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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Jagd des ganzen Tages ergab nur eine Trappe, zwei Perlhühner und zwei Rebhühner für den Tisch. Um vierzehn Personen zu ernähren, war das wirklich kaum das unerläßliche Minimum.
    Bei der Abendetappe stellten Amédée Florence und Dr. Châtonnay zum zweiten Mal fest, daß der Ort, an dem man sich befand, kurz zuvor von anderen Besuchern als Raststätte benutzt worden war. Das Gras sah sogar so aus, als sei es erst vor kürzerer Zeit niedergetreten worden, das heißt, als habe der Abstand von den Vorbenutzern sich etwas verringert.
    Während man über diesen Gegenstand noch Meinungen austauschte, rief Tongané, dem im Augenblick die Überwachung der Tiere oblag, plötzlich seine Herren herbei. Zwei der Tiere verendeten wiederum wie die drei ersten. Wie jene lagen sie in den letzten Zuckungen, ohne daß es möglich war, ihnen zu helfen, und starben nach einer Stunde qualvollen Leidens.
    Noch waren zwei Tiere übrig, doch sollte man auch diese nicht lange behalten, denn sie erlagen ihrerseits im Verlauf des 10. März.
    Fühlten sich die in Kadou engagierten Träger durch diese aufeinanderfolgenden Todesfälle erschreckt? Oder fürchteten sie einfach, da die Jagd im Laufe des 10. März nur lächerlichen Ertrag gehabt hatte, Hunger leiden zu müssen? Auf alle Fälle verschwanden sie in der Nacht vom 10. auf den 11. März, und am folgenden Morgen wachten die sechs Europäer, Tongané und Malik ohne Träger, ohne Pferde und ohne Lebensmittel auf.
    Ganz natürlicherweise durchlebten sie einen Augenblick der Mutlosigkeit, die zu erklären im übrigen die Schwäche genügt haben würde, die sie zu spüren begannen. Am meisten betroffen war Jane Buxton, die sich Vorwürfe machte, weil sie ihre Gefährten in diese unselige Unternehmung verstrickt hatte, und sich nun für ihr Elend verantwortlich fühlte. Sie klagte sich an und erbat von den andern Verzeihung.
    Amédée Florence erkannte, daß es notwendig war, gegen die allgemeine Niedergeschlagenheit etwas zu unternehmen.
    »Nur nicht so viele unnütze Worte!« rief er in einem rauhen, aber gleichwohl liebevoll gemeinten Ton Jane Buxton zu. »Wir sind ja noch nicht tot, soviel ich sehe. Was tut es, wenn das Jagdglück uns heute nicht eben günstig gewesen ist! Morgen wird es besser sein, und damit hat es sich.«
    »Wir wollen auch nicht vergessen«, gab Dr. Châtonnay dem Reporter Hilfestellung, »daß unsere Neger, indem sie uns verließen, uns zugleich der Mühe entheben, ihre sechs Mägen zu füllen.«
    »Ein glatter Vorteil also!« schloß Florence. »Wenn sie nicht von allein gegangen wären, hätte ich vorgeschlagen, sie zu ihren liebenswürdigen Stammesgenossen zurückzuschicken. Mir scheint, daß uns unter den obwaltenden Umständen nichts Besseres hätte geschehen können.«
    »Danke, Monsieur Florence, und danke, meine Herren«, sagte, tief bewegt, das junge Mädchen. »Glauben Sie mir, daß ich Ihre Güte und Ihre Ergebenheit niemals vergessen werde.«
    »Nur keine Rührung!« fiel ihr Florence ins Wort. »Nichts ist unzuträglicher vor dem Mittagessen. Wenn Sie auf mich hören, so schwärmen wir jetzt aus, begeben uns auf die Jagd und essen, bis wir nicht mehr können. Nach dem Dessert mag dann eine Aussprache folgen, wenn jemand Lust darauf hat.«
    Da das Verschwinden der Träger den Transport von Gepäck unmöglich machte, mußte man auch das letzte Zelt und den Rest der Tauschwaren zurücklassen. Auch Jane Buxton würde künftighin unter freiem Himmel schlafen, wofern sich nicht in einem verlassenen Dorf eine Unterkunft fände. Den Tauschobjekten trauerte man nicht mehr allzusehr nach. Wozu nützten sie schließlich in einem verödeten Land,
     

    Noch immer hatten die erschöpften Reisenden nichts als Wüste vor sich …
     
    in dem jede Abwicklung eines Handelsgeschäfts sich als unmöglich erwies? Und hatte man nicht im übrigen noch Gold für den Fall, daß die Verhältnisse sich je ändern sollten?
    Unter diesen traurigen Umständen nahm der Marsch seinen Fortgang. Im Laufe dieses 12. März berührte der Reiseweg ein Dorf, in dem man wieder viele Negerleichen entdeckte. Der Doktor machte seine Gefährten darauf aufmerksam, daß der Tod dieser Unglücklichen erst vor kürzerer Zeit, ja wohl höchstens zwei Tage zuvor eingetreten sei. Sollte man daraus schließen, daß die Mörderbande jetzt sich in größerer Nähe befand, und mußte man darauf gefaßt sein, von einem auf den anderen Tag auf sie zu stoßen?
    Trotz dieser wenig beruhigenden Aussicht

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