Das erste Date – Erotischer Liebesroman
mir seine Fingerknöchel betrachtete, bemerkte ich auch dort die aufgeplatzten Stellen. Man musste nicht gerade Sherlock Holmes sein, um das Puzzle richtig zusammenzusetzen.
„Mit wem hast du dich geprügelt? Etwa mit Tobi?“, wollte ich wissen.
Sebastian stieß ein verächtliches Lachen aus. „Natürlich nicht.“
„Mit wem dann?“ Mein Tonfall war noch wütender geworden.
„Mori, lass gut sein. Hat dein Wachhund dich gehen lassen?“ Er klang für seine Verhältnisse bitter.
„Ich habe ein Recht zu erfahren, mit wem du dich geprügelt hast. Immerhin bin ich deine beste Freundin.“
Stumm schüttelte er den Kopf und ich raufte mir die Haare. Ich konnte ihm schlecht Schläge androhen, wenn er nicht mit mir darüber reden wollte. Zögerlich streckte ich die Arme aus und strich über seinen Kopf. „Was ist überhaupt los, Hase?“
Bei der Erwähnung seines Spitznamens schüttelte er meine Hand ab und stand auf. Noch während er in sein Zimmer ging, sagte er: „Du solltest jetzt gehen. Ich verspüre kein Bedürfnis nach weiterem Besuch, der sich vorher nicht ankündigt.“
Damit fiel die Tür ins Schloss und ich wusste, dass ich nichts dagegen tun konnte. Wenn Sebastian nicht reden wollte, dann konnte ich nichts anderes machen, als zu warten, bis er sich beruhigt hatte. Ich leerte die Dose mit dem Eistee und warf sie in den Korb, in dem wir Pfand sammelten. Sofort korrigierte ich mich selbst: In den Korb, in dem Sebastian Pfand sammelte – ich wohnte nicht mehr hier.
Da ich wusste, dass Don montags von Zuhause aus arbeitete, beschloss ich, ihm als nächstes einen Besuch abzustatten. Ich musste einfach wissen, wie viel Chaos gestern Nacht genau entstanden war. Mein ältester Bruder war im Gegensatz zu mir ein Langschläfer und vielleicht konnte ich ihn direkt mit Brötchen besänftigen.
Die Sprechanlage surrte blechern und Don grummelte: „Ja?“
Hatte ich ihn etwa geweckt? „Ich bin’s und ich habe Brötchen dabei.“
Es folgten ein schwerer Seufzer und eine lange Pause, bevor der Summer ertönte. Ich drückte die Tür auf und versuchte, mich nicht davon verunsichern zu lassen, dass mich heute offenbar niemand hereinlassen wollte.
Strahlend ich präsentierte Don die Brötchentüte. Kurz danach schwang das Gefühl, mich entschuldigen zu müssen, in Zorn um. Ich warf die Tür hinter mir zu und wies mit ausgestrecktem Finger auf meinen Bruder. „Du willst mich wohl verarschen!“
Wenigstens besaß er den Anstand, vor mir zurückzuweichen. Er hob die Hände und sagte: „Beruhig dich, Mo!“
„Den Teufel werde ich tun! Ich komme gerade von Sebastian, der nicht mit mir reden wollten, aber rein zufällig haargenau so aussieht wie du!“ Mittlerweile brüllte ich, dass die Bilderrahmen an der Wand wackelten, doch das war mir egal. „Was fällt dir denn eigentlich ein?“
Don fuchtelte mit der Hand durch die Luft. „Das war sowieso schon lange überfällig. Ich habe beinahe einen Herzanfall bekommen, als Daniel mich angerufen hat.“
„Keine Sorge, den werde ich mir für den Anruf auch noch vorknöpfen! Das ist noch lange kein Grund, meinen besten Freund zu verprügeln.“ Drohend schritt ich weiter auf Don zu, der Größen- und Gewichtsunterschied erschien mir nicht weiter gravierend.
Sein Mund klappte auf und ich schrie sofort: „Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, mir weismachen zu wollen, dass Sebastian angefangen hat.“
„Hat er aber!“ Eingeschnappt fuhr mein Bruder herum und starrte angestrengt aus dem Fenster. Ich stutzte, Don log für gewöhnlich nicht. Entnervt griff ich nach der Tüte mit den Brötchen, die ich in meiner Wut auf die Kommode neben der Eingangstür geschmissen hatte und lief in die Küche.
Während ich den Tisch deckte und Kaffee aufsetzte, versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren. Warum sollte Sebastian mit Don Streit anfangen? Ihm musste doch klar sein, dass er absolut keine Chance hatte.
Der Kaffeeduft lockte meinen Bruder schließlich in die Küche. Zerknirscht hockte er sich auf seinen Stuhl und schwieg. Das konnte ich allerdings besser. Niemand in meiner Familie ertrug es, wenn ich die Klappe hielt und so knickte er nach wenigen Minuten ein.
„Okay. Okay. Ich gebe zu, dass ich zu ihm gefahren bin. Aber ehrlich gesagt wollte ich nur mit ihm reden.“
Ich warf ihm einen tödlichen Blick zu, der besagte, dass ich schon von dieser Idee nichts hielt. Er fuhr fort: „Ich habe geklopft und mir zurechtgelegt, was ich sagen wollte. Da reißt dein
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