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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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Gott, Sie sind ja ganz schön misstrauisch! Kopervik! Sie denken, ich will über Kopervik reden?«
    »O ja.«
    »Ach! Kopervik … ich sag ihnen was – wie wär’s, wenn ich versprechen würde, über nichts von alledem zu reden?«
    »Ich denke, ich würde Ihnen nicht glauben. Sie erscheinen mir ziemlich hartnäckig.«
    »Hartnäckig? Ich? Nie und nimmer. Nicht hartnäckig. Hungrig. Und wenn ich es schwöre? Feierlich. Wenn ich Ihnen mein Wort gebe?«
    Ein nervöses Lachen verriet ihm, dass sie darüber nachdachte.
    »Okay – wissen Sie was? Ich schwöre auf einen ganzen Stapel Bibeln.«
    Ein kleines Kichern.
    »Was sagen Sie dazu? Bibeln!«
    »Sie machen mir keinen religiösen Eindruck.«
    »Okay … stimmt. Bin ich auch nicht. Wie wär’s dann mit Gravity’s Rainbow? Gray’s Anatomy? Sagen Sie, welche Bücher, ich stapele sie und schwöre drauf!«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann: »Aber …« Ein Seufzer. »Ich weiß, dass Sie noch immer was über die Expedition erfahren möchten. Wäre bei mir nicht anders.«
    »Vertrauen Sie mir. Ich habe den Artikel fertig«, sagte er. »Sie haben ihn gelesen. Jetzt schreibe ich über die größeren und besseren Infektionen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Sin Nombre. Ich komme gerade aus New Mexico.«
    »Wirklich?«
    Er schaltete um in seine salbungsvollste Nachrichtensprecherstimme und las von dem Blatt vor ihm ab. »›Noch vor Anfang des Winters machten sich Gesundheitsexperten im Gebiet von Four Corners Sorgen, dass Peromyscus mamculatus sich gefährlich stark vermehrte. Besser bekannt als die Gemeine Weißfußmaus …‹« Er hielt inne. »Möchten Sie mehr hören?«
    »Nein.«
    »Okay, also, gehen wir essen?«
    »Tja …«
    Er fasste die Wörter ›tja‹ oder ›vielleicht‹ immer als Zustimmung auf. Sag nicht nein, hatte er seine Mutter früher immer angefleht, sag vielleicht. »Großartig!«, sagte er. »Passt ihnen Freitag? Ich weiß, Freitagabend ist sehr beliebt, aber … Ich hol Sie um halb acht ab!« Ohne ihr Zeit zum Antworten zu lassen, legte er auf und dachte, wenn sie nicht will, ruft sie mich an. Und wenn sie meine Nummer nicht rauskriegt, wird sie einfach nicht da sein.
    Annie wohnte nicht weit von ihm, in einem Stadthaus in Mount Pleasant, zusammen mit einer Frau namens Indu aus Kansas und einem selbstständigen Computer-Freak aus Caracas. »Die arbeiten beide heute Abend«, sagte sie und lachte. »Wir drei sind richtige Workaholics.«
    Er hatte länger für die Parkplatzsuche gebraucht als für die eigentliche Fahrt, und das sagte er ihr, als er die Tür des Saabs öffnete.
    »Dann gehen wir doch zu Fuß«, sagte sie.
    Und so geschah es.
    Es war ein warmer, regnerischer Tag gewesen. Die Bürgersteige waren nass und sauber, die Rinnsteine nicht wie sonst voller Abfall. Gemeinsam schlenderten sie durch die wenigen Straßen zwischen Mount Pleasant und Adams-Morgan, vorbei an angeheiterten Grüppchen und in zweiter Reihe parkenden Polizeiwagen, vorbei an ›Kenny’s Bar-B-Que‹ und der Unification Church. Die Luft war angefüllt mit Geißblatt- und Alkoholduft, mit Salsa und Rap.
    »Erzählen Sie mir von Ihrer Reise«, sagte sie. »Was hat Ihr Interesse für Sin Nombre geweckt?«
    »Der Name. Der hört sich so gespenstisch an … vielleicht weil er das Gegenteil ist von dem, was man über New York sagt.«
    »Nämlich?«
    »Na ja – dass man ihm gleich zwei Namen geben musste, weil es so toll ist. Aber dieses Virus ist so bösartig, dass man ihm nicht mal einen Namen geben wollte.«
    »Ich habe mich immer gefragt, warum man es so genannt hat«, sagte Annie.
    »Das kann ich Ihnen sagen!«
    »Toll!«
    »Aber Sie werden enttäuscht sein.«
    »Wieso?«
    »Weil die Namensgebung mit politischer Korrektheit zu tun hat«, erwiderte Frank. »Früher lautete der Name Muerto-Cañon-Virus, nach der Gegend, wo es zum ersten Mal aufgetreten ist. Aber das war nicht haltbar, weil der Cañon in einem Navajo-Reservat liegt, und die Navajo haben einen Heidenaufstand gemacht, weil ein Virus nach dem Cañon benannt wurde.«
    »Wieso denn das?«
    »Weil dort ein Massaker stattgefunden hat – vor hundert Jahren. Weiße haben Indianer getötet. Nun tötete das Virus sie, und es war nicht gerade sensibel, das Virus nach diesem Blutbad zu benennen. Ich meine, genauso könnte man das Tay-Sachs-Syndrom ›Auschwitz-Krankheit‹ nennen.«
    »Wie ging’s weiter?«
    »Es wurde in ›Four-Corners-Virus‹ umbenannt.«
    »Das macht Sinn«, sagte Annie. »Krankheiten

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