Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
verließ der Rest der Expedition Barsac dieses Dorf am Morgen des 21. Februar. So bestürzend auch die Ereignisse gewesen waren, die das Unternehmen zunächst aus den Fugen gebracht hatte, so heiter verlief doch der Aufbruch. Abgesehen von Monsieur Poncin, dessen Inneres undurchdringlich blieb, waren alle eher angenehm erregt durch die Aussicht, eine großherzige, ja in gewisser Weise heroische Tat zu vollbringen, und beglückwünschten einander zu dem gefaßten Entschluß. Zudem war noch nichts verloren. Die sechs Europäer und ebenso Tongané, der Malik hinter sich aufsitzen ließ, besaßen noch immer ihre Pferde, es fehlte weder an Waffen noch an Lebensmitteln, noch an Tauschobjekten. Andererseits schien das Land befriedet zu sein, und man durfte sich mit Recht der Hoffnung hingeben, daß der unbekannte Gegner, auf den man unfreiwilligerweise bis dahin jeweils gestoßen war, seine Verfolgung nunmehr aufgegeben hätte, da die Expedition ja nicht mehr geeignet war, irgend jemanden zu beunruhigen. Nichts schien sich grundsätzlich demgemäß dagegen zu verschwören, daß man Koubo erreichen werde, ohne zuvor wahrhaft ernstlichen Prüfungen ausgesetzt zu sein.
    Nichts würde sich zweifellos einem raschen Vormarsch entgegenstellen, da man jetzt auch nicht mehr durch einen zahlreichen Eseltrupp, unter dem es naturgemäß stets ein paar Exemplare gibt, die immer wieder bocken, zu einer Verzögerung gezwungen werden konnte. Um den Marsch zu beschleunigen, hatte unsere Gesellschaft sich bereits schwere Opfer auferlegt. Wir hatten dem ›dougoutigui‹, angeblich als Lohn für seine Gefälligkeiten, einen Teil des Krams, den wir mit uns führten, überlassen, so daß das, was wir davon behielten, uns leicht gestatten würde, bis Gao zu gelangen. Schmerzlich war der Verzicht auf die Zelte, von denen nur ein einziges für den ausschließlichen Gebrauch von Jane Buxton, obwohl diese sich ausdrücklich dagegen verwahrte, zurückbehalten worden war. Was die Männer anbelangte, so würden sie irgendeine Unterkunft in den Dörfern finden oder aber unter freiem Himmel nächtigen. Angesichts der trockenen Jahreszeit und für eine so kurze Reise konnte das keine große Unbequemlichkeit bedeuten. Alles in allem handelte es sich nur um eine Strecke von etwa fünfhundert Kilometern, das heißt um fünfzehn bis zwanzig Reisetage. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde man demnach zwischen dem 10. und 15. März in Koubo sein.
    Der Beginn der Reise entsprach durchaus diesen günstigen Auspizien. Die Träger, alle frisch und von Eifer erfüllt, hielten ein gleichmäßiges Tempo ein, so daß man nur fünf Tage brauchte, um die einhundertundvierzig Kilometer zu überwinden, die Kadou von Sanabo trennten, wo man im Laufe des 28. Februar eintraf. Kein Zwischenfall hatte sich während dieses ersten Marschabschnitts ereignet. Wie vorhergesehen hatte man im allgemeinen gegen Abend in den Eingeborenenhütten, die allerdings sehr unsauber, aber doch sonst ausreichend waren, ein Nachtlager gefunden, und die, falls im Verlauf der zweiten Tagesetappe kein Dorf in Sicht kam, im Freien verbrachten Nächte waren friedlich verlaufen. Überall wohlaufgenommen, hatten die Reisenden sich mühelos mit Lebensmitteln versorgen können, und mit Reserveproviant ausgestattet verließen sie Sanabo am I. März. Sie hatten bis dahin also keinen Grund, den einmal gefaßten Entschluß nachträglich zu bereuen.
    »Es ist fast zu schön, um wahr zu sein!« bemerkte Amédée Florence seinem Freund Saint-Bérain gegenüber, als sie Seite an Seite die für den 2. März vorgesehene Strecke zurücklegten. »Als tiefer Denker, der ich bin, sollte ich mir sogar Sorgen machen und ausrechnen, um welchen Bruchteil das übliche Verhältnis von Gutem und Schlechtem jetzt zu unseren Ungunsten bereits hinsichtlich des Guten überzogen ist. Ich stelle mir allerdings lieber vor, daß das Schicksal von Zeit zu Zeit einmal dem Beispiel von Monsieur Poncin folgt und Bruchteile unter den Tisch fallen läßt.«
    »Es handelt sich vielmehr um die Folge einer guten Tat, lieber Freund«, antwortete Saint-Bérain. »Sie haben uns nicht einfach unserem Schicksal überlassen wollen. Der Himmel belohnt Sie nun dafür.«
    »So, wie die Dinge bisher verlaufen, war das kein großes Verdienst von unserer Seite«, sagte Dr. Châtonnay, der den beiden Freunden vorausritt und sich im Sattel umwendete.
    »Wer weiß?« meinte Saint-Bérain. »Noch sind wir nicht am Ziel.«
    »Ach was!« rief Amédée Florence.

Weitere Kostenlose Bücher