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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Tieren aus, was meines Erachtens einstimmigen Beifall ausdrücken soll.
    Als wieder Stille herrscht, läßt Pintié-Ba einen mit Kauris und Amuletten behängten Schirm herbeibringen, nicht etwa, weil er ihn brauchte, sondern weil ein ›Dougoutigui‹ nichts ist, wenn sich nicht als Zeichen seiner Macht über seinem Haupt ein weit ausgespannter Sonnenschirm breitet.
    Sofort beginnen die Tänze aufs neue. Männer, Frauen und Kinder bilden einen Kreis, die ›griots‹ schlagen auf die Pauke, und zwei Ballerinen eilen von den entgegengesetzten Punkten des Platzes herbei. Nach drei flinken Pirouetten stürzen sie aufeinander zu, aber nicht so, daß sie sich von vorn gegenüberstehen, sondern im Gegenteil, indem sie einander den Rücken zukehren und beim Kontakt möglichst heftig von hinten aufeinanderprallen.
    Dem Beispiel dieser Tänzerinnen folgen zwei weitere, und schließlich geben sich alle Anwesenden unter wilden Schreien einer Art von hemmungsloser Quadrille hin, neben der unser ›Cancan‹ sehr trübselig und zurückhaltend wirken würde.
    Der Tanz endet mit einer Prozession. Die Bobos ziehen unter Absingung eines von dem betäubenden Klang der ›tabalas‹, der Hörner und der Schilfflöten, deren schrille Töne einem die Ohren zerreißen, begleiteten Chors an Pintié-Ba vorbei.
    Endlich ist die Stunde der Abendmahlzeit gekommen, und nun beginnt eine Szene der Metzelei, eine blutige Orgie.
    Ein Dutzend in den Hütten geschlachteter Hammel werden auf den Platz gebracht. Zwischen den Bäumen hängen die Eingeborenen lange Schnüre auf und teilen damit je einen viereckigen Platz ab, in dessen Mitte Frauen trockenes Holz aufschichten. Dann zerlegen mit Messern bewaffnete Neger die Tiere und zerschneiden das Fleisch in Streifen, die die Frauen über die Schnüre hängen, während der Scheiterhaufen in Brand gesteckt wird. Wenn Pintié-Ba der Meinung ist, der Grillvorgang reiche aus, gibt er ein Zeichen, und alle Neger stürzen sich auf die Fleischstücke, greifen sich, soviel sie können, und zerreißen sie mit den Zähnen. Nichts erregt ihren Ekel. Das Schauspiel ist grauenhaft.
    »Das sind ja Kannibalen!« ruft Mademoiselle Mornas aus, die ganz blaß geworden ist.
    »Ach ja! Leider, mein liebes Kind«, antwortet Doktor Châtonnay. »Aber wenn Essen das einzige Vergnügen dieser armen Kreaturen ist, so kranken sie auch unaufhörlich an dem gleichen Leiden: dem Hunger.«
    Angewidert suchten wir so bald wie möglich wieder unsere Zelte auf, während für die Neger das Fest noch sehr lange seinen Fortgang nahm. Es dauerte sogar die ganze Nacht hindurch, wie das Geschrei bewies, das bis zu uns hinüberdrang.
    2. Februar. – Wir sind immer noch in Kokoro, wo Saint-Bérains Verwundung uns zum Bleiben zwingt. Der Onkel als Neffe (ich werde ihn so nun endgültig nennen) könnte sich einstweilen noch nicht im Sattel halten.
    3. Februar. – Immer noch Kokoro. Es ist wirklich lustig!
    4. Februar, sechs Uhr morgens. – Endlich brechen wir auf!
    Am gleichen Tage abends. – Falscher Alarm. Wir sind immer noch in Kokoro.
    An diesem Morgen in aller Frühe haben wir immerhin die Abschiedsgrüße unserer Freunde, der Bobos, entgegengenommen. (Man hat die Freunde, die man bekommen kann.) Das ganze Dorf ist auf den Beinen, der ›Dougoutigui‹ an der Spitze, und nun folgt eine ganze Litanei von guten Wünschen. »Möge ›N’yalla‹ (Gott) euch gesund nach Hause führen!« – »Er beschere euch eine gute Reise!« – »Er schenke euch gute Pferde!« Beim Anhören dieses letzteren Wunsches vermochte Saint-Bérain, der seine Wunde immer noch gehörig fühlt, eine Grimasse nicht zu unterdrücken.
    Wir entziehen uns schließlich diesen Abschiedskundgebungen, und der Zug setzt sich in Bewegung.
    Er setzt sich in Bewegung, rückt jedoch nicht vor. Jetzt ist es noch schlimmer als vor Kokoro. Der böse Wille ist mehr als offenkundig vorhanden. Jeden Augenblick bleibt ein Träger zurück, man muß auf ihn warten, ein Esel verliert seine Last, man muß sie erst wieder aufladen. Um zehn Uhr, beim ersten Halt, haben wir erst sechs Kilometer zurückgelegt.
    Ich bewundere die Geduld Hauptmann Marcenays. Nicht ein einziges Mal verläßt ihn seine vollkommene Ruhe. Nichts verdrießt ihn, nichts ermüdet ihn. Er bekämpft mit kalter, ruhiger Energie diese entschlossene Obstruktion.
    Doch als wir zur Abendetappe aufbrechen wollen, sieht die Sache denn doch anders aus. Moriliré erklärt, er habe sich geirrt. Die beiden von Mademoiselle Mornas

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