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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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macht über ihnen seltsame Zeichen, als wolle er sie segnen. Schließlich sammelt er sie äußerst sorgfältig wieder ein und streckt uns seine schmutzige Hand entgegen, in die wir die Bezahlung für die Konsultation deponieren.
    Wir brauchen ihn jetzt nur noch zu fragen. Er ist inspiriert. Er ist bereit zu reden.
    Wir stellen ihm abwechselnd ein paar Fragen, die er schweigend anhört. Er wird uns alle Antworten gleichzeitig erteilen, kündigt er an. Als wir mit Reden aufgehört haben, redet er seinerseits mit großer Zungenfertigkeit, sehr lebhaft wie ein Mann, der all dessen, was er vorbringt, vollkommen sicher ist. Die Voraussagen dieses Magiers sind nicht eben erheiternd! Wenn wir an die Sache glaubten – was wir glücklicherweise nicht tun –, würden wir besorgt und beunruhigt sein Sprechzimmer verlassen.
    Bei mir fängt er an, bei mir, der ich mich nach dem Schicksal dessen erkundigt habe, was mir das Teuerste auf der Welt ist, das heißt nach dem der Artikel, die ich Ihnen schicke.
    »Bald«, sagt er zu mir in einem Kauderwelsch, das ich hier in ein verständliches Idiom übersetze, »wird niemand mehr von dir hören.«
    Das sind ja schöne Aussichten! Aber schließlich hat der Zauberer gesagt ›bald‹. Ich kann also, was den gegenwärtigen Bericht anbetrifft, noch beruhigt sein.
    Dann wendet der ›Kéniélala‹ sich Saint-Bérain zu.
    »Du wirst«, sagt er zu ihm, »eine Verwundung erhalten, die dich am Sitzen hindern wird.«
    Ich denke an die Angelhaken. Er hinkt den Ereignissen nach, dieser alte Schelm. Er verliert sich in der Vergangenheit, über die Moriliré und Tchoumouki sicherlich das Dunkel gelüftet haben.
    Jetzt ist die Reihe an Mademoiselle Mornas.
    »Du wirst im Herzen getroffen werden«, verkündet der ›Kéniélala‹.
    Ei, ei, gar nicht so dumm! Man beachte, daß er sich auf keine Details eingelassen hat. Wird die Verwundung physisch oder psychisch sein? Ich neige sehr zu der zweiten Hypothese und habe unsere beiden Führer stark im Verdacht, ein bißchen geschwatzt zu haben. Mademoiselle Mornas hat die Weissagung sicher so aufgefaßt wie ich, denn sie ist errötet. Wetten, daß auch sie an Hauptmann Marcenay dabei denkt?
    Aber unser Magier schweigt sich aus. Dann faßt er Monsieur Barsac mit einem drohenden Blick ins Auge. Offenbar wird jetzt die bedeutsamste Weissagung folgen.
    »Jenseits von Sikasso«, orakelt er, »sehe ich Weiße. Das bedeutet für euch alle Sklaverei oder Tod.«
    Der alte Knabe hat wirklich etwas Aufmunterndes!
    »Weiße? …« wiederholte Mademoiselle Mornas. »Sie meinen sicher Schwarze.«
    »Ich habe gesagt Weiße«, bekräftigt feierlich der ›Kéniélala‹, der auf amüsanteste Weise höhere Eingebung simuliert.
     

    »Jenseits von Sikasso sehe ich Weiße.«
     
    »Begeben Sie sich nicht über Sikasso hinaus. Sonst: Sklaverei oder Tod.«
    Natürlich faßten wir das Ganze scherzhaft auf. Wem könnte dieser Jahrmarktsprophet denn weismachen, daß sich auf französischem Boden eine Ansammlung von Weißen befindet, die zahlreich genug wäre, um für eine Karawane von unserem Ausmaß eine Gefahr darzustellen! Beim Abendessen am gleichen Tage amüsierten wir uns über das Erlebnis, sogar der ängstliche Monsieur Baudrières, und später dachte niemand mehr daran.
    Am Abend beim Schlafengehen dachte ich selbst aber doch daran. Ich dachte sogar sehr ernsthaft daran und gelangte schließlich zu Folgerungen, die … Aber man urteile selbst!
    Stellen wir das Problem als solches zunächst einmal klar.
    Die Basis geben zweieinhalb Tatsachen ab.
    Die halbe Tatsache ist Morilirés Abwesenheit in Timbo und während unseres letzten Halts vor Kankan.
    Die zwei Tatsachen sind die geplante Vergiftung mit ›doung-kono‹ und der düstere Orakelspruch des schwarzen Zauberers.
    Auf dieser Grundlage heißt es nun überlegen.
    Die erste Tatsache: Ist es glaubhaft, daß der Häuptling eines winzigen Dorfes auf den unsinnigen Gedanken gekommen ist, eine von zweihundert Säbeln begleitete Expedition anzugreifen, und das in einer seit langem schon von unseren Truppen besetzten Region Senegambiens, fünfunddreißig Kilometer von Timbo, einer bedeutenden französischen Garnison, entfernt? Nein, das ist nicht glaubhaft. Es ist im Gegenteil ausgeschlossen, vollkommen ausgeschlossen.
    Zweite Tatsache: Ist es glaubhaft, daß ein stumpfer, unwissender Neger die Gabe hat, in der Zukunft zu lesen? Nein, er besitzt sie nicht, soviel steht fest.
    Nun aber steht ebenso fest, daß dieser

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