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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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einer Lagerfeuerszene. Solange war neben dem Feuer unter einem sternenübersäten Himmel. Diesmal kam das Prasseln des Feuers vom Band – und wie der Weizen, so schien das Feuer zu glimmen und sich zu bewegen. Ebenso die Sterne, die heller leuchteten, als die Stimme in seinen Ohren erklang:
    »Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere …« [I. Mose 1, 16]
    Ah, dachte Frank. Die Genesis. Er beschleunigte seinen Rundgang und sah sich darin bestätigt, dass die verschiedenen Bilder die Schöpfungsgeschichte wiedergeben sollten. Ziemlich geschickt, dachte er.
    Er beeilte sich, in den ›Laden‹ zu kommen. Hier wurden Vitamine, Seifen, ätherische Öle für Aromatherapie, Kerzen und dergleichen mehr angeboten. Esoterische Bücher und Kassetten nahmen eine ganze Wand ein. Klassische Musik lief – Pachelbel, dachte er. Die Brünette, die ihn am Eingang begrüßt hatte, stand hinter der Theke und verpackte gerade die Einkäufe einer Frau mittleren Alters mit Zöpfen. »Möchten Sie irgendwas kaufen?«, rief sie. »Wir schließen nämlich in« – sie warf einen Blick auf ihre Uhr – »oje, zwei Minuten!«
    Er zögerte und hastete dann in den Informationsraum. Er hatte gerade noch Zeit für einen raschen Rundumblick. Er sah jede Menge Grafiken und Schaubilder und Landkarten, noch mehr Audiomaterial, für das zahlreiche Kopfhörer auf einer Holztheke bereitlagen. Ein Exponat bestand aus einer Karte der Vereinigten Staaten, auf der viele winzige Lichtlein glommen. Auf einem Tisch in der Mitte war unter der Überschrift ERWÄRMUNG ein dicker Globus zu sehen, in dem ein Thermometer steckte. Von der Decke hing eine ›Bevölkerungsuhr‹, die aussah wie eine Bombe. Sie tickte geräuschvoll, und ihre digitalen Zahlen rasten schneller, als das menschliche Auge wahrnehmen konnte. Auf einer Wand brannte der brasilianische Regenwald. Auf der gegenüberliegenden Wand war ein Kiefernwald bis auf wenige Zentimeter über dem Boden abgeholzt worden.
    »Wir haben jetzt geschlossen«, sagte die Brünette mit ihrer liebenswerten, freundlichen Stimme. »Aber Sie können gern morgen wiederkommen. Wir haben ab neun geöffnet.«
    Sie gab ihm eine kleine Plastiktüte mit »ein paar Pröbchen. Probieren Sie mal das Mango-Duschgel«, sagte sie, während sie ihn zur Tür geleitete. »Es ist phantastisch.« Auf dem Weg nach draußen steckte er noch rasch ein paar Broschüren ein.
    Er hatte eigentlich gehofft, es noch bis Washington zu schaffen, doch gegen neun Uhr auf dem New Jersey Turnpike merkte er, dass er einnickte. Die Hupe eines Sattelschleppers ließ ihn verschreckt zusammenzucken, und er beschloss, sich ein Motel zu suchen.
    Wenige Kilometer südlich von Cherry Hill fand er eines. Es erinnerte irgendwie an Psycho und hatte eine separate Bar. Der strohgedeckte Eingang der Bar wurde von Schildern flankiert, auf denen zu lesen war:
    V INNIE & THE G EE -G NOMES !
    N UR HIER IM L EAKY T LKL !
    Sein Zimmer war ganz in Rosttönen gehalten: orangefarbene Wände, Vorhänge, Tagesdecke, Teppich. Neben dem Bett hatte jemand mit der Faust durch die Gipskartonwand geschlagen. Es war eine von den Absteigen, in denen man einen Stuhl unter den Türknauf klemmt. Das tat er denn auch und ging unter die Dusche.
    Das Mango-Duschgel war toll.
    Erfrischt holte er seinen Laptop raus und machte sich ein paar kurze Notizen zu den Interviews mit Kramer und Tuttle und zu seiner halben Stunde im Besucherzentrum. Als er das Geschriebene durchlas, wurde ihm klar, was für eine Pleite die Fahrt gewesen war.
    Wenn er Kramer glaubte, dann jagte er Hirngespinsten hinterher. Und wieso sollte er Kramer nicht glauben? Schließlich war Kramer näher an der Geschichte dran als sonstwer. Er kannte die Bergmans, wusste um die Probleme, die sie mit ihrem Sohn gehabt hatten – und er hatte sogar Leute auf dem Schiff befragt. Seiner Meinung nach war nichts an der Sache dran. Seine Klienten waren genauso hirnverbrannt gewesen wie die Leute vom ›Tempel‹, vielleicht sogar noch durchgedrehter.
    Andererseits … Tuttle hatte ehrlich überrascht gewirkt, als er ihn gefragt hatte, ob ein Verdacht gegen Harry Bergman bestand, für den Tod seiner Frau verantwortlich zu sein. Was hatte er gesagt? Das ist ja ganz was Neues, mit reichlich Sarkasmus in der Stimme. Und doch, wenn man Kramer glaubte, war das eine wichtige Spur.
    Entscheidend waren die Worte wenn man Kramer glaubte. Tat er das? Frank

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