Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
Vom Netzwerk:
Gestrüpp gegeben hatte. Ein einzelner Busch Spanischer Flieder wäre ihm wie ein Wunder erschienen.
    Er hatte ein Ärzteteam begleitet, das in der Gegend von Four Corners, also dem Punkt, wo sich die Grenzen von Arizona, Colorado, Utah und New Mexico berühren, daran arbeitete, einen Ausbruch des Hanta-Virus einzudämmen. Bislang gab es erst zwei Fälle, die über hundertfünfzig Kilometer voneinander entfernt aufgetreten waren, aber bei einem Virus, das siebzig Prozent der Infizierten tötet, wollte niemand ein Risiko eingehen.
    Manchmal lagen die überprüften Haushalte auf Reservatsgebiet und manchmal nicht. In jedem Fall war es schwierig, die Erlaubnis zu bekommen, Fallen aufzustellen, Blutproben zu nehmen oder Häuser zu inspizieren.
    –       Sie wollen mein Haus auf Mäusescheiße kontrollieren? Wer sind Sie denn überhaupt?
    –       Wir versuchen, eine Epidemie zu verhindern – wie es ‘93 hier eine gegeben hat.
    –       Und die Mäuse … verursachen sie?
    –       Ja. In gewisser Weise. Es ist ein Virus. Die Mäuse verbreiten es.
    –       Ach nee. Und wie heißt das Virus?
    –       Sin Nombre.
    –       Das soll der Name sein? Ohne-Namen-Virus?
    Ganz genau.
    Sie wollen mich wohl verscheißern …
    Einige Leute erinnerten sich an ‘93. Das Fieber. Die Panik. Die Sterbenden. Sie wussten mehr über Sin Nombre, als ihnen lieb war, und sie fanden den Namen nicht lustig. Aber diejenigen, die damals nicht dabei waren oder nichts mitbekommen hatten, konnten mit dem Namen nichts anfangen und setzten eine Miene auf, die sagte. Das glauben Sie doch selbst nicht. Was Besseres fällt ihnen wohl nicht ein – eine Krankheit, für die es nicht mal einen Namen gibt!
    Andere reagierten misstrauisch.
    –       Sie wollen mich auf Antikörper testen? Wenn es um HIV geht, dann sagen Sie es doch gleich, und kommen Sie mir nicht mit so einem Sin-Nombre- Scheiß.
    Am Ende bekamen die Ärzte, was sie wollten, und es kam zu keinem ernsthaften Ausbruch der Krankheit – nur die beiden Fälle. Doch es war interessanter Stoff, und die Story ging Frank leicht von der Hand. Das Wichtigste war, dachte er, dass der Artikel Coe glücklich machen und ihm selbst ausreichend Bewegungsfreiheit geben würde, um der Story nachzugehen, die ihn eigentlich interessierte.
    Er duschte, setzte sich dann an seinen Computer und machte seine Spesenabrechnung. Er tippte eine Aufstellung und steckte das Blatt zusammen mit den Quittungen in einen Umschlag, den er am Morgen an Jennifer schicken würde.
    Dann schob er die Diskette von seinem Laptop in das Laufwerk des großen Computers und kopierte die Dateien seiner Reise. Er rief Nombre 1 auf und las seine Notizen durch, legte dann eine neue Datei an, Nombre 2. Er arbeitete etwa eine Stunde an der Story, aber das war das höchste der Gefühle: Es war Frühling, und es zog ihn nach draußen.
    Also kopierte er die Dateien auf eine Diskette, schaltete den Computer aus und ging in die Küche. Er öffnete den Kühlschrank und suchte nach der Diskettenbox, die er hinter der Milch aufbewahrte. Es war, so wusste er, eine sonderbare Praxis, seine Sicherheitskopien dort zu verstauen – aber sie war effektiv. Im Kühlschrank war es kalt, aber es fror nicht, und was noch wichtiger war: Er war isoliert. Falls ein Feuer ausbrach, würde seinen Dateien nichts passieren.
    Es war später Nachmittag, das Sonnenlicht fiel schräg durchs Fenster, als er zum Telefon griff und Annie Adair anrief.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s, Frank Daly.«
    »Oh!« Eine Pause. »Hi.« Zwischen den beiden Silben, zwischen dem »Oh« und dem »Hi«, veränderte sich ihre Stimme, von Begeisterung zu Argwohn.
    Sie plauderten ein wenig. Wie es ihm ergangen war. Wie es ihr ergangen war. Hatte sie den Artikel erhalten, den er ihr geschickt hatte? Über die Grippe?
    »Oh, ja! Er ist gut«, sagte sie. »Ich bin beeindruckt.«
    Es dauerte eine Weile, aber irgendwie brachte er es dann über die Lippen: »Ich hab mir gedacht … Na ja, vielleicht könnten wir zusammen ausgehen – irgendwo was essen.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Das ist, glaub ich, keine so gute Idee.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil … na ja, weil ich immer noch nicht mit Ihnen reden kann.«
    »Aber das tun Sie doch! Wir reden gerade miteinander.«
    »Sie wissen schon, was ich meine. Ich meine … über Kopervik. Hammerfest. Den ganzen Kram.«
    »Sie glauben, dass ich deshalb angerufen habe?«
    »O ja.«
    »Mein

Weitere Kostenlose Bücher