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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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hängt vermutlich von den Quellen ab, auf die man sich bezieht. Von wem reden wir in diesem Fall?«
    »Ich glaube, diese Quelle ist tot«, sagte Frank. »Ein Washingtoner Doktorand namens Ben Stern. Solange hat ihn umgebracht.«
    »Okaa-aay«, erwiderte Wasserman. »Zumindest vorläufig. Aber … eigentlich verstehe ich das nicht so recht. Warum sollten die Nordkoreaner Solange ›finanzieren‹? Sie haben nicht gerade Devisen im Überfluss, um damit herumzuspielen.«
    »Möchten Sie meine Meinung hören?«, fragte Frank.
    »Mmmm.«
    Frank zuckte die Achseln. »Nun, meiner Meinung nach besteht da ein gemeinsames Interesse.«
    Wasserman runzelte die Stirn. »Das leuchtet mir nicht so ganz ein«, sagte sie. »Ich meine, da liegen doch Welten zwischen. Was könnten diese beiden Parteien denn gemeinsam haben?«
    Frank überlegte kurz, doch Annie warf ein: »Fragen Sie das, weil Sie die Antwort wissen wollen oder weil Sie wissen wollen, ob wir die Antwort kennen?«
    »Oooh!«, sagte Wasserman. »Eine gute Frage. Ich weiß nicht.«
    »Haben Sie eine Visitenkarte?«, fragte Annie.
    Die massige Frau bewegte sich unruhig in ihrem Sessel. »Nein«, sagte sie mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme. »Die habe ich leider nicht.«
    Frank stieß entnervt die Luft aus.
    »Hören Sie«, sagte Wasserman und beugte sich zu ihnen vor. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wenn Sie heute Abend noch hier rauskommen wollen, werden Sie sich bemühen, kooperativ zu sein.«
    »›Wenn Sie heute Abend noch hier rauskommen wollen‹ – wer sind Sie überhaupt, verdammt noch mal?«, fragte Frank. »Und was geht hier eigentlich vor? Sind wir verhaftet?«
    Wasserman erwog die Frage. Schließlich antwortete sie: »Nein. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie nicht ›festgenommen‹ im engeren Sinne des Wortes. Es handelt sich eher um präventiven Gewahrsam.«
    »Präventiver Gewahrsam!«, entfuhr es Annie.
    »Und was heißt das?«, wollte Frank wissen.
    »Um ehrlich zu sein«, sagte Wasserman und strich die Falten ihres Rockes glatt, »es handelt sich um einen nationalen Notstand. Der Präsident hat es um drei Uhr siebzehn heute Morgen offiziell bekannt gegeben.«
    Frank sank zurück in die Polster der Couch und stöhnte ungeduldig auf. »Und warum werden wir festgehalten?«
    »Darüber müssen Sie mit Neal sprechen. Er hat das Sagen, wenn es um inländische Angelegenheiten geht.«
    »Aber wir haben doch nichts getan«, sagte Annie mit plötzlich tränenfeuchten Augen.
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, antwortete Wasserman. »Und ich bin sicher, dass Neal die Dinge schon klären wird. Aber wie Sie sich gewiss denken können, haben wir wenig Zeit – also sollten wir jetzt wieder zum Thema kommen, das wäre bestimmt am besten. Einverstanden?«
    Annie nickte.
    »Wir sprachen vorhin von einem ›gemeinsamen Interesse‹«, sagte Wasserman und sah dabei Frank an.
    »Richtig«, erwiderte Frank. »Und ich will Ihnen sagen, was ich denke: Ich denke, Solange und die Nordkoreaner wären begeistert – beide wären sie begeistert –, wenn Amerika in die Knie gehen würde.«
    »Okaaay … rein theoretisch betrachtet …«
    »Und Solange kann dafür sorgen. Und man kann ihn negieren!«
    Wasserman blickte ehrlich verwirrt drein. »Warum sagen Sie das?«
    »Weil er ein ›Spinner‹ ist. Sie sind alle Spinner. Und deshalb ist alles, was sie sagen oder tun, aus jedem Kontext herausgelöst. Es hat keinen Kontext. Sobald man sagt, dass eine ›Sekte‹ das und das gemacht hat, verliert das fragliche Ereignis jedwede politische Bedeutung, die es ansonsten gehabt hätte.«
    »Warum?«
    »Weil eine Sekte im Prinzip ein Zusammenschluss einsamer Irrer ist«, antwortete Frank. »Ich meine, das denken zumindest die Leute. Und weil sie irre sind, wird das, was sie tun, als irrational eingestuft. Daher haben ihre Handlungen keine kohärente Bedeutung. Was wiederum nichts anderes heißt, als dass man sich nicht näher mit ihnen beschäftigen muss. Man kann sie einfach ›negieren‹.«
    Wasserman nickte nachdenklich. »Mal angenommen, Sie haben recht. Warum sollte denn Nordkorea eine Epidemie auslösen wollen, die die Hälfte der Menschen in diesem Land töten würde?«
    »Weil das Land zusammenbrechen würde, wenn so viele Menschen sterben. Unsere höchste Priorität – unsere einzige Priorität – wäre, die Toten zu begraben. Oder sie zu verbrennen. Und selbst wenn wir noch eine funktionsfähige Regierung hätten, kann ich mir nicht vorstellen,

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