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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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dass sie Truppen ins Ausland in den Krieg schicken würde. Ich denke, wir würden bleiben, wo wir sind. Wir würden Holz hacken und Krematorien bauen.«
    Wasserman schwieg eine Weile. Dann fragte sie: »Sie haben eben einen Krieg im Ausland erwähnt?«
    »Ich dachte dabei daran, dass Nordkorea den Süden überfällt.«
    »Und Sie haben vor, darüber zu schreiben?«
    Frank rieb sich die Bartstoppeln am Kinn. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht.«
    Wasserman nickte. »Vielleicht auch nicht. Sie können es nicht beweisen.«
    »Stimmt«, sagte Frank. »Ich kann es nicht beweisen.«
    »Und eigentlich spielt es ohnehin keine Rolle«, fügte Wasserman hinzu und erhob sich.
    Annie sah sie schockiert an. »Es spielt keine Rolle? Wie können Sie so etwas sagen?«
    »Weil Mr. Daly Recht hat. Solange ist negierbar. Und betrachten Sie doch einmal die Alternativen. Falls Solange Erfolg hat, ist die Frage nach der Verantwortung rein akademisch. Die Hälfte der Menschen in diesem Land wird sterben, und Sie haben Recht – ich glaube kaum, dass wir unter diesen Umständen eine Regierung hätten, die sich für auswärtige Angelegenheiten interessiert.«
    »Okay. Und wenn er scheitert?«, fragte Frank.
    »Tja, dann ist er einfach nur ein Irrer. Selbst wenn Sie nachweisen könnten, wo das Geld herkam, das er erhalten hat – und ich glaube nicht, dass Sie das könnten –, was würde das beweisen? Dass es aus Nordkorea kam? Wohl kaum. Sie könnten höchstens nachweisen, dass es von koreanischen Arbeitern in Japan kam. Worauf viele Menschen sagen würden: Na und? Vielleicht hat Solange viele koreanische Anhänger. Vielleicht sind die ja auch verrückt.«
    »Und was wollen Sie mir damit sagen?«, fragte Frank.
    Wasserman antwortete mit einem gleichgültigen Achselzucken: »Nur dass Sie sich vorsehen sollten. Am Ende steht in Wahrheit die Glaubwürdigkeit des Frank Daly auf dem Spiel. Und seien wir ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie gern als ein weiterer Journalist mit einer Verschwörungstheorie dastehen möchten – selbst wenn Sie Recht haben. Oder irre ich mich?«
    Bevor er etwas erwidern konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.
    Kurz darauf kam Gleason in die Villa und fragte Frank und Annie, ob sie ihn nach New York begleiten wollten.
    »Haben wir eine andere Wahl?«, fragte Frank.
    »Klar«, antwortete Gleason. »Sie können hier bleiben, wenn Sie möchten. Außerdem gibt es nicht weit von hier ein Motel. Wir würden dann jemanden vor der Tür postieren. Aber ich glaube nicht, dass es Ihnen dort gefallen würde, und wenn Sie mitkommen, kann ich Sie im Auge behalten – und Sie sind näher am Geschehen. Und das wollen Sie doch, oder?«
    Im Hubschrauber war es laut, und der Flug schien endlos. Als sie landeten, war ihnen, als wären sie nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit gereist.
    Governors Island, eine Insel und ein Stützpunkt der Küstenwache, der um die Jahrhundertwende gebaut und ein Jahr zuvor geschlossen worden war, liegt zur Brooklynseite hin in New Yorks oberer Bucht, wo Hudson und East River zusammenfließen. Keine anderthalb Kilometer trennen die Insel von Manhattan, und doch hat sie so gut wie nichts mit der belebten, lärmenden, hellerleuchteten Stadt gemein, die die meisten Menschen kennen. Hier findet sich eine Oase aus Schindelhäusern, segelnden Möwen und salzigem Wind.
    Frank und Annie verbrachten die Nacht unbewacht in einem Gästehaus rund hundert Meter von den Docks entfernt. Es gab kein Telefon, aber dafür war die Aussicht von der Veranda atemberaubend, ein Panorama, das sich von der Freiheitsstatue bis zur Brooklyn Bridge erstreckte, und dazwischen Manhattan.
    Am nächsten Morgen trafen sie sich mit Gleason auf der Kommandobrücke der Chinquateague, eines gut dreißig Meter langen Boots der Küstenwache, auf dessen Deck ein 25-mm-Maschinengewehr installiert war.
    »Die Sache ist die«, sagte Gleason, während er durch ein Präzisionsfernglas die Reihe von Frachtern beobachtete, die darauf warteten, in die Bucht fahren zu können. »Wir wissen, was er tun wird. Oder was er meint, was er tun wird.« Er stockte einen Moment. »Andererseits, wenn man es mal von seiner Warte aus betrachtet, er weiß, was wir wissen. Also warum sollte er es tun?« Er reichte Annie das Fernglas, kniff mit Daumen und Zeigefinger seine Augenlider zusammen und gähnte.
    Eine sanfte Brise spielte mit der Flagge am Heck des Schiffes, aber ansonsten war es ein perfekter Tag für einen

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