Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
scheinen keine Langeweile zu haben.
Das Negerpersonal liegt über den Boden verteilt im Schlaf und desgleichen die Begleitmannschaft, soweit sie nicht Wachdienst hat.
Ich selbst verbringe einen großen Teil des Tages damit, mit Hilfe der in den letzten Tagen niedergeschriebenen Notizen meinen Artikel zu verfassen.
Als er fertig und unterzeichnet ist, rufe ich Tchoumouki, dem die Aufsicht über den Wachdienst obliegt. Tchoumouki antwortet nicht. Ich bitte einen Schützen, sich nach ihm umzusehen. Nach einer halben Stunde kommt der Schütze zurück und sagt mir, er könne ihn nirgends entdecken. Ich suche nun meinerseits nach ihm, doch mit ebenso negativem Erfolg. Tchoumouki hat sich in Nichts aufgelöst, und ich muß darauf verzichten, meinen Artikel weiterzubefördern.
14. Februar. – Heute morgen gibt es einen Theatercoup!
Gegen acht Uhr – denn wir haben einen Teil des Morgens damit zugebracht, vergebens nach Tchoumouki zu suchen – rüsten wir uns, des Kampfes müde, zum Aufbruch, als wir von Westen, das heißt von Bama her, das wir vor zwei Tagen verlassen haben, in der Ferne einen nicht unbedeutenden Trupp von Berittenen auftauchen sehen.
Hauptmann Marcenay hat ihn schon vorher bemerkt und entsprechende Befehle erteilt. Im Handumdrehen hat sich unsere Eskorte in Kampfpositur begeben.
Diese Vorsichtsmaßregeln indessen erweisen sich als überflüssig. Sehr bald erkennen wir französische Uniformen oder doch wenigstens das, was in diesen Gegenden dafür gilt, und als die unbekannte Truppe näher kommt, stellen wir fest, daß sie aus zwanzig regulären Soldaten von schwarzer Rasse, alle beritten und vorschriftsmäßig bewaffnet, sowie drei ebenfalls berittenen Europäern, nämlich zwei Unteroffizieren und einem Leutnant besteht, der die Uniform der Kolonialinfanterie trägt.
Einer unserer Sergeanten wird den Neuankömmlingen entgegengeschickt, die ebenfalls einen der ihren zu uns entsenden. Die beiden Parlamentäre tauschen ein paar Worte aus, dann nimmt die Truppe, die während dieser Unterredung haltgemacht hatte, den Marsch in unsere Richtung wieder auf.
Sie dringt mit umgehängtem Gewehr bis zu unserem Lager vor, und der sie befehligende Leutnant wendet sich an Hauptmann Marcenay. Ich höre den folgenden Dialog mit an:
Einer unserer Sergeanten wird den Neuankömmlingen entgegengeschickt.
»Hauptmann Marcenay?«
»Das bin ich selbst, Herr Leutnant …?«
»Leutnant Lacour, vom 72. Regiment der Kolonialinfanterie, gegenwärtig Kommandant eines berittenen Detachements von sudanesischen Freiwilligen. Ich komme aus Bammako, Herr Hauptmann, und folge Ihren Spuren seit Sikasso, wo ich sie um ein paar Tage verfehlt habe.«
»Zu welchem Zweck?«
»Dieses Schriftstück wird Sie darüber informieren, Herr Hauptmann.«
Hauptmann Marcenay nimmt den Brief, der ihm entgegengehalten wird. Während er ihn liest, drückt seine Miene ebensowohl Staunen wie Enttäuschung aus.
»Sehr wohl, Herr Leutnant«, sagt er. »Gestatten Sie mir, Monsieur Barsac und seine Begleiter zu unterrichten. Dann stehe ich Ihnen zu Diensten.«
Der Leutnant neigt den Kopf. Der Hauptmann gibt seinen Leuten einen Befehl und tritt zu unserer Gruppe.
»Ich habe Ihnen eine überraschende Mitteilung zu machen, Herr Abgeordneter«, sagt er zu Monsieur Barsac. »Ich muß Sie verlassen.«
»Uns verlassen!? …«
Um die Wahrheit zu sagen, ist Mademoiselle Mornas diejenige, die diesen Ausruf getan hat. Ich sehe sie an. Sie ist ganz blaß geworden und beißt sich auf die Lippen. Wenn ich nicht ihre Selbstbeherrschung kennte, würde ich schwören, daß sie in Tränen ausbrechen wird.
Wir anderen sind vor allem tief bestürzt, außer Monsieur Barsac, bei dem der Zorn dominiert.
»Was soll das heißen, Herr Hauptmann!« fragt er.
»Es soll heißen, Herr Abgeordneter, daß ich den offiziellen Befehl erhalte, mich nach Timbuktu zu begeben.«
»Das ist ja unvorstellbar!« ruft Monsieur Barsac aus, der tief verletzt zu sein scheint.
»Aber dennoch stimmt es«, antwortet der Hauptmann. »Lesen Sie selbst.«
Er reicht Monsieur Barsac den Brief, den der Leutnant ihm übergeben hat. Der Expeditionschef überfliegt ihn sichtlich indigniert mit den Augen, worauf er ihn uns zeigt und uns zu Zeugen der Unverfrorenheit nimmt, mit der man ihn behandelt.
Ich richte es so ein, daß ich den Brief als letzter erhalte, damit ich mir rasch davon eine Abschrift machen kann. Das Schreiben lautet wie folgt:
République Française
Generalgouvernement
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