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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Bildervortrag. Beschränken Sie sich doch bitte auf die mündliche Darstellung, und fassen Sie sich kurz, ja?«
    Frank hatte vergessen, was für ein Arschloch Gleason doch war. »Ich wollte ihnen klarmachen, dass Dr. Adair mir nichts gesagt hat«, stellte er fest. »Ich habe aus anderen Quellen erfahren, was mit den Leichen passiert ist.«
    Gleason nickte und beschrieb dann mit dem Zeigefinger der rechten Hand einen kleinen Kreis in der Luft. Frank sollte sich beeilen. Also lieferte Frank ihm eine verkürzte Darstellung und schloss mit der Feststellung, dass das auf die Kirchenmauer in Kopervik gemalte Pferd Annies Meinung nach mit dem Bild auf der Website des ›Tempels‹ identisch war.
    Gleason applaudierte langsam und gemächlich. »Faszinierend«, sagte er.
    Annie warf Frank einen verwunderten Blick zu.
    »Sie hören sich aber nicht so an, als wären Sie fasziniert«, sagte Frank.
    »Nun ja, ehrlich gesagt, ich begreife nicht ganz, wieso Sie gedacht haben, das würde mich interessieren«, erwiderte Gleason. »Ich will ihnen was sagen. Ihnen beiden. Friedhöfe in Norwegen fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Und selbst wenn, wir ermitteln nicht gegen religiöse Gruppen.«
    »Aber«, wandte Annie ein, »Sie waren doch dabei. Sie –«
    »Ich glaube, Dr. Adair will damit sagen, dass wir beide wissen, dass das FBI an dem Fall arbeitet, und wir dachten, Sie –«
    »Und ich sage Dr. Adair, dass die Diskussion dieser Angelegenheit eine Verletzung der von ihr unterzeichneten eidesstattlichen Verpflichtung zur Verschwiegenheit ist und dass ich sie dafür strafrechtlich verfolgen kann.«
    »Was?« Annie war empört. Ihre Wangen glühten, als käme sie gerade vom Schlittschuhlaufen ins Warme. »Ich habe ihm nichts erzählt«, sagte sie. »Aber was spielt das überhaupt für eine Rolle? Verstehen Sie denn nicht? Diese Gruppierung hat die Leichen entwendet und ist jetzt im Besitz des Virus und –«
    Gleason hob die Stimme und ließ sie gleichzeitig schneidender klingen:
    »Das geht Sie überhaupt nichts an, Dr. Adair. Und was Sie betrifft, Mr. Daly, so denke ich wirklich, es wäre in Ihrem Interesse, wenn Sie die Finger von der Sache lassen – oder Sie landen alle beide im Knast.«
    »Ich glaube, Sie übersehen da was, Neal. Ich habe nämlich überhaupt nichts unterschrieben.«
    »Sie müssen auch nichts unterschreiben, Sie Klugscheißer. Wir haben Gesetze – darunter auch welche gegen Landesverrat.«
    Gleason plusterte sich nur auf. Diese Anspielung auf Landesverrat konnte nicht sein Ernst sein. Aber bei diesem Drohspiel konnten die zwei mitmischen.
    Franks Augenbrauen schnellten hoch. »Landesverrat? Vielleicht steckt da ja doch noch eine dickere Story hinter, als ich gedacht hatte. Ich hab gar nicht gewusst, dass wir Krieg haben. Aber vielleicht haben Sie sich ja verplappert. In diesem Fall sollten wir uns vielleicht unserer verfassungsmäßigen Rechte vergewissern. Mir scheint nämlich, Neal, dass diese ›Geheimhaltungspflicht‹ schon in der Vergangenheit nicht so toll funktioniert hat. Ich meine, man denke nur mal an die Pentagon-Papiere –«
    Gleason stand auf und sagte: »Danke für Ihre Hilfe.« Er nickte in Richtung Tür. »Das Gespräch ist beendet.«
    »Moment mal«, sagte Annie. »Ich verstehe das nicht. Ich meine, die Sache ist völlig –«
    »Ich sagte: Das Gespräch ist beendet.«
    Annie stand auf, ihr Gesicht glühte noch immer. Frank packte die Unterlagen wieder in seine Aktentasche und verschloss die Rolle mit den Fotos. Dann stand er auf, nahm Annie am Arm und ging hinaus.
    Sie sprachen kaum ein Wort, bis sie wieder draußen auf der Straße waren. »Können die das wirklich machen?«, fragte Annie. »Was soll das alles?«
    Frank sah zum Himmel, der bedeckt war mit schnell ziehenden Wolken. Der Fluss sah metallic-grau aus. »Das bedeutet, dass sie an dem Fall dran sind und nicht wollen, dass wir ihnen bei ihren Untersuchungen dazwischenfunken. Mehr nicht.«
    Annie überlegte einen Moment. »Das ist doch gut, oder? Ich meine, dass sie an dem Fall dran sind.«
    Frank zuckte die Achseln. »So ungemein beruhigend finde ich es nicht gerade.«
    »Warum denn nicht? Das FBI! Die verstehen was davon.«
    »Meinen Sie, die hätten den Unabomber je erwischt, wenn seine Familie ihn nicht schließlich ans Messer geliefert hätte?«
    Ein dicker Regentropfen klatschte auf den Bürgersteig. Dann noch einer. Und noch einer.
    »Ich hätte gedacht, Mr. Gleason würde zumindest wissen wollen, was

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