war weitergegangen, aber einer seiner blonden Freunde war neben Persephone stehen geblieben. Er kam mir bekannt vor, aber ich musste ihn mindestens fünf Sekunden lang anstarren, um zu begreifen, warum. Und dann hätte ich beinahe laut gequiekt. Unglaublich! Vor mir stand Ken! Die fleischgewordene und lebensgroße Version der Barbiepuppe, die Mia zu Weihnachten von unserer Großtante Gertrude bekommen hatte. Rasierspaß-Ken, um es genauer zu fassen. (Tante Gertrudes Geschenke waren immer für einen Lacher gut. Mir hatte sie ein Bügelperlen-Set geschenkt.)
Persephone schien immerhin so weit aus ihrer Erstarrung erwacht, dass sie wieder atmen und ihre Augen rollen konnte. Ihre Wangen waren unnatürlich rot, aber ich konnte nicht erkennen, ob vor Wut oder Sauerstoffmangel. Die Jungs, die Pampelmusen-Ball gespielt hatten, waren wohlweislich verschwunden.
»Eine neue Freundin von dir, Aphrodite?«, erkundigte sich Rasierspaß-Ken und zeigte auf mich.
Persephones Wangen färbten sich noch ein wenig dunkler. »Oh, hi Jasper ! Dich sehe ich ja jetzt erst«, sagte sie, und ihre Stimme klang beinahe normal (also kolossal blasiert), nur ein bisschen schriller als zuvor. »Und Gott, nein! Die Cook hat sie mir aufs Auge gedrückt. Neue Schülerin. Olive Irgendwas. Ihre Eltern sind Missionare oder so.«
Oder so. Durch meine Missionarstochterbrille warf ich ihr einen ungläubigen Blick zu. War das die einzige Alternative, die ihr zu Diamantminenbesitzern und Diplomaten einfiel?
Rasierspaß-Ken musterte mich von oben bis unten und strich sich dabei über das stoppelige Kinn. Ich musste ihn unbedingt Mia zeigen, die Ähnlichkeit war bestürzend. ( Ken hat eine Verabredung mit Barbie. Da stört sein Drei-Tage-Bart. Hilf ihm, sich zu rasieren. )
»Wie heißt du?«, fragte er.
»Hast du doch gehört: Olive Irgendwas«, antwortete ich. (Barbie ist von Kens Benehmen etwas befremdet. Normalerweise hat er doch bessere Manieren und guckt nicht so lüstern. Deshalb denkt sie auch gar nicht daran, ihm ihren richtigen Namen zu nennen.)
Wieder strich er sich über das Kinn. »Wenn deine Eltern Missionare sind, dann bist du doch unter Garantie noch …«
»Wir müssen weiter«, fiel ihm der Flugzeug-Junge ins Wort und packte ihn ziemlich grob am Arm. »Komm, Jasper.«
»Man wird ja wohl mal fragen dürfen.« Rasierspaß-Ken konnte sich offenbar nur schwer von meinem Anblick losreißen. »Schöne Beine, übrigens. Für eine Missionarstochter.«
Ich machte den Mund auf, um etwas zu erwidern (als ob er auch nur eine einzige Missionarstochter kennen würde, dieser Angeber!), aber bevor ich etwas sagen konnte, hatte Persephone eine Hand in meinen Ärmel gekrallt. »Wir müssen auch weiter. Wir haben Chemie bei der Roberts, da will ich nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen.«
Ich stolperte, als sie mich vorwärtszog, war aber ganz dankbar, dass wir gingen, denn es wollte mir einfach keine perfekte Antwort einfallen.
3. September
Die Schule hat wieder begonnen – und damit ein herzliches Willkommen zurück an alle Stammleser. Für alle, die neu dazugekommen sind: Versucht gar nicht erst herauszufinden, wer ich bin, das ist bisher noch keinem gelungen.
Habt ihr Hazel-die-Dampfwalze-Pritchard gesehen? Nicht wiederzuerkennen, oder? Dreizehneinhalb Kilo Speck sind weg. Ihre Mum hat sie in ein Hardcore-Abnehmcamp nach Schottland geschickt, wo sie sich für 600 Pfund am Tag ausschließlich von Magerquark, Selleriedrinks und Wasser ernährt hat. Das soll allerdings niemand wissen, die offizielle Version besagt, dass Hazel wegen einer Allergie eine kleine Ernährungsumstellung vornehmen musste und gar nicht gemerkt hat, dass sie dabei aus Versehen immer dünner geworden ist … So oder so, den Beinamen Dampfwalze hat sie nun nicht mehr verdient. Hazel-aus-Versehen-dünn-Pritchard ist aber ein wenig sperrig – was meint ihr?
An der Frognal Academy beginnt ja nun wieder der jährliche Krimi: Wer geht mit wem zum Herbstball und warum? Da das Ballkomitee die Wahl von Ballkönig und -königin abgeschafft hat (hat jemand von euch die Begründung verstanden? Was hat so eine Wahl mit Mobbing und Diskriminierung zu tun?), habe ich beschlossen, diese schöne Tradition fortzuführen und hier eine interne Wahl vorzunehmen. Ihr könnt mir eure Vorschläge gerne mailen an
[email protected].
Die brennendste Frage ist natürlich: Wer wird sich Arthur Hamilton angeln? Für die Neuen: Arthur ist der schönste Junge der Schule oder eigentlich der