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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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wenn möglich – noch weniger Eifer zeigen, ihre Tiere zu einem schnelleren Tempo zu bewegen, daß die Träger rascher ermüden und häufiger Ruhepausen verlangen. Alles das existiert vielleicht nur in meiner Phantasie, und möglicherweise stehe ich auch unbewußt unter dem Einfluß der Vorhersagen des ›Kéniélala‹ von Kankan. Es ist nicht ausgeschlossen, daß diese Vorhersagen, die ich fast vergessen hatte, wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen, seitdem wir Sikasso hinter uns gelassen haben und unsere Eskorte um die Hälfte vermindert ist.
    Habe ich am Ende Angst? Aber nein! Oder vielmehr, wenn ich mich fürchte, so in dem Gefühl, daß dieser Dummkopf von ›Kéniélala‹ nicht stumpfsinnig eine eingelernte Lektion wiederholt oder nicht wirklich die Gabe des zweiten Gesichts besessen hat. Was wünsche ich mir denn für meine Person? Abenteuer, Abenteuer und nochmals Abenteuer, aus denen ich gute Artikel machen möchte, denn das ist nun einmal mein Metier. Und eben gerade auf Abenteuer, die diesen Namen verdienen, warte ich immer noch.
    23. Januar. – Ich bleibe bei der Meinung, daß wir uns im Tempo von Schildkröten vorwärtsbewegen. Freilich eignet die Natur des Landes sich nicht gerade für einen flotten Marsch. Es geht ständig auf und ab. Trotz allem scheint der dumpfe Widerstand der Neger mir jetzt Gewißheit zu sein.
    24. Januar. – Was habe ich gesagt? Wir kommen heute abend in Kafélé an. Damit haben wir vier Tage gebraucht, um fünfzig Kilometer zurückzulegen. Zwölf Kilometer pro Tag sind wirklich eine Art von Rekord!
    31. Januar. – Immerhin, der Rekord ist jetzt noch übertroffen! Wir haben nunmehr in sechs Tagen ganze fünfzig weitere Kilometer geschafft – also hundert Kilometer in zehn Tagen! – und befinden uns jetzt in einem kleinen ländlichen Ort mit Namen Kokoro. Bitte glauben Sie mir, daß ich mir hier keine Villa mieten werde, um etwa den Sommer an der See zu verleben. Was für ein Nest!
    Nachdem wir vor drei Tagen ein Dorf mit Namen Ngana – wo, zum Teufel, nehmen sie nur alle diese Ortsbezeichnungen her? – verlassen haben, galt es, eine letzte, ziemlich steile Höhe zu erklimmen, um dann endgültig ins Tal zurückzukehren, in dem wir uns zur Zeit voranbewegen. Berge im Westen, im Norden und im Süden, vor uns, das heißt gegen Osten zu, ebenes Land.
    Zu alledem werden wir uns noch eine gewisse Zeit in Kokoro aufhalten müssen. Nicht, daß wir hier Gefangene wären. Im Gegenteil, der Häuptling des Dorfes, ein gewisser Pintié-Ba ist unser Busenfreund. Jedoch …
    Jedoch überlege ich mir gerade, daß es ein literarisches Axiom ist, mit dem Langweiligsten zu beginnen. Ich werfe also als eine Art Memorandum, bevor ich in meiner Erzählung fortfahre, erst einmal ein paar geographische Notizen aufs Papier.
    In Kokoro beginnt das Land der Bobos. Wenn dieser Name eher belustigend ist, sind die Bewohner es doch weniger. Ein rohes Volk.
    Hier eine kurze Schilderung dieser Typen:
    Die im allgemeinen gutgebauten Männer sind vollkommen nackt. Die Greise tragen zwischen den Beinen einen Streifen Stoff, der ›bila‹ heißt. Die alten Frauen ersetzen den ›bila‹ durch einen Blätterstrauß am unteren Ende des Rückens, das finden sie koketter. Ein paar junge Leute, die offenbar in der Mode den Ton angeben, bekennen sich ebenfalls zum ›bila‹, den sie hinten mit einem kleinen Schwanz aus Baumwollfäden verzieren, die in einem Büschel enden. Das ist die Höhe der Gefühle! Zu dieser schlichten Kleidung denke man sich noch ein Halsband aus drei Kaurireihen, Beinbänder, ein Palmblatt an den Fußknöcheln, Ohrringe aus Blech und einen beinernen Pfeil oder einen Schilfhalm, der durch die Nase gesteckt wird, und man hat den Typ des ›Elegants‹ bei den Bobos vor sich.
    Was die Frauen anbelangt, so sind sie abstoßend häßlich mit ihren zu langen Oberkörpern auf zu kurzen Beinen, ihrem vorgewölbten und in einem zugespitzten Nabel endenden Bauch, ihrer dicken Unterlippe, die von einem Horn oder einer Blätterrolle von der Dicke einer Kerze durchbohrt ist. Man muß das in Wirklichkeit sehen!
    Ihre Waffen bestehen in Wurfspießen, ›sagai‹ benannt, und ein paar Steinschloßgewehren. Manche besitzen auch eine kleine Peitsche, die mit Amuletten, ›gris-gris‹, besetzt ist.
    In puncto Ernährung sind diese Burschen nicht heikel. Ohne Ekel zu empfinden, verschlingen sie Aas, das bereits in Verwesung übergegangen ist – pfui Teufel! Ihr Wesen ist ganz einnehmend. Man mache sich

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