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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Schläge waren kraftvoll, und Frank, die Hände auf dem Rücken gebunden, hatte keine Möglichkeit, sich zu wehren. Schließlich bekam er einen Haken in die Magengrube, und er sackte zusammen. Die Wachen stießen ihn zurück in den Sessel.
    Solange lachte, ein langes, glucksendes, aufrichtig amüsiertes Lachen. Schließlich hörte er auf und schüttelte den Kopf. »Da verabreiche ich ihm eine Dröhnung, die einen Ochsen ruhig stellen würde, und er legt sich mit mir an.« Er seufzte. »Sehr beeindruckend.«
    »Warum machen Sie das?«, fragte Annie. Sie sprach mit der angestrengten Intonation eines Schlaganfallopfers, jedes Wort einzeln artikulierend.
    Solange blickte verdutzt drein. »Ich hab Ihnen doch schon erklärt, dass es sich um ein Entsorgungsproblem handelt.«
    »Nein!«, sagte Annie. »Ich meine die Spanische Grippe. Den Getreideschwarzrost.«
    Erneut sah Solange verblüfft aus. »Weil ich der Erste Reiter bin. Haben Sie denn gar nicht aufgepasst?«
    »Wovon reden Sie eigentlich?«, wollte Frank wissen.
    Solange sah ihn an. »Die Offenbarung.« Und dann fing er an zu sprechen, aber mit einer anderen Stimme, einer Stimme, die kraftvoll und nuanciert war. Der Stimme eines Predigers.
    »Dann sah ich: Das Lamm öffnete das erste der sieben Siegel; und ich hörte das erste der vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: Komm! Da sah ich EIN WEISSES PFERD; und der, der auf ihm saß, hatte einen Bogen. Ein Kranz wurde ihm gegeben, und als Sieger zog er aus, um zu siegen.«
    Die Wachen blickten verzückt.
    »Gott sendet mich aus zu siegen, zu siegen, fürwahr, eine Spezies zu besiegen, die Amok läuft, die außer Kontrolle gerät, eine Spezies, die ihr irdisches Paradies zerstört.«
    Frank konnte sich nicht zurückhalten. Er wandte sich an die Wachen. »Glaubt ihr diesen Scheiß etwa?« Dann sah er Solange an. »Sie sind der durchgeknallteste Dreckskerl, den ich je in meinem Leben gehört habe!« Und dann fing er an zu lachen. Er konnte sich nicht zurückhalten. Er war so verängstigt, dass er entweder lachen oder weinen musste.
    Solange starrte ihn an, und für einen Moment glaubte Frank, dass er ihn auf der Stelle umbringen würde. Aber als Solange gerade einen Schritt auf ihn zukam, klingelte ein Handy in seiner Tasche. Das Geräusch war so unerwartet und unpassend, dass es sich geradewegs in Franks Kopf hineinzubohren schien. Verärgert riss Solange das Telefon aus der Tasche.
    »Ja«, sagte er ungeduldig. »Was ist?«
    Er lauschte, ungefähr eine volle Minute lang, und im Verlauf dieser Minute konnte Frank förmlich sehen, wie Solange das Interesse an allem im Raum, an ihm, an Annie verlor. Es war, als wäre seine Aufmerksamkeit greifbar gewesen, und ihre plötzliche Abwesenheit hinterließ bei Frank ein seltsames Verlassenheitsgefühl. Solange runzelte die Stirn, nahm das Telefon vom Ohr, schob die Antenne wieder hinein und schritt zur Tür, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen. »Gehen wir«, sagte er.
    »Und was ist mit denen?«
    Solange zuckte die Achseln. »Darüber sollen sie sich den Kopf zerbrechen«, antwortete er.
    Frank hörte, wie die Riegel sich schlossen, erst der eine, dann der andere.
    Da der Boden mit Kies bestreut war, dauerte es eine Weile, bis sie die ziemlich stabile Vase zerbrochen hatten. Als es ihnen endlich gelang, war es relativ leicht, die Stricke zu zerschneiden. Doch sie mussten leider feststellen, dass es keine Möglichkeit gab, aus dem von außen verriegelten Raum zu gelangen.
    Sie konnten nichts anderes tun, als einander zu halten. Frank erklärte Annie, dass er versuchen würde, den nächstbesten, der zur Tür hereinkam, zu überrumpeln. Sie hätten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, und vielleicht könnte er dem Wachmann die Waffe entreißen. Oder so was in der Art. Es war nicht viel, aber es war tatsächlich das Einzige, was sie tun konnten.
    Dann schliefen sie aneinandergeschmiegt auf dem Boden.
    Annie träumte von Stern und wimmerte im Schlaf.
    Frank träumte von Carlos.
    Und er träumte noch immer, als er ein Geräusch hörte, das wie ferner Donner klang, eine Serie von dumpfen Schlägen, die das Neonlicht flimmern und die Tür erbeben ließen. Zuerst glaubte er, es gehöre zu seinem Traum. Entweder das, oder er fing schon an zu halluzinieren. Aber auch Annie hörte es und erwachte und starrte ihn an. Sie fragten sich, ob vielleicht die pharmazeutischen Labors in die Luft flogen.
    Doch dann hörten die Geräusche auf, und schon bald nickten sie wieder

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