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Das erste der sieben Siegel

Titel: Das erste der sieben Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Case John F.
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die Leute, die die Leichname gestohlen hatten, dieses Virus züchten wollten, genau wie Kicklighter und Adair es vorgehabt hatten.
    Aber wozu?
    Bestimmt nicht, um die Proteinhüllen zu untersuchen. Annie hätte von jeder derartigen Expedition nach Kopervik gewusst. Da sie die gesamte Grundlagenforschung gemacht hatte, wäre sie aus Gründen der kollegialen Höflichkeit konsultiert und vielleicht sogar zur Teilnahme eingeladen worden. Und wenn schon nicht Annie, dann hätte doch zumindest die National Science Foundation davon gewusst. Ebenso die Vertreter der Bergbaugesellschaft und die Familien, die ihre Erlaubnis erteilt hatten, die Leichen zu exhumieren.
    Was also hatte das Ganze zu bedeuten?
    Er überlegte, ob vielleicht ein Pharmaunternehmen an dem Virus interessiert war, um einen Impfstoff zu entwickeln. Aber welches Unternehmen würde denn schon einen Impfstoff gegen einen Erreger herstellen wollen, den es gar nicht gab oder den es nur im ewigen Eis der Arktis gab? Wohl keines. Niemand würde so etwas tun.
    Wer dann? Und warum?
    Warum ein Influenzavirus in seinen Besitz bringen, das wegen seiner Virulenz gefürchtet war? Tja, so schwer war die Frage nicht, dachte er. Wenn jemand dieses Virus nicht zu Studienzwecken brauchte und auch keinen Impfstoff entwickeln wollte, dann blieb als einziger Grund für die Bergung der Leichen der, das Virus als biologische Waffe zu benutzen.
    Und was für eine Waffe! Da sie durch Tröpfcheninfektion übertragen wurde, war sie ungemein ansteckend, und damit nicht genug –
    Ein Hupen von hinten riss Frank aus seinen Gedanken, und er sah, dass zwischen ihm und den blassroten Augen des Wagens vor ihm eine Lücke von zwanzig Metern entstanden war. Der Verkehr setzte sich endlich wieder in Bewegung. Er beugte sich im Sitz nach vorn, auf der mittlerweile fast undurchsichtigen Windschutzscheibe perlte der peitschende Regen. Er fuhr die Arizona Avenue hinauf und bog in die Nebraska Avenue ein. Am Ward Circle platschten Studenten der American University unbesonnen und durchnässt über die vielspurige Kreuzung.
    Wer? Das Militär kam am ehesten in Frage, aber wie er herausgefunden hatte, war das Militär – oder zumindest der Geheimdienst – ja heimlicher Geldgeber der Expedition gewesen. Und sie hätten bestimmt kein Geld gegeben, wenn sie die Leichen bereits exhumiert hatten.
    Dann Terroristen. Das würde natürlich erklären, warum Neal Gleason in der Sache mitmischte. Aber nein. Angesichts der Geldmittel, die vonnöten waren, um eine Expedition nach Kopervik auszurüsten – eine Expedition, die unter Umständen nur ein paar Frostbeulen eingebracht hätte –, war einer der gefährlichen Böse-Jungs-Staaten wahrscheinlicher. Iran, Irak, Libyen. Die üblichen Verdächtigen.
    Aber das glaubte er nicht. Irgendwas an seinen Überlegungen stimmte nicht, irgendwas hatte er übersehen. Aber was?
    Zwei Querstraßen von seiner Wohnung entfernt hielt er an und kaufte sich rasch eine Portion Reis und bistec al pasilla. Zu Hause angekommen, warf er die Satellitenfotos auf den Couchtisch, setzte sich vor den Fernseher und schaltete die Kanäle durch, bis er das Spiel der Bullets oder Wizards oder wie sie sich diese Woche gerade nannten, gefunden hatte. Er sah, wie Strickland einen verdeckten Pass an Webber abspielte, der einen Rückwärtsjam riskierte. Attraktives Spiel, bis der Spielstand eingeblendet wurde und er sah, dass Indiana mit sechzehn Punkten vorn lag.
    Er schaltete den Apparat ab. Er konnte sich ohnehin nicht richtig konzentrieren. Die Satellitenfotos gingen ihm nicht aus dem Kopf, und er wurde das Gefühl nicht los, dass irgendwas daran keinen Sinn ergab. Aber was?
    Vielleicht kam er ja dahinter, wenn er seine Notizen und Unterlagen über das Grippevirus noch einmal durchging. Er konnte sich doch beim Essen ein paar seiner Interviewbänder anhören. Vielleicht halfen die seinem Gedächtnis auf die Sprünge. Er kramte die Schachtel mit den Kassetten durch, bis er fand, was er suchte – Influenza / Adair Gespräch 8.3.98 – , und legte das Band ein. Dann holte er sich ein Bier und eine Flasche Yucateco-Sauce und lauschte aufmerksam.
    »Es ist unbeabsichtigt. Sie benutzen Wirtszellen, um sich zu reproduzieren. Die Tatsache, dass sie einen krank machen, ist ein Nebeneffekt. Das ideale Virus würde niemanden krank machen.«
    »Nein? Ich dachte, das wäre ihr Daseinszweck.«
    (Lachen) »Nein, sie haben den gleichen Daseinszweck wie wir – biologisch betrachtet. Sie wollen

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