste und düsterste, so weist nichts, absolut nichts darauf hin, daß irgendeine Tatsache sie bislang bestätigte. Die Expedition war weder gescheitert, noch

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