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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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im Türrahmen stehen blieb. Solange ging zu ihm hinüber, und die beiden unterhielten sich kurz. Der Dünne ging wieder, und Solange kehrte zum Tisch zurück. Einen Augenblick lang saß er regungslos da, dann schien er einen Entschluss zu fassen. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch, nahm sein Weinglas und leerte es in einem Zug. »Also, Frank«, sagte er, »ich habe da ein paar Fragen, die Sie sicherlich nicht beantworten möchten, aber … wie Sie sich bestimmt vorstellen können, gibt es ein paar Dinge, die ich einfach wissen muss. Zum Beispiel: wie viel von dem, was Sie herausgefunden haben, weiß inzwischen das FBI? Hmmmm? Wie viel?«
    Solange war jetzt aufgestanden und ging auf und ab. Seine ungewöhnliche Stimme wurde lauter. »Weiß Gleason von den Verteilertests? Weiß er, dass Sie hier sind. Sie und Dr. Adair?«
    Frank blickte auf.
    »Wenn man nämlich Dr. Adair glauben darf –«
    »Ich bringe Sie um«, sagte Frank. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Mit ihr gemacht? Nun, wir haben sie natürlich verhört. Und ich muss zugeben, dass sie jeden erdenklichen Anreiz hatte, die Wahrheit zu sagen. Aber man kann ja nie wissen.« Auf einen Wink von ihm kamen die Wachen zu Frank. Sekunden später stand er, seine Beine waren frei, und man band ihm die Hände auf den Rücken.
    Solange steckte sich eine Traube in den Mund und stand auf. »Gehen wir«, sagte er. »Das ist ein Zehntausend-Dollar-Teppich, und ich will ihn nicht versauen.«
    Ein Fahrstuhl brachte sie drei Stockwerke tiefer, und dann gingen sie einen langen Korridor entlang. Die Wände bestanden aus grobem Zement und der Boden aus einem gummiartigen elastischen Material. Franks Beine hatten sich erholt, obwohl sie sich noch immer wackelig und schwach anfühlten. »Dieser Boden wurde ausschließlich aus recycelten Reifen hergestellt«, sagte Solange. »Er ist sehr strapazierfähig und, wie Sie merken, angenehm zu begehen. Ist Ihnen eigentlich klar, wie viele ausrangierte Reifen es gibt? Ganze Berge.«
    Der ist komplett wahnsinnig, dachte Frank und versuchte nicht darüber nachzugrübeln, was Solange damit gemeint hatte, er wolle den Teppich ›nicht versauen‹, oder was wohl am Ende des langen Korridors lag. Er wollte nicht mit diesen Leuten in einen kleinen Raum gehen.
    »Beim Recycling«, fuhr Solange fort, »reicht es nicht, den Leuten einfach einen gewissen Pfandbetrag zu erstatten, den sie beim Kauf gezahlt haben – einem gewissen Prozentsatz der Käufer ist dieses Geld nämlich scheißegal. Andererseits, wenn man den Betrag so hoch ansetzt, dass jeder motiviert ist, ihn sich zurückzuholen, werden die Armen benachteiligt. Es ist auch keine Alternative, hohe Müllgebühren zu verlangen, denn dann wird der einfach illegal irgendwo hingekippt, hab ich Recht?«
    »Also … was dann?«, hörte Frank sich selbst fragen. »Sie stellen dieses Zeug hier her?« Ich glaube, ich drehe durch, dachte Frank. Was kommt als nächstes? Ein Vortrag über Abgaskatalysatoren?
    »O ja«, erwiderte Solange. »Wir haben die Technik revolutioniert – der Prototyp wurde hier entwickelt. Die Rechte haben wir an PetroChem verkauft.« Er hielt inne. »Ich wünschte, wir hätten Zeit für eine Besichtigung«, sagte er. »Ich würde Ihnen gern die Anlagen zeigen.«
    Sie betraten einen weiteren Korridor, und Solange öffnete eine Tür zur Linken. Einen Moment später befanden sie sich alle in einem kleinen Raum mit Betonwänden und einem Abfluss im Boden. Es wirkte seltsam, dass mitten in diesem Zimmer ein schwarzer Metallgartentisch stand, um den vier passende Sessel aus demselben Material gruppiert worden waren. In einer Ecke ein doppeltes Spülbecken. Zusammengerollt auf dem Boden lag ein Wasserschlauch. Neben dem Spülbecken war eine verschlossene Tür.
    Die Wachen stießen Frank in einen der Sessel. Solange fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Dann nickte er abrupt, und einer seiner Untergebenen sagte etwas in ein rundes Gitter, das neben der Tür in die Wand eingelassen war. Kurz darauf öffnete sich die hintere Tür, und zwei stämmige Männer kamen herein, die Annie zwischen sich stützten.
    »Annie!« Der Name entfuhr Frank unwillkürlich.
    Die Gestalt, die schlaff zwischen den beiden Männern hing, hob nicht einmal den Kopf. Sie war offensichtlich vollgepumpt mit Drogen, das konnte er sehen, als die Männer sie näher heranführten. Ihre Augen waren glasig und blicklos, ihre Füße bewegten sich kaum. Sie ließen sie in einen Sessel sinken, und ihr Kopf fiel

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