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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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kennen müßten, da sie ja aus diesem Grunde engagiert worden sind. Um die Frage zu klären, läßt man Tchoumouki und Tongané kommen.
    Die Haltung des ersteren sagt mir nicht besonders zu. Er antwortet zwar, man könne auf ihn rechnen, aber er scheint befangen, verlegen, und während er spricht, gelingt es mir nicht, seinem ausweichenden Blick zu begegnen. In meinen Augen sinnt dieser Ehrenmann darauf, sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen. Ich bin der Meinung, daß er ebensowenig taugt wie Moriliré.
    Tongané hingegen tritt sehr entschieden auf. Er behauptet, das Land gründlich zu kennen und uns überallhin führen zu können, wohin es uns beliebt. Ebenso versichert er uns, er werde Träger und Eseltreiber zur Vernunft zu bringen imstande sein. Dieser Bursche macht mir einen guten Eindruck. Sein Ton ist freimütig, sein Blick zeugt von Rechtschaffenheit.
    Ich beschließe, von diesem Augenblick an, mein Vertrauen Tongané zu schenken und Tchoumouki zu mißtrauen.
    Die beiden neuen Führer begeben sich zu einem Palaver mit dem schwarzen Personal. Gemäß der offiziellen Version verkünden sie, Moriliré sei von einem Kaiman verschlungen worden, und sie würden künftighin an seiner Statt die Führung übernehmen. Niemand sagt ein Wort. Nach der Siesta gedenken wir aufzubrechen.
    9. Februar. – Moriliré ist nicht mehr da, doch alles bleibt beim alten. Mit Tchoumouki und Tongané kommen wir kaum schneller als mit ihrem Vorgänger voran.
    Zwischen den beiden Führern gibt es fortwährend Streit wegen der einzuschlagenden Richtung. Sie sind sich niemals einig, und finden kein Ende mit Disputieren. Ich für meine Person stelle mich grundsätzlich auf die Seite Tonganés, obwohl er noch lauter schreit als der andere, aber die Erfahrung lehrt, daß ich mich richtig entscheide. Wenn es zufällig geschieht, daß die Mehrheit sich Tchoumoukis Meinung anschließt, beweisen uns die Erkundigungen, die wir im nächsten Dorf auf unserem Wege anstellen, daß wir uns haben irreführen lassen. Wir müssen dann einen Umweg machen, zuweilen durch fast unwegsames Terrain, um die richtige Route wiederzufinden, die wir verlassen haben.
    Zu anderen Malen kommt es vor, daß die Diskussion zwischen den beiden Schwarzen sich derart in die Länge zieht, daß es inzwischen schon zu heiß geworden ist und wir bleiben müssen, wo wir sind.
    Unter diesen Bedingungen kommen wir nicht gerade schnell voran. Nach zweieinhalb Tagen haben wir auf diese Weise etwa dreißig Kilometer zurückgelegt. Das ist ein magerer Ertrag.
    Wir ziehen immer weiter durch das Tal, das wir bei Kokoro betreten haben. Es ist inzwischen breiter geworden, und wir sehen Höhenzüge nur zu unserer Rechten, das heißt im Süden.
    Der Weg ist alles in allem denkbar bequem, und wären nicht die unaufhörlichen Flußübergänge – nicht selten auf dreiviertel zerstörten Brücken, häufig durch eine Furt, die nicht immer sehr gut passierbar ist und in der Kaimane keineswegs selten sind – hätten wir gegen materielle Schwierigkeiten eigentlich nicht zu kämpfen.
    11. Februar. – Frühzeitig an diesem Vormittag befinden wir uns inmitten von bebauten Feldern, was auf die Nähe eines Dorfes schließen läßt. Diese Felder wären recht gut imstand, wenn nicht ein großer Teil von ihnen durch Termiten verwüstet wäre, die furchtbare Zerstörungen anrichten.
    Diese Insekten bauen – zuweilen mannshohe – pilzförmige Hügel, die sie zu Beginn des Winters in Gestalt von geflügelten Ameisen verlassen. Die Dörfer sind dann von ihnen heimgesucht. Aber die Menschen nehmen jede Gelegenheit wahr, um sich ein bißchen zu zerstreuen. Das Erscheinen dieser geflügelten Ameisen ist das Signal für unerhörte Feste und Orgien. Überall werden Feuer entzündet, an denen die Ameisen sich die Flügel verbrennen. Frauen und Kinder sammeln sie ein und rösten sie in Schibutter. Aber man muß nicht nur essen, sondern auch trinken. Deswegen ist am Abend das ganze Dorf berauscht.
    Gegen acht Uhr stoßen wir auf das Dorf, das die bebauten Felder bereits angekündigt haben. Es heißt Bama. In dem Augenblick, in dem wir ankommen, begegnen wir einer ›Dou‹-Prozession, die gerade auf dem Wege durch die ›lougans‹ begriffen ist, um die bösen Geister zu verjagen und den Regen herbeizuziehen. Diese ›dou‹ tragen weiße, mit Hanf-und Palmblattfasern benähte Kittel. Der Kopf ist ganz und gar mit einer hanfenen Kapuze bedeckt, in die zwei Löcher für die Augen eingeschnitten sind und auf

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