Das erste Date – Erotischer Liebesroman
getrunken?“
Empört sah er mich an. „Natürlich nicht. Ich habe den ganzen Abend hier gesessen und mein Handy angestarrt, in der Hoffnung, dass du dich endlich meldest. Ich will nicht, dass du dich weiter mit ihm triffst.“
Okay, ich musste auf dem Weg hierhin irgendwie in eine Parallelwelt geraten sein. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Vielleicht hatte ich mich einfach nur verhört. Langsam blinzelte ich. „Wie bitte?“
„Es war ein furchtbarer Fehler, dass du ausgezogen bist und dass wir Schluss gemacht haben“, verkündete Sebastian mit Grabesstimme.
Mein Nacken prickelte mit einem Mal unangenehm. „Was ist eigentlich los mit dir? Bist du übergeschnappt?“, wollte ich von ihm wissen.
Doch er schüttelte nur den Kopf und sah dabei vollkommen überzeugt aus.
„Sebastian, ich fürchte, ich verstehe das nicht.“
Noch immer hielt er meine Hand und sah versonnen darauf, als würde sich dort die Formel für ewiges Leben verstecken. „Ich liebe dich, Mori und ich ertrage den Gedanken an einen anderen Typen nicht.“
„Ich liebe dich auch, aber nur wie einen Bruder.“
Ich wollte wieder aufstehen, doch zu meinem großen Entsetzen hielt Sebastian meine Hand fest und zog mich zu sich. Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinem Mund. Erst, als seine Zunge sich bemerkbar machte, erwachte ich aus meiner Starre und schlug gegen seine Brust. Sofort gab er mich frei.
In meiner Wut schlug ich auf ihn ein und fauchte: „Was ist nur los mit dir? Du bist schwul, falls du das vergessen haben solltest!“ Ich sah, dass er mehrfach unter meinen Schlägen zusammenzuckte, doch es war mir egal. Schnell sprang ich auf und rieb mir über die Lippen.
Ich wollte gerade zu einer Predigt ansetzen, die es in sich hatte, als es klopfte. Gleichzeitig drehten unsere Köpfe sich zur Tür und ich sagte: „Super, das ist sicher dein geliebter Tobi. Der wird sich bestimmt freuen, mich hier zu finden.“
Sebastian stand auf. „Quatsch, Tobi und ich hatten Streit.“
„Worüber? Darüber, dass Tobi keine Brüste hat?“ Die Spitze konnte ich mir nicht verkneifen. Sebastian presste die Lippen aufeinander, er war wütend – aber noch lange nicht so wütend wie ich. Es klopfte energischer und steigerte sich zu einem Hämmern.
„Mori, Tobi und ich-“
„Mach endlich die verdammte Tür auf!“, fiel ich ihm einfach ins Wort. Dann stiefelte ich zur Couch und nahm meine Tasche. Sobald Tobi drin wäre, würde ich draußen sein. Ich hätte gar nicht erst kommen sollen! Was hatte Sebastian sich nur gedacht?
Ich drehte mich um und erstarrte. Grimmig lächelnd stand Daniel im Türrahmen.
5
Innerhalb von Sekunden überschlugen sich die Gedanken in meinem Kopf. Entgeistert starrte ich Daniel an, während Sebastian zwischen ihm und mir hin- und herblickte.
„Was für ein Zufall. Und ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt.“ Daniel klang vollkommen ruhig. Das schien nicht nur mich, sondern auch Sebastian zu alarmieren. Sofort stellte er sich schützend zwischen mich und Daniel. Doch dieser machte nicht geringsten Anstalten, die Wohnung zu betreten – im Gegenteil.
Seelenruhig legte er den Kopf schräg und sagte: „Kommst du, Morielia?“
Wütend fuhr Sebastian dazwischen. „Nein. Sie geht nirgendwo hin.“
Daniel sah Sebastian zum ersten Mal direkt an. „Das war keine Frage“, antwortete er gelassen und ich spürte, dass es besser war, ihm zu folgen und Sebastian allein zu lassen. Ich musste sowieso erst verdauen, was für einen unglaublichen Unsinn er gerade von sich gegeben hatte.
„Mori!“ Mein bester Freund klang völlig fassungslos, als er erkannte, dass ich tatsächlich vorhatte, Daniel zu folgen.
Ich schüttelte nur stumm den Kopf und hoffte, dass er mich einfach vorbeilassen würde. Gerade als ich aus der Tür war, packte Sebastian mein Handgelenk. Daniel zuckte zwar kurz, hatte sich aber erstaunlich gut im Griff. Schnell entwand ich meinem besten Freund die Hand und wollte gehen.
„Aber was ist mit dem Kuss?“
Bei Sebastians Frage sah ich geradewegs in Daniels Augen, sie flackerten kurz, dann waren seine Regungen wieder hinter einer glatten Maske verborgen. Wie konnte Sebastian eine katastrophale Situation im Bruchteil einer Sekunde noch so viel schlimmer machen?
„Ich habe dich nicht darum gebeten!“, zischte ich leise über die Schulter, dann folgte ich Daniel.
Erst im Treppenhaus wagte ich es wieder, zu atmen. Ich konnte kaum mit Daniel Schritt halten.
Weitere Kostenlose Bücher