Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
unerschütterlich fest, und niemand, nicht einmal Hauptmann Marcenay, hatte den geringsten Einfluß auf sie.
»Sie vergeuden Ihre Zeit«, erklärte sie lachend. »Es wird Ihnen höchstens gelingen, meinem Onkel Grauen einzuflößen, er wirft schon jetzt verstörte Blicke um sich.«
»Ich! …« protestierte Agénor, derart angegriffen.
»Ja, du«, beharrte Jane Mornas auf ihrer Meinung. »Du stirbst vor Angst, das sieht dir jeder an. Solltest du dich wirklich durch all diese Unglückspropheten beeindrucken lassen?«
»Ich! …« wiederholte der arme Saint-Bérain.
»Warum solltest du dich fürchten?« fragte Jane von oben herab. »Ich bleibe doch bei dir, mein lieber Neffe.«
»Aber ich fürchte mich ja gar nicht!« erklärte Saint-Bérain, wütend darüber, daß alle Blicke sich auf ihn hefteten.
Jane Mornas wendete sich nunmehr an alle die, die ihr abgeraten hatten.
»Ich für meine Person«, sagte sie, »habe Europa mit dem Entschluß verlassen, Hombori zu durchqueren und bis an den äußersten Punkt des Nigerbogens bis Gao vorzustoßen. Ich werde also Hombori durchqueren und den Niger bei Gao erreichen.«
»Und die Touareg Aouelimmiden, die in jener Gegend die beiden Nigerufer in Besitz haben?«
»Ich pfeife auf die Touaregs«, entgegnete Jane Mornas, »und werde meine Reise durchführen, auch wenn es ihnen nicht paßt.«
»Aber weshalb denn Gao und nicht irgendeinen anderen Punkt? Was zwingt Sie denn, wo Sie doch zum Vergnügen reisen, lieber hierhin als dorthin zu gehen?«
»Meine Laune«, antwortete Jane Mornas.
Dieses Wort, das von den Offizieren allgemein als schneidig und ihrer Meinung nach als echt französisch empfunden wurde, fand lebhaften Beifall.
»Das ist allerdings ein unwiderstehliches Motiv«, erklärte Kommandant Vergèze. »Die Laune einer hübschen Frau ist die ›ultima ratio‹, wir sind die letzten, die dagegen etwas einzuwenden haben.«
Nachdem die Verteilung der sowohl im offiziellen wie offiziösen Sinn führenden Persönlichkeiten geregelt war, blieb nur noch übrig, in angemessener Weise das Begleitpersonal in den beiden Gruppen unterzubringen, was einfach schien.
Zunächst würden natürlich die zehn Esel, fünf Eseltreiber und zehn Träger, die Jane Mornas und Saint-Bérain persönlich angeworben hatten, bei ihnen verbleiben. Von den anderen Trägern und Treibern sowie den Lasttieren gedachte man zwei ungleiche Gruppen zusammenzustellen, deren größere dem Teil der Expedition zuerkannt werden sollte, die den längeren Reiseweg vor sich hatte, das heißt dem von Barsac geleiteten, dem man auch die weitere Unterstützung durch den Führer Moriliré zugestand. Über diese verschiedenen Punkte wurde mühelos Einigung erzielt.
Erst als es sich darum handelte, diesen Beschluß in die Tat umzusetzen, begannen die Schwierigkeiten.
Bei den ersten Worten, die über die Sache geäußert wurden, erhob Moriliré kategorisch Einspruch, und er ließ sich auch durch kein Argument überzeugen. Seiner Behauptung nach war er nur für die Strecke bis Sikasso verpflichtet worden, und um nichts auf der Welt, erklärte er, werde er weiter mitgehen. Vergebens drang man in ihn. Vergebens machte man von allen Mitteln, sogar dem der Einschüchterung Gebrauch. Alles, was man schließlich erreichte, war, daß er die Expedition Baudrières begleiten werde. Ihn zu überreden, mit Barsac weiter nach Osten vorzudringen, erwies sich als unmöglich.
Nachdem dieser Punkt geklärt war, erlebte man gleiche Schwierigkeiten bei den Eseltreibern und Trägern. Mit Ausnahme der unmittelbar von Jane Mornas und ihrem Neffen engagierten weigerten sie sich einstimmig, über Sikasso hinauszugehen. Bitten, Versprechungen, Drohungen – alles war zwecklos. Man stieß gleichsam auf eine Mauer und mußte auf jeden weiteren Überredungsversuch verzichten.
Wohl oder übel mußte man sich also auf die Suche nach einem neuen Führer und sonstigen Hilfskräften begeben. Was die letzteren anbetraf, hatte man keine große Mühe, sie im wesentlichen zu ersetzen, doch vergingen mehrere Tage, bevor man einen Eingeborenen gefunden hatte, der hinlänglich vertrauenswürdig wirkte. Endlich entdeckte man einen solchen. Es war ein Neger von fünfunddreißig bis vierzig Jahren mit Namen Bala Konéré. Er stammte aus Niélé, einer Siedlung im Follana-Gebiet, die an Baudrières vorgeschriebener Reiseroute lag, hatte aber schon einige Vorstöße in das Mossigebiet unternommen. Dieser Bala Konéré wurde engagiert.
Sofort vollzog
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