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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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dann beschränkten sich diese ungastlichen Neger darauf, den ›tata‹, dessen Betreten sie ausdrücklich untersagten, rundum zu bewachen, ohne sich sonst noch irgendwelchen Akten direkter Feindseligkeit hinzugeben.
    Welches auch die Gründe für eine solche Haltung sein mochten, jedenfalls konnten die Reisenden sich nicht, wie erhofft, verproviantieren und mußten am Morgen des 7. März, nur noch im Besitz von Lebensmitteln für zwei Tage, weiterziehen. Noch hatte die Lage im übrigen nichts eigentlich Besorgniserregendes. Man hatte jetzt mehr als dreihundert Kilometer seit Kadou zurückgelegt, das heißt mehr als die Hälfte der gesamten Strecke, und alles ließ erhoffen, daß die nächsten Dörfer eine freundlichere Haltung als Yaho einnehmen würden.
    Da der Reiseweg zunächst noch durch keines hindurchgeführt hatte, konnte die Frage am 7. März noch nicht entschieden werden. Im übrigen war dies ein guter Tag, was die Zahl der zurückgelegten Kilometer betraf, doch in seinem Verlaufe ereignete sich ein neues Unglück. Ein drittes Pferd fiel auf die gleiche Weise aus wie die beiden zuvor verendeten.
    »Sollte es jemand fertigbringen«, fragte Florence den Doktor, »unsere Tiere trotz der Überwachung, die wir ihnen zuteil werden lassen, zu vergiften?«
    »Das ist wenig wahrscheinlich«, antwortete Dr. Châtonnay. »Die Vergiftung muß schon vor unserem Aufbruch aus Kadou stattgefunden haben. Vielleicht geht sie auf den Tag zurück, an dem unsere Begleitmannschaft uns im Stich gelassen hat. Wenn unsere Pferde nacheinander und nicht alle gleichzeitig sterben, so liegt das sicherlich an ihrem individuellen Maß an Widerstandsfähigkeit und zweifellos auch an der Verschiedenheit der jeweils verabfolgten Dosis.«
    »Inzwischen«, stellte Amédée Florence fest, »kommen bei uns nun drei Fußgänger auf vier Reiter. Keine sehr nette Sache das!«
    Nicht ohne eine gewisse Besorgnis setzte man sich am 8. März in Bewegung. Von welcher Seite auch man sie betrachtete, fing die Zukunft an in düsterem Licht zu erscheinen. Man konnte sich beim besten Willen nicht verhehlen, daß die feindliche Macht, von der man sich für immer befreit geglaubt, vor ihrem Verschwinden Maßnahme getroffen hatte, die Pferde zu vergiften, was eine ebenso erschreckende wie unerklärliche Beharrlichkeit des Hasses bedeutete, so daß man befürchten mußte, von einem Augenblick auf den anderen auch noch die vier überlebenden Pferde ausfallen zu sehen. Andererseits waren Lebensmittel nur noch für einen Tag vorhanden, man würde Hunger leiden, wenn man nicht vor Sonnenuntergang noch auf eine Niederlassung stieße.
    So lange brauchte man indessen nicht einmal zu warten. Die erste Marschstunde war noch nicht vergangen, als man in der Ferne eine Anhäufung von Hütten bemerkte.
    Die Reisenden legten einen kurzen Halt ein, um sich möglichst ein Bild von dem Empfang zu machen, der sie erwartete. Innerhalb der ausgedehnten Ebene, die sich vor ihren Augen ausbreitete, konnten sie nichts unterscheiden, was ihnen irgendeinen Hinweis gab. Soweit man es auf diese Entfernung hin beurteilen konnte, schien das Dorf ausgestorben und alles rundum verödet zu sein. Man sah nur einen dichten Buschteppich und den sich durch ihn hinziehenden Weg, auf dem sich hier und da schwarze Flecken zeigten, deren Natur man nicht zu erkennen vermochte.
    Nach einem kurzen Halt setzten Barsac und seine Gefährten sich in Richtung auf das Dorf in Bewegung. Sie hatten noch keinen Kilometer zurückgelegt, als ein übelkeiterregender Gestank sie an der Kehle packte. Ein paar Schritte weiter befanden sie sich neben einem der schwarzen Flecke, die sie von weitem wahrgenommen hatten. Unwillkürlich wichen sie einen Moment zurück. Dieser schwarze Fleck war der halb verweste Leichnam eines Negers. Bis zum Dorfe hin war der Weg immer wieder mit einem gleichen Fleck versehen. Sie zählten zehn dieser grausigen Meilenzeichen.
    »Sehen Sie einmal, wie klein die Einschußöffnung des Projektils ist, das diesen Mann hier getroffen hat«, sagte Dr. Châtonnay, der einen der Leichname untersuchte, zu Amédée Florence, »und wie groß im Gegensatz dazu die Austrittstelle ist, nachdem das Geschoß den Körper von einer Seite bis zur anderen durchschlagen hat. Andere Kugeln sind auf Knochen geprallt, und da können Sie sehen, was für furchtbare Verletzungen sie in diesem Fall hervorgerufen haben. Diese Männer sind mit explosiven Geschossen getötet worden.«
    »Wieder!« rief Amédée Florence

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