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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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habe.«
    »Wozu das?«
    »Weil mir da was seltsam vorkommt.«
    »Was denn?«
    Sie nahm die WRMMs zur Hand. »Wo war es? Hier.« Sie las laut vor: »›Bei vielen Patienten war eine ungewöhnlich langwierige akute Phase sowie eine abgeschwächte Rekonvaleszenzphase zu verzeichnen.‹ Das heißt, dass viele Kranke nicht so schnell wieder gesund werden, wie sie eigentlich müssten. Die Symptome schleppen sich. Irgendetwas sorgt also dafür, dass sich die Infektion hält, oder hindert das Immunsystem daran, aktiv zu werden. Fast so, als wäre das Virus irgendwie getarnt.«
    »Ist so was denn möglich?«
    Sie presste die Augen zu und öffnete sie wieder. »Ich fürchte, dass diejenigen, die das gemacht haben, die Genome manipuliert haben, sodass die Immunreaktion des Körpers behindert wird. Bei A/Peking/2/82 macht das nicht viel. Das war eine recht harmlose Variante. Aber wenn sie das mit der Grippe von 1918 gemacht haben …«
    »Was dann?«
    Sie starrte ihn an.
    »Annie. Was dann?«
    »Dann würde sie fast jeden umbringen, der daran erkrankt. Die einzige Rettung wäre eine weltweite Immunisierung.« Es entstand eine kurze Pause, und dann lächelte Annie, fuchtelte wild mit der Hand in der Luft und fing an, viel zu schnell zu reden. »Wahrscheinlich bin ich bloß paranoid. Vielleicht war die Peking-Variante eine besonders langwierige Grippe, und wir haben nur nicht genug Daten darüber, weil sie so harmlos war.« Sie stockte. »Aber ich will mir das mal ansehen – denn eines ist jedenfalls sicher.« Sie schlug auf die WRMMs. »Das hier waren Tests! «
    »Ich rufe Gleason an«, sagte Frank.
    Auf dem Weg zurück in seine Wohnung hielt Frank an einem Imbissstand und aß rasch etwas zu Mittag. Während Annie im Labor war, wollte er seine Notizen über den ›Tempel‹ ausdrucken und eine umfassende Darstellung der Ereignisse und Beweise formulieren, die selbst Gleason nicht mehr ignorieren konnte.
    Und wenn der stur blieb, sollten sie sich vielleicht an das Nationale Amt für Katastrophenschutz wenden. Tom Deer anrufen. Irgendwas.
    Seine Tür war auf.
    Zuerst dachte er, er hätte vielleicht vergessen abzuschließen. Doch dann betrat er den Raum, der als Schlaf- und Arbeitszimmer diente, und brauchte trotzdem noch eine Sekunde, um zu erkennen, was nicht stimmte. Seine Tastatur war da, sein Monitor war da, sein Drucker war da – aber sein Rechner war verschwunden. Ebenso sein Laptop. Sein Aktenschrank war leer. Sein Zip-Laufwerk war weg. Nirgendwo waren irgendwelche Disketten zu sehen – sein komplettes Archiv gestohlen.
    »Scheiße«, sagte er und blieb wie angewurzelt auf dem Fleck stehen. Er dachte, wie viel von seinem Leben jetzt fehlte. Er war weniger besorgt wegen seiner derzeitigen Arbeit – jedenfalls nicht sehr –, weil das meiste davon auf den Sicherheitsdisketten sein würde, die er im Kühlschrank aufbewahrte. Es ging ihm um alles andere. Seine persönlichen Briefe. Seinen Terminkalender. Sein Adressbuch. Steuerunterlagen.
    Wut stieg in ihm auf. Es war ein primitives, kraftvolles Gefühl, vielleicht vergleichbar mit den Empfindungen eines Hundes oder Wolfes, der in seinen Bau zurückkehrt und die Witterung eines Eindringlings aufnimmt. Wenn er ein Hund gewesen wäre, hätte sich sein Nackenfell gesträubt.
    Stattdessen zeigte er die konditionierte Reaktion eines Bürgers des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts: Er eilte zum Telefon, um den Diebstahl bei der Polizei zu melden. Natürlich würde das nichts nützen. Aber das machte man nun mal, und es war für ihn nicht das erstemal, denn drei Jahre zuvor waren ihm seine Stereoanlage und der Fernseher geklaut worden. Er rechnete nicht damit, dass die Polizei sein gestohlenes Eigentum wiederfinden und die Diebe bestrafen würde. Er rief an, weil die Versicherung einen Polizeibericht verlangte, sonst würde sie nicht zahlen.
    Erst in dem Augenblick, als er nach dem Telefon griff, dämmerte ihm, dass das hier kein normaler Einbruch gewesen war, dass der Diebstahl von informierten Leuten verübt worden war, dass Fernseher, Monitor, Stereoanlage und Lautsprecher sie nicht interessiert hatten. In dem Bruchteil einer Sekunde, als er diesen Gedanken fasste, wusste er, wer dahinter steckte.
    Und just in dem Moment, als er den Hörer abhob, um die Polizei anzurufen, krachte ihm etwas auf den Hinterkopf, und er ging zu Boden. Im Fallen schlug sein Kopf auf den Telefontisch, und Funken sprühten ihm vor den Augen.
    Eine Sekunde später war ein Mann über ihm, und

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