Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
sich bei Moriliré eine jähe Wandlung. Er, der gleichgültig, ja, wie es schien, sogar etwas hämisch die zunächst fruchtlosen Bemühungen seines Chefs mitangesehen hatte, veränderte plötzlich seine Haltung, als diese Bemühungen von Erfolg gekrönt wurden. Er suchte Barsac auf, bat ihn demütig um Verzeihung wegen seines Starrsinns, den er durch seine Furcht begründete, und erbot sich, die Expedition bis nach Ouagha-dougou und Dahomey zu führen, wie er sich vormals verpflichtet hatte. Zugleich verschwand auch jeder Widerstand bei den bisherigen Trägern und Eseltreibern, die sich vielmehr bereit erklärten, ihrem ›mantoba‹ (Führer) überallhin zu folgen, wohin er sie zu führen gedächte, wofern nur dieser Führer Moriliré wäre.
Diese jähe Einmütigkeit machte vollends offenbar, daß besagter Moriliré als der einzig Verantwortliche für diesen unerwarteten Streik anzusehen war, so daß man sogar einen Augenblick die Idee erwog, sein verspätetes Anerbieten abzulehnen. Indessen bestand ein so großes Interesse daran, sich die Mithilfe eines erprobten Personals und die eines in dem weiterhin zu durchmessenden Land selbst geborenen Führers zu sichern, daß man schließlich bereit war, ein Auge zuzudrücken.
Demzufolge wurde ausgemacht, Bala Konéré mit einem kleinen, durch neue Träger vermehrten Teil des alten Personals Baudrières beizuordnen, während Barsac Moriliré und den größeren Teil der ursprünglich angeworbenen Träger und Eseltreiber behalten sollte.
All diese Verzögerungen und Veränderungen hatten wohl oder übel beträchtliche Zeit in Anspruch genommen. Nachdem man Sikasso gemeinsam am 12. Januar betreten hatte, konnten erst am 21. Januar Barsac und Baudrières es auf nunmehr getrennten Wegen verlassen.
An jenem Morgen zu früher Stunde traten die Kompanien erneut ins Gewehr und standen in Paradeuniform unter dem Kommando ihrer Offiziere ausgerichtet da, von neuem flatterten die Fahnen im Wind, die Trompeten erklangen weithin, und die Expedition Barsac, gefolgt von der Baudrières’, defilierte zwischen einer doppelten Reihe von Soldaten. Dann setzte die Truppe sich in Bewegung, schloß sich ihnen an und gab ihnen bis zur Umfriedung des Ortes das Geleit.
Außerhalb des ›tata‹ wurden darauf die Abschiedsgrüße ausgetauscht. Die Offiziere der Garnison bedachten beide Reisegruppen mit ihren besten Wünschen, und nicht ohne starke innere Bewegung drückten Barsac und Baudrières einander die Hand. Als endlich die Truppen in ihre Unterkünfte zurückkehrten, setzten die beiden Kolonnen sich in Bewegung und begaben sich, eine jede nach ihrer Seite, auf den Weg. Baudrières, seine Begleiter und die hundert Mann der Eskorte entfernten sich in Richtung Süden.
Barsac und Baudrières drückten einander die Hand.
Barsac, Monsieur Poncin, Dr. Châtonnay, Amédée Florence, Jane Mornas und Saint-Bérain, ebenfalls von hundert Reitern flankiert, die Hauptmann Marcenay befehligte, wendeten sich nach links und entschwanden nach Osten zu.
Diesen beiden fast identischen Reisegesellschaften nun standen äußerst verschiedene Geschicke bevor. Während die erste auf ihrem Wege keiner wirklichen Gefahr und nicht einmal einer ernsthaften Schwierigkeit begegnen sollte, traf für die zweite keineswegs das gleiche zu. Während Baudrières seine Mission friedlich erfüllen, mühelos die Fakten des Berichts, den er der Kammer zu unterbreiten sich verpflichtet hatte, zusammentragen und schließlich ungefähr zum vorgesehenen Termin Grand-Bassam erreichen konnte, stand es in den Sternen geschrieben, daß Barsac und seine Freunde in das schrecklichste, das ungewöhnlichste Abenteuer geraten sollten, das man sich überhaupt vorstellen kann. So wollte es das Schicksal.
Daher wird dieser Bericht nun im folgenden die uninteressanten Erlebnisse, die Baudrières ruhigen Weitermarsch begleiteten, außer acht lassen und sich ausschließlich mit jener Gruppe der Expedition beschäftigen, die sich ostwärts bewegte und unter Führung von Moriliré sich immer weiter in den Tiefen des Schwarzen Erdteils verlor.
VIII.
Moriliré
(Nach den Aufzeichnungen von Amédée Florence)
22. Januar. – Seit zwei Tagen haben wir Sikasso verlassen, und schon habe ich den Eindruck, daß etwas nicht mehr stimmt. Ich wiederhole, es handelt sich nur um einen Eindruck, aber es scheint mir jedenfalls, daß der Geist, der bei unseren Untergebenen herrscht, weniger erfreulich ist, daß die Eseltreiber zum Beispiel –
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