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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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interessieren? Und trotzdem …
    Er öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus: »He!«, rief er. »Was machen Sie denn da?«
    Die beiden Männer erstarrten und blickten dann langsam zu ihm hoch. Sie schienen sich einen Moment zu beratschlagen, gingen dann seelenruhig zum Transporter, warfen die Beutel, die sie noch in den Händen hielten, hinten rein und schlossen die quietschende Tür. Geruhsam gingen sie nach vorn zum Führerhaus, stiegen ein und fuhren davon.
    Frank versuchte das Nummernschild zu erkennen, aber es war zu weit weg. Dann bog der Transporter um die Ecke und war verschwunden.
    Stöhnend überlegte Frank, was in seinem Müll gewesen sein mochte. Orangenschalen und Papiertaschentücher, Artikelentwürfe, Transkripte von Interviews, leere Milchtüten und verschimmeltes Brot, Notizen und Steuerformulare … O Gott, er sollte sich wirklich einen Schredder besorgen.
    Neal Gleasons Büro lag in einer Gegend der Stadt – man konnte unmöglich von Stadtviertel sprechen –, die Buzzard Point genannt wurde. Seit Frank nach Washington gekommen war, sprach alle Welt davon, dass gerade dieses Gebiet als nächstes eine wunderbare urbane Renaissance erleben würde. Angesichts seiner Lage nah am Fluss und nur wenige Minuten vom Kapitol entfernt, schwebte den Planern so etwas vor wie das modernisierte Hafengebiet von Baltimore: ein Edelviertel direkt am Wasser, mit einer breiten Promenade, Apartmenthäusern, Hotels, Restaurants und teuren Geschäften.
    Doch trotz der vielen Pläne und Architektenmodelle schien sich Buzzard Point einfach nicht zu verändern. Die Straßen waren voller Schlaglöcher und so oft ausgebessert, dass sie wie handgemacht aussahen. Zwischen einer Hand voll hässlicher Betonbürogebäude und leer stehenden Grundstücken versteckte sich hier und dort ein kleines Unternehmen. Ihnen allen war das trutzig wehrhafte Aussehen gemein, das offenbar aus dieser Gegend nicht wegzudenken war.
    Es gab Tante-Emma-Läden mit Metalltüren zum Schutz vor Einbrechern, Spirituosengeschäfte, wo die Verkäufer hinter kugelsicheren Glaswänden standen, und bunkerähnliche Friseurläden. An den Tankstellen drängelten sich Kinder, die gegen Trinkgeld die Windschutzscheibe putzen oder den Wagen volltanken wollten.
    Frank war nicht ganz wohl dabei, den Wagen hier auf der Straße abzustellen, aber wie sich herausstellte, gab es keine andere Möglichkeit. Hierher verirrten sich nicht so viele Besucher, dass sich ein bewachter Parkplatz gelohnt hätte.
    Das FBI-Gebäude war einer von diesen gesichtslosen Kästen aus den fünfziger Jahren mit einer uniformen Reihe von zu klein geratenen Fenstern pro Stockwerk. Drinnen war es auch nicht besser: fleckiger blauer Nadelfilzboden und Akustikdecken, deren Platten bereits brüchig waren und durchhingen. Zwei bewaffnete und uniformierte Männer überwachten den Eingang. Einer stand an der Tür, und der andere saß hinter einer Theke aus Holzimitat gleich neben einem Drehkreuz. Man musste an dem ersten vorbeigehen und einige Zeit bei dem zweiten verbringen, bis man die Erlaubnis bekam, zu den darunterliegenden Fahrstühlen vorzudringen.
    Der Mann hinter der Theke rief Gleasons Büro an, forderte sie auf, ihre Namen in eine Liste einzutragen, schaute in Annies Handtasche, untersuchte Franks Aktenkoffer und zog die Kappe von der Rolle, in der die Satellitenfotos waren. Dann schrieb er ungelenk ihre Namen und den von Gleason auf kleine rechteckige Stücke aus gelbem Pappkarton, schob diese in Plastikhüllen und wies sie an, sie an ihrer Kleidung festzustecken. Eine massige Frau kam aus einem der Fahrstühle hinter dem Drehkreuz, und sie durften durchgehen. Die Frau geleitete sie nach oben in einen Vorraum mit ein paar aprikosenfarbenen Plastiksesseln. Gerahmte Drucke mit Blumenpastellen zierten die Wände.
    Sie mussten nicht lange warten. Gleason kam heraus und bedeutete ihnen wortlos, in sein Büro vorauszugehen. Der FBI-Mann war in Hemdsärmeln, und als er um seinen Schreibtisch herumging, war die Pistole in seinem Schulterhalfter deutlich zu sehen. Seine Augen waren blass und erstaunlich blau. Fast babyblau. Frank dachte, dass er den Mann zuvor noch nie ohne seine Sonnenbrille gesehen hatte.
    »Nun«, sagte Gleason. »Sie wollten mit mir reden? Reden Sie.«
    »Ich weiß, dass Sie in Hammerfest waren«, begann Frank und wollte die Satellitenfotos hervorholen.
    »Hmmm«, sagte Gleason. »Anschauungsmaterial. Sehr hübsch, aber ich habe eigentlich keine Zeit für einen

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