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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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es möglicherweise wissen.
    »Die arabische Schrift«, erklärt uns Hauptmann Marcenay, »geht von rechts nach links, aber man braucht das Blatt nur gegen das Licht zu halten, um sie wieder in der uns gewohnten Weise vor sich zu haben. Dann ergibt sich folgendes:«
    Er übergibt uns ein Papier, das eine genaue Kopie dessen ist, das wir Moriliré entrissen haben und das infolgedessen ungleichmäßig zerfetzt ist; auf diesem Stück finde ich die folgenden Wörter, die ich hier in lateinischen Schriftzeichen wiedergebe:
     

    Wenn ich etwa allein dieses Kauderwelsch entziffern sollte …!
    Das Papier geht von Hand zu Hand. Mademoiselle Mornas und Saint-Bérain scheinen etwas davon zu verstehen. Ich bewundere den Umfang ihrer Kenntnisse. Monsieur Barsac und Monsieur Poncin verstehen soviel davon wie ich.
    »Die letzten Wörter der ersten und der zweiten Zeile sind unvollständig«, erklärt uns Hauptmann Marcenay. »Das eine muß toubaboulengo sein, was Europäer bedeutet, und das andere kafama, was ›noch‹ heißt. So würde jetzt die vollständige Übersetzung des Schriftstücks lauten: ›Der Herr (oder der König) will nicht, daß die Europäer … Da sie noch weiter vorrücken … Brief wird Soldaten herbeiführen … Er wird befehlen. Gehorche. Du hast begonnen. Der Herr (oder König) ist …‹«
    Wir blicken etwas unbefriedigt drein. Das sagt uns auch nicht viel mehr.
    Hauptmann Marcenay indessen fährt mit seiner Erklärung fort.
    »Das erste Satzfragment ist leicht zu verstehen. Irgendwo gibt es einen Oberhäuptling oder König, der nicht will, daß wir dies oder jenes tun. Aber was? Das zweite Fragment sagt es uns. Er will nicht, daß wir weiter in das Land der Schwarzen vordringen. Aus irgendeinem Grunde kommen wir ihm in die Quere. Dieses zweite Bruchstück hat zweifellos mit der Darlegung eines Planes begonnen, den wir nicht ermitteln können. Die beiden folgenden Zeilen sind weniger klar. ›Ein Brief, der Soldaten beibringen wird‹ – das besagt nicht viel; die vierte ist nur ein an Moriliré gerichteter Befehl, und wir wissen nicht, wer dieser ›er‹ ist, der befehlen soll. Was die letzten Worte anbelangt, so haben sie keinen Sinn, wenigstens nicht für uns.«
    Wir sehen einander voller Enttäuschung an. Das hilft uns auch nicht viel weiter! Monsieur Barsac ergreift das Wort und faßt die Situation in ein paar Sätzen zusammen:
    »Aus dem, was wir bisher beobachtet haben, einschließlich dessen, was sich heute ereignet hat, läßt sich folgern: Erstens, daß unser Führer uns auf Veranlassung eines Dritten verraten hat, der sich aus unbekannten Gründen unserem Durchzug zu widersetzen sucht. Zweitens, daß dieser Unbekannte eine gewisse Macht hat, da es ihm gelungen ist, uns in Konakry einen Führer zu geben, den er ausgesucht hat. Drittens, daß diese Macht dennoch nicht sehr groß ist, da er bislang nur zu kindischen Mitteln hat greifen können, um zum Ziel zu gelangen.«
    »Verzeihung!« werfe ich ein. »Der geheimnisvolle Unbekannte hat im gleichen Sinne auch noch ganz andersgeartete Versuche gemacht.«
    Und nun teile ich dem ehrenwerten Auditorium meine Überlegungen betreffs des ›doung-kono‹ und der Vorhersagen des ›Kéniélala‹ mit. Ich werde wegen meines Scharfsinns belobt.
    »Die von kluger Einsicht geleiteten Schlußfolgerungen von Monsieur Florence«, fährt Monsieur Barsac fort, »bestätigen im Grunde nur die meinigen. Ich glaube also auch weiterhin, daß unser Gegner, wer es auch sei, nicht sehr zu fürchten ist, denn sonst hätte er wirksamere und ernsthaftere Mittel gegen uns zur Anwendung gebracht.«
    Monsieur Barsac hat recht. Weisheit, Sophia, die große Sophia der Griechen, spricht zu uns durch seinen Mund.
    »Meine Meinung ist«, nimmt er seine Rede wieder auf, »daß wir dieser Angelegenheit zwar durchaus Beachtung schenken müssen, sie jedoch auch nicht überbewerten sollten. Das würde etwa bedeuten: Seien wir vorsichtig, aber lassen wir uns nicht aus dem Konzept dadurch bringen.«
    Alle stimmen ihm zu, was mich nicht wundert, denn ich kenne die geheimen Beweggründe jedes einzelnen. Was mich aber in Erstaunen setzt, ist die Hartnäckigkeit von Monsieur Barsac selbst. Warum ergreift er nicht diese Gelegenheit, eine Reise abzubrechen, deren Sinnlosigkeit über jeden Zweifel erhaben ist?
    Wie dem auch sei, wir befinden uns in der Notwendigkeit, uns neue Führer zu beschaffen. Mademoiselle Mornas bringt die ihren in Vorschlag, die die Gegend kennen oder doch wenigstens

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