Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
zugehörige und zwei Kompanien Senegalschützen, welch letztere französischen Offizieren und Unteroffizieren unterstanden. Man kann sich vorstellen, was für eine Freude die Ankunft der Expedition Barsac für diese jungen Leute bedeutete, die so lange schon von ihresgleichen getrennt leben mußten. Diese Freude erreichte dank dem Erscheinen von Hauptmann Marcenay an der Spitze des Geleitzuges, der auf diesem entlegenen Posten mehrere seiner liebsten Kameraden wiedertraf, ihren Höhepunkt und wuchs sich zu stürmischer Begeisterung aus, als sich herumsprach, daß sich unter den Ankömmlingen auch eine weiße Frau befinde.
Man bereitete den Besuchern einen feierlichen Empfang. Im Winde flatternde Fahnen, tönende Trompeten, Trommelwirbel, aus Zweigen geflochtene grüne Triumphbögen, Begeisterungskundgebungen der geschickt zusammengetrommelten Neger – nichts fehlte, nicht einmal eine Ansprache aus Monsieur Barsacs Mund.
Am Abend luden die Offiziere zu einem vorzüglichen Punsch ein, wobei bis zum Ende freimütigste Fröhlichkeit herrschte. Jane Mornas war Königin des Festes. Man kann sich vorstellen, welchen Erfolg sie hatte! Alles umringte, ja umdrängte sie. Diese ganze hochgemute Jugend hätte mit Freuden für die schönen Augen dieser weißen Frau gekämpft, die in ihre Verbannung einen Sonnenstrahl trug.
Jane Mornas aber ließ sich durch den Erfolg nicht berauschen. Unter allen diesen Huldigungen fanden die, mit denen Hauptmann Marcenay nicht geizte, am leichtesten den Weg zu ihrem Herzen.
Diese Bevorzugung zeigte sie, ohne es zu wissen, derart unbefangen, daß sie bald niemandem mehr entging. Sofort bewiesen Marcenays Kameraden als echte Franzosen ihr Zartgefühl dadurch, daß sie ihren eigenen Enthusiasmus etwas dämpften, und einer nach dem anderen dem glücklichen Hauptmann auf diskrete Art seine Glückwünsche andeutete, die dieser vergebens als unverdient zurückzuweisen versuchte.
Marcenay wendete die Augen ab, leugnete, versicherte, er verstehe nicht, was man eigentlich meine. Er verstand hingegen sehr gut und war überglücklich. Alle Träume waren ihm also erlaubt, da Jane Mornas’ Gefühle so augenfällig waren, daß nur er sie nicht erkannte.
So wurde beiden, Jane Mornas und Marcenay, von außen her die Liebe offenbart, die sie füreinander empfanden.
Am folgenden Tage beschäftigte man sich mit der Frage, wie die Teilung der Expedition vor sich gehen sollte, und stieß dabei alsbald auf unvorhergesehene Schwierigkeiten.
Alles war denkbar einfach, soweit es die Europäer betraf. Um Baudrières gruppierten sich die Herren Heyrieux und Quirieu ihren Instruktionen gemäß, sowie Monsieur Tassin entsprechend seiner persönlichen Neigung. Bei Barsac verblieben Monsieur Poncin und Dr. Châtonnay sowie Amédée Florence, dem der ausgedehntere Reiseweg dieser Gruppe mehr Stoff für Meldungen an seine Zeitung zu verheißen schien.
Was Hauptmann Marcenay anbetraf, so hatte er Order, der Gruppe Baudrières hundert seiner Leute unter dem Befehl eines von der Garnison Sikasso abkommandierten Leutnants zu überlassen und sich mit den hundert übrigen der Gruppe Barsac anzuschließen. Wiewohl selbstverständlich zu striktem Gehorsam entschlossen, war er doch nicht wenig beunruhigt und fragte sich mit einer gewissen Besorgnis, welche Entscheidung Jane Mornas und Saint-Bérain wohl treffen würden.
Welchen Seufzer der Erleichterung aber stieß er aus, als das junge Mädchen, über diesen Punkt befragt, erklärte, sie werde bei Barsac bleiben. Doch welcher weitere Seufzer, diesmal der Enttäuschung, folgte dem ersten, als Jane hinzusetzte, sie und Saint-Bérain würden nur wenige Tage noch sich in der Gesellschaft des ehrenwerten Abgeordneten aus dem Süden Frankreichs aufhalten, da sie die Absicht hätten, nach einigen Etappen die Gruppe zu verlassen und ihre weiteren Forschungen weiter im Norden zu betreiben.
Unter den Offizieren erhob sich ein allgemeines Wehgeschrei. Es gab keinen, der nicht das junge Mädchen tadelte, einen so unvorsichtigen Plan gefaßt zu haben. Wie denn! Allein, ohne militärischen Schutz wollte Jane Mornas sich in nahezu unbekannte Regionen wagen, in die französische Truppen noch niemals vorgedrungen waren? Man hielt ihr vor Augen, daß eine solche Reise undurchführbar sei, daß sie dabei ihr Leben aufs Spiel setze oder daß zum mindesten die Dorfhäuptlinge ihrer Weiterreise Hindernisse in den Weg legen würden.
Nichts verfing jedoch, Jane Mornas hielt an ihrem Entschluß
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