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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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ein.
    Plötzlich dröhnte eine lautsprecherverstärkte Stimme um sie herum. »WEG VON DER TÜR!«
    Die Männer, die hereingestürmt kamen, trugen kugelsichere Westen, auf deren Rücken in übergroßen Buchstaben FBI stand. Sie hatten Helme und Gasmasken aufgesetzt und waren schwer bewaffnet. Sie waren keineswegs freundlich und verstanden nicht, dass Frank und Annie Opfer waren und nicht ›Tempel‹-Angehörige, die sich sozusagen im Allerheiligsten versteckt hatten.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Männern das begreiflich machen konnten.
    Auch Neal Gleason war, als sie ihm schließlich gegenüberstanden, nicht gerade froh, sie zu sehen, geschweige denn sichtlich erfreut, dass sie überlebt hatten.
    Gleasons blaue Augen waren blutunterlaufen, und er sah aus wie jemand, der seit Tagen nicht mehr geschlafen hat.
    »Anscheinend haben Sie die Nachricht erhalten«, sagte Frank.
    »Irgendwer hat sie gewarnt«, sagte Gleason. »Die müssen einen Informanten bei der Polizei von Lake Placid haben. Die waren nämlich die Einzigen, die von unserer Aktion wussten.«
    »Wer ist ihnen entwischt?«, fragte Frank.
    »Solange«, sagte Gleason. »Solange und sein Team für Sondereinsätze.«

29
    Er saß in dem Büroraum der Villa und wachte über Annie, der man Schlaftabletten verabreicht hatte. Er wollte natürlich an der Story arbeiten, aber das war unmöglich. Schließlich war er nicht Victor Hugo. Er brauchte einen Computer oder wenigstens eine Schreibmaschine. Oder auch nur ein Telefon. Dann könnte er den Artikel sogar diktieren.
    Doch das Telefon in dem Raum war tot, und an das im Flur ließ man ihn nicht ran. Ein Sicherheitsbeamter saß vor dem Büroraum, mit einem Funkmikro am Ohr und einer Uzi auf dem Schoß, und achtete darauf, dass ohne Neal Gleasons Einverständnis niemand hier aus oder ein ging.
    Es dauerte eine Weile, aber schließlich bekam Frank doch eine Erklärung zu hören – wenngleich eine ziemlich unbefriedigende. »Ich bin zu Ihrem Schutz hier«, sagte der Beamte mürrisch. »Okay?«
    »Nein«, erwiderte Frank. »Das ist nicht okay. Ich will keinen Schutz, verdammt. Ich will einen Laptop.«
    Aber genau darum ging es natürlich. Gleason wollte nicht, dass er einen Artikel schrieb – zumindest während Solange noch auf freiem Fuß war. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als Däumchen zu drehen, auf und ab zu tigern, aus dem Fenster zu starren und sich das Treiben draußen anzusehen.
    Und das war seltsam bedrückend, ein surreales Tableau, das, wenn es von Bosch gemalt worden wäre, vielleicht ›der zerstörte Garten der Lüste‹ hätte heißen können. Ein Hubschrauber war auf der Wiese neben dem Teich gelandet, und seine Rotorblätter kreisten gemächlich, während Männer des Einsatzkommandos mit Schäferhunden das Gelände absuchten. Elitesoldaten in Schutzanzügen eilten in den Labortrakt und wieder hinaus und sahen dabei aus wie eine Reklame für Intel, während FBI-Agenten in identischen Windjacken einen großen weißen Transporter mit Computern und Akten beluden. Ansonsten schien der Campus menschenleer, da die ›Templer‹ in ihren Unterkünften bleiben mussten, bis sie verhört wurden.
    Schließlich hatte Frank genug von dem Anblick, und er setzte sich an einen mit kunstvollen Schnitzereien verzierten Schreibtisch, der in einem Erker des großen Raumes stand. Seine vier Löwentatzenfüße ruhten auf einem wunderschönen alten Kelim. Ein Neunzehn-Zoll-Monitor von Toshiba stand auf der Schreibtischplatte, jedoch ohne dazugehörigen Computer.
    Es wäre schön gewesen, mal einen Blick auf Solanges Festplatte werfen zu können, dachte Frank. Aber vielleicht fand er ja noch etwas anderes … einen Notizblock, eine Diskette, einen Kalender – irgendwas.
    Er zog nacheinander die Schreibtischschubladen auf und schaute hinein. Aber da war nichts. Ein paar Kugelschreiber und Bleistifte, Büroklammern, ein leeres Notizbuch und ein Packen Papier für Laserdrucker. Ein Stadtplan von New York, eine Schere, einige Heftzwecken und unbeschriftete Karteikarten.
    Er faltete den Stadtplan auseinander und betrachtete ihn. Nichts, dachte er. Keine Markierungen oder Nadeleinstiche. Keine eingezeichneten Linien. Bloß ein Stadtplan. Seufzend lehnte er sich im Sessel zurück und schloss die Augen.
    So blieb er eine ganze Weile sitzen, und dann plötzlich, voller Energie oder einfach nur gelangweilt, setzte er sich auf. Er schob den Stadtplan vom Schreibtisch, nahm sich ein Blatt Papier und fing an zu

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