Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
selber ein Bild davon nach der Art, wie wir mit ihnen bekannt geworden sind.
Dieser geschickte Übergang führt mich ganz von selbst dazu, den Faden meiner Erzählung wiederaufzunehmen.
Der Schauplatz ist Kokoro, gestern, am 30. Januar. Es herrscht Dunkelheit. Als wir in die Nähe des Dorfes kommen, stoßen wir auf eine heulende Meute von Negern – beim Fackelschein meinen wir immerhin mindestens achthundert vor uns zu haben –, die uns keineswegs von sehr versöhnlichen Absichten geleitet zu sein scheinen. Zum ersten Mal erleben wir einen derartigen Empfang. Etwas verwundert machen wir demgemäß halt.
Verwundert, aber nicht weiter besorgt. Mögen alle diese Gauner auch noch so sehr ihre Waffen schwenken – es ist dennoch klar, daß man mit einer Gewehrsalve diese ganze liebenswürdige Gesellschaft rasch hinwegfegen würde. Hauptmann Marcenay gibt einen Befehl. Seine Leute greifen nach ihren Gewehren und lösen die Futterale. Immerhin holen sie sie noch nicht hervor. Tatsächlich zögert der Hauptmann. Auf seinen Nächsten zu schießen, ist immer eine ernste Angelegenheit, auch wenn dieser Nächste ein Bobo ist. Bis jetzt also schweigen noch die Waffen, und man möchte sie auch nur ungern zum Reden bringen.
So stehen die Dinge, als das Pferd Saint-Bérains, durch das Geschrei erschreckt, sich plötzlich aufbäumt und davonstiebt. Aus dem Sattel geworfen, vollführt Saint-Bérain einen fabelhaften Kopfsprung und landet mitten unter den Schwarzen.
Diese stoßen ein wildes Geheul aus und stürzen sich auf unseren unglücklichen Freund, als …
… als Mademoiselle Mornas herbeigesprengt kommt. Auf der Stelle wendet die Aufmerksamkeit der Bobos sich von Saint-Bérain ab. Statt dessen umringen sie die mutige Reiterin. Zwanzig Sagais sind auf sie gerichtet …
» Manto! « ruft sie ihren Angreifern zu. » Ntéabê souba (Ruhe! Ich bin eine Zauberin).«
Während sie spricht, zieht sie aus der Satteltasche eine elektrische Taschenlampe, die sich dort zum Glück befindet und knipst sie abwechselnd an und aus, um zu zeigen, daß sie über Feuer und Blitze gebietet.
Bei diesem Anblick verstummt das Geheul, und es bildet sich um sie ein großer Kreis respektvoll staunender Gestalten, in deren Mitte jetzt der bereits erwähnte Pintié-Ba erscheint. Er wird alsbald unter allen Umständen eine Rede halten, denn das ist die Krankheit, an der alle Herrschenden auf Erden leiden. Mademoiselle Mornas jedoch gebietet ihm Schweigen. Sie beabsichtigt zunächst einmal Saint-Bérain zu helfen, der sich seit seinem Sturz nicht gerührt hat und demnach verletzt zu sein scheint.
Nach Feststellung von Dr. Châtonnay, der mit der gleichen Ruhe in den Kreis getreten ist, als wenn er einen Patienten in seinem Hause besuchte, ist Saint-Bérain verwundet. Er ist sogar mit Blut überströmt, und zwar ist er so unglücklich gefallen, daß ein spitzer Kiesel ihm an einer Stelle unterhalb der Lendengegend einen tiefen Schnitt beigebracht hat.
Ich muß in diesem Augenblick daran denken, daß sich hier eine der Vorhersagen des ›Kéniélala‹ bewahrheitet hat. Alles trifft ein. Das weckt in mir Hoffnungen für die übrigen, doch es läuft mir kalt den Rücken herunter, wenn ich an meine Artikel denke.
Dr. Châtonnay hat inzwischen die Wunde ausgewaschen. Er greift zu seiner Arzttasche und näht die Verletzung, derweil die Neger in tiefem Staunen herumstehen.
Während die Operation stattfindet, gestattet Mademoiselle Mornas, die im Sattel geblieben ist, Pintié-Ba zu reden. Dieser tritt näher heran und fragt auf Bambara oder in einem ähnlichen Kauderwelsch, weshalb der ›toubab‹ (der ›toubab‹ ist Monsieur de Saint-Bérain) sie mit einem Gewehr angegriffen habe. Mademoiselle Mornas bestreitet, daß dergleichen geschehen sei. Der Häuptling aber besteht auf seiner Behauptung und zeigt auf das Etui, das Saint-Bérain an einem Brustriemen bei sich trägt. Man erklärt ihm, um was es sich in Wirklichkeit handelt. Vergebene Liebesmüh’! Um ihn zu überzeugen, muß man die Hülle entfernen, das im Kerzenlicht blinkende Etui öffnen, ihm das Angelgerät zeigen, das es enthält.
Mademoiselle Mornas zieht aus der Satteltasche eine elektrische Taschenlampe.
Bei diesem Anblick funkeln die Augen Pintié-Bas vor Begierde. Seine Hände strecken sich nach diesem blitzblanken Gegenstand aus. Wie ein verwöhntes Kind verlangt er danach, will es haben, fordert es. Empört lehnt Saint-Bérain das Ansinnen ab.
Mademoiselle Mornas, die
Weitere Kostenlose Bücher