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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Tagen mit seinem Wagen fertig, und gestern hatten sie ihm telefonisch mitgeteilt, dass er das Fahrzeug abholen müsse. Ab Montag, so erklärte der Beamte, würde man ihm täglich zwanzig Dollar Parkgebühr berechnen. Außerdem musste er noch den Abschleppdienst bezahlen, er war empört und kam sich vor, als würde man ihn ein zweites Mal vergewaltigen.
    Am Donnerstag sah sein Auge fast normal aus, und die Fäden in der Lippe waren gezogen worden. Da er keine Gefahr mehr für sich und andere war, holte er den Saab ab und zahlte.
    Als Annie nach Atlanta fuhr, um dort an der jährlichen Tagung der Influenza-Experten teilzunehmen, einem Ereignis, das sie ›Großes Grippepalaver‹ nannte, kam es ihm eigenartig vor, ohne sie in ihrer Wohnung zu bleiben, und so zog er wieder in seine eigenen vier Wände. Indu war nie richtig warm mit ihm geworden. Annie meinte, das sei wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Frank in der zweiten Nacht, die er frisch aus dem Krankenhaus in ihrer Wohnung verbracht hatte, irrtümlich in Indus Zimmer geraten war und sich zu ihr ins Bett gelegt hatte.
    Wie er schließlich in Annies Bett gelandet war, wie sie zum Liebespaar geworden waren – dieses Ereignis war irgendwo in der Nebelbank seiner Erinnerung verloren, wo es vielleicht für immer bleiben würde. Manchmal bekam er eine Ahnung davon, den Schatten einer Erinnerung. Ein- oder zweimal sah er undeutlich ihr besorgtes Gesicht, das sich über ihn beugte und das plötzlich froh aufleuchtete, wenn er ihren Namen aussprach. Und dann konnte er sehen, wie sie sanft ein feuchtes Tuch auf seine Stirn legte, und er erinnerte sich, dass sie neben ihm ins Bett geschlüpft war, spürte noch ihren warmen Körper ausgestreckt neben sich. Doch dann wurde die Erinnerung nebulös und löste sich auf. Zweimal sprach sie von ihrem ›ersten Mal‹, einmal mit einem glücklichen verträumten Blick in den Augen, das andere Mal mit einem leicht verruchten Lachen. Er lächelte nur, weil es ganz offensichtlich nicht angebracht war nachzufragen. Außerdem war es irgendwie spaßig – wenngleich verwirrend –, der Phantasie freien Lauf zu lassen … Im Bett war Annie überraschend ungehemmt und leidenschaftlich, oder zumindest so leidenschaftlich, wie seine Verletzungen es zuließen.
    Stern hatte noch immer nicht auf seine Anrufe reagiert, und so stattete Frank auf dem Weg von der Polizeigarage der Wohnung des Doktoranden einen Besuch ab.
    Und obwohl Stern nicht zu Hause war, gab es auch keinen Hinweis darauf, dass er verschwunden sein könnte. Keine Stapel von Zeitungen oder Post.
    Er klopfte an der Nachbarstür.
    Ein dünner Schwarzer mit Drahtbrille öffnete. Nein, sagte er, er hatte Stern nicht gesehen. »Muss verreist sein, weil ich keine Musik höre. Der mag Musik, das kann ich Ihnen sagen. Für meinen Geschmack mag er sie zu sehr.«
    Frank ließ nicht locker. »Hat er Sie je gebeten, na, beispielsweise seine Blumen zu gießen oder seine Post entgegenzunehmen oder so?«
    Sterns Nachbar starrte ihn an. »Ben hat keine Blumen. Der ist doch kein Blumentyp. Ich hab doch schon gesagt, dass er ein Musiktyp ist. Was mit der Post ist, weiß ich nicht. Ich glaube, er hat irgendwo ein Postfach.« Er beäugte Frank neugierig. »Wie gut kennen Sie Ben?«
    »Eigentlich gar nicht«, musste Frank zugeben.
    Der schlanke Mann machte eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger neben der Schläfe. »Ben ist ein bisschen ungewöhnlich«, sagte er.
    Als Frank nach Hause kam, hatte er einen Anruf von Annie auf seiner Voicemail.
    »Hi, Frank, ich bin hier in Atlanta.« (Pause.) »Ich rufe an, weil … etwas ganz Seltsames passiert ist. Und ich glaube, das könnte … Na jedenfalls hat es in verschiedenen Teilen des Landes ungewöhnliche Grippe-Epidemien gegeben – ungewöhnlich deshalb, weil es nicht die richtige Jahreszeit dafür ist, verstehst du? Ich hab mir nicht sehr viel dabei gedacht, bis ich hierhergekommen bin. Aber es ist eine Archiv grippe.« (Pause.) »Ich will damit sagen, dass … ach, ich wünschte, du wärst hier, ich spreche so ungern auf Band. Jedenfalls kann das, was passiert ist, kein natürlicher Zufall sein, weil –«
    An der Stelle hatte sich das Band abgeschaltet. Die zweite Nachricht begann:
    »Weil es nämlich völlig ausgeschlossen ist, dass diese Grippe an vier verschiedenen Stellen auftauchen kann! Und dann ist da noch was …« (Tiefes Luftholen, Seufzen.) »Das ist mir einfach zu frustrierend. Ich bin morgen zurück. Wir können ja

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