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Das erste Buch der Traeume

Das erste Buch der Traeume

Titel: Das erste Buch der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Lächeln eingestellt und stattdessen die Nase gerümpft. Das machte sie jetzt immer noch. Sie sah aus wie eines der mürrischen Äffchen, die einem in Hyderabad das Frühstück klauten, wenn man nicht aufpasste.
    »Olivia?«, wiederholte sie. »Ich kenne mindestens zehn Olivias. Die Katze meiner Freundin heißt auch Olivia.«
    »Dafür bist du die erste Persephone, die ich kennenlerne.« Weil das ein Name ist, den man nicht mal einer Katze geben würde.
    Persephone warf im Gehen die Haare in den Nacken. »Bei uns in der Familie haben alle Namen aus der griechischen Mythologie. Meine Schwester heißt Pandora und mein Bruder Priamos.«
    Die Ärmsten. Aber immer noch um Längen besser als Persephone. Weil die mich von der Seite anschaute, als würde sie eine Antwort erwarten, sagte ich schnell: »Und alle Namen fangen mit einem P an. Wie äh … praktisch.«
    »Ja. Das passt zu unserem Nachnamen. Porter-Peregrin.« Persephone Porter-Peregrin (ach du Scheiße) warf erneut ihre Haare in den Nacken und stieß eine Glastür auf, die über und über mit Plakaten und Zetteln beklebt war.
    Ein kitschiges Filmplakat fiel mir besonders ins Auge. »Herbstball« hieß der Film, und unter der goldenen Schrift tanzte ein Paar in Frack und rosa Tüllkleid durch ein Meer bunter Blätter. Der Film startete am 5. Oktober, und Karten dafür gab es im Sekretariat. Ich liebte Kino – aber für alberne Highschool-Romanzen dieser Art war mir mein Taschengeld wirklich zu schade. Man wusste doch immer schon nach fünf Sekunden, wie der Film ausgehen würde.
    Hinter der Glastür war es mit der Ruhe vorbei. Plötzlich waren wir von Schülern umringt, die in alle Richtungen gleichzeitig strömten. In der Frognal Academy waren Unter-, Mittel- und Oberstufe unter einem Dach untergebracht, und ich hielt automatisch Ausschau nach Mias hellem Blondschopf. Es war das erste Mal seit Jahren, dass wir wieder an derselben Schule unterrichtet wurden, und ich hatte Mia eingeschärft, beiläufig zu erwähnen, dass ihre große Schwester Kung-Fu konnte, falls jemand ihr irgendwie komisch kommen sollte.
    Aber Mia war nirgendwo zu entdecken. Nur mit Mühe konnte ich Persephone durch das Gewühl folgen. Der persönliche Teil unseres Gespräches schien nun auch vorbei zu sein, offenbar hatte sie keine Lust, sich mehr als nötig mit jemandem abzugeben, der wie die Katze ihrer Freundin hieß und dessen Eltern weder Diplomaten waren noch eine Diamantenmine besaßen.
    »Kantine Unterstufe.« Wie ein schlecht gelaunter Reiseleiter zeigte sie ab und zu irgendwohin und warf in leierndem Tonfall Stichworte über ihre Schulter, ohne sich darum zu kümmern, ob sie auch bei mir ankamen. »Cafeteria Mittel- und Oberstufe erster Stock. Toiletten da. Computerräume lila. Naturwissenschaften grün.«
    Wieder eine Glastür voller Plakate. Und wieder stach »Herbstball« besonders geschmacklos hervor. Dieses Mal blieb ich stehen, um es mir näher anzuschauen. Ja, das schien ein Film der allerschlimmsten Sorte zu sein. Das Mädchen auf dem Bild sah den Typ, mit dem sie tanzte, schmachtend an, er hingegen guckte ein wenig verkniffen, als ob er neidisch sei, weil sie ein Diadem tragen durfte und er nur einen fiesen Seitenscheitel.
    Aber vielleicht tat ich dem Film ja unrecht, und es war gar nicht der übliche Highschool-Mist mit der intriganten blonden Cheerleaderin, dem charmanten, aber oberflächlichen Footballkapitän und der armen, wunderschönen Außenseiterin mit dem goldenen Herzen, vielleicht war »Herbstball« ja auch ein Spionagethriller, und das rosa Tüllkleid, das schmachtende Lächeln und die alberne Tiara nur Tarnung, um dem Seitenscheitelbubi den Schlüssel zu einem Safe voller geheimer Papiere zu entwenden, mit denen man die Welt retten konnte. Oder der Typ war ein Serienkiller und hatte es auf Highschool-Mädchen abge…
    »Vergiss es!« Persephone hatte offenbar gemerkt, dass ich nicht mehr hinter ihr herhechtete, und war zurückgekommen. »Der Ball ist für die Oberstufe. Aus den niedrigeren Klassenstufen kann man da nur hin, wenn man eingeladen wird.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, was sie mir damit sagen wollte (es war ein weiter Weg vom Serienkiller zurück), und das war exakt die Zeit, die Persephone benötigte, um einen Lippenstift aus ihrer Tasche zu holen und die Hülle abzuschrauben.
    Gott, war ich dämlich. »Herbstball« war gar kein Film, sondern schnöde Wirklichkeit. Ich musste ein bisschen kichern.
    Neben uns begannen ein paar

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