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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Freund«, sagte sie leise. »Wie du willst.«
    Offenbar war Kahlan es gewohnt, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
    Mit dem Licht erloschen die Farben und verstummten zu Grau, und Richard begann über einen Schlafplatz für die Nacht nachzudenken. Er kannte mehrere Launenfichten, die er zu den verschiedensten Gelegenheiten benutzt hatte. Am Rande der Lichtung stand eine, gleich vorne neben dem Pfad. Der mächtige Stamm hob sich gegen das erblassende Rosa des Himmels ab und überragte alle anderen Bäume. Er führte Kahlan dorthin.
    Er spürte den Zahn, der um seinen Hals hing. Er nagte an ihm wie seine Geheimnisse. Er wünschte, sein Vater hätte ihn nie zum Hüter des Geheimen Buches gemacht. Ein Gedanke, den er am Haus noch unterdrückt hatte, drängte sich jetzt in den Vordergrund. Die Bücher in seinem Haus sahen aus, als wären sie in einem Wutanfall zerfetzt worden. Vielleicht, weil keines das richtige gewesen war. Vielleicht suchten diese Leute nach dem Geheimen Buch? Aber das war ausgeschlossen. Außer dem rechtmäßigen Besitzer wußte niemand von dessen Existenz.
    Und sein Vater. Und er selbst. Und dieses Etwas, von dem der Zahn stammte. Der Gedanke war zu weit hergeholt. Er beschloß, nicht mehr daran zu denken. Versuchte es mit aller Kraft.
    Nach dem, was auf dem Schartenberg passiert war und in seinem Haus auf ihn gewartet hatte, schien ihm Angst die Kräfte geraubt zu haben. Fast wurden ihm die Füße auf dem moosigen Untergrund zu schwer. Gerade, als er durch das Dickicht auf eine Lichtung treten wollte, mußte er stehenbleiben, um eine Mücke totzuschlagen, die ihn in den Hals stach.
    Mitten im Schlag packte Kahlan sein Handgelenk.
    Ihre andere Hand schloß sich über seinem Mund.
    Er erstarrte.
    Sie blickte ihm in die Augen und schüttelte den Kopf. Dann ließ sie sein Handgelenk los und legte ihm die Hand hinter den Kopf. Die andere blieb über seinem Mund. Ihrem Gesichtsausdruck nach hatte sie Angst, er könnte ein Geräusch machen. Langsam drückte sie ihn nach unten. Er gab ihr seine Bereitwilligkeit zu verstehen.
    Ihr Blick hielt ihn so fest wie ihre Hände. Sie blickte ihm immer noch in die Augen und brachte ihr Gesicht so nah an seines, bis er den warmen Atem auf seiner Wange spürte.
    »Hör zu.« Ihr Flüstern war sehr leise, und er mußte sich konzentrieren, um sie zu verstehen. »Tu genau, was ich sage.« Er sah ihren Gesichtsausdruck und hatte Angst, mit den Augen zu zwinkern. »Beweg dich nicht. Egal, was geschieht, beweg dich nicht. Oder wir sind tot.«
    Sie wartete. Er nickte knapp. »Laß die Mücken stechen. Oder wir sind tot.« Wieder wartete sie. Wieder ein knappes Nicken.
    Mit einem Zucken der Augen gab sie ihm zu verstehen, er solle auf die Lichtung blicken. Langsam drehte er den Kopf ein Stück: Nichts zu sehen. Ihre Hand lag immer noch über seinem Mund. Er hörte ein paar Grunzer, wie von einem Wildschwein.
    Dann sah er es.
    Er zuckte zusammen, ohne es zu wollen. Sie drückte ihm die Hand fester auf den Mund.
    Auf der anderen Seite der Lichtung spiegelte sich das schwindende Abendlicht in zwei grünen funkelnden Augen, deren Blick in seine Richtung schwenkte. Es stand wie ein Mensch auf zwei Beinen und war ungefähr einen Kopf größer als er. Seiner Schätzung nach wog es vielleicht das Dreifache. Mücken zerstachen Richard den Hals, er versuchte jedoch, sie zu ignorieren.
    Er sah ihr wieder in die Augen. Sie hatte das Monster nicht angeschaut. Sie wußte, was sie auf der anderen Seite der Lichtung erwartete. Statt dessen behielt sie ihn im Auge und wartete, ob er sie durch seine Reaktion verraten würde. Mit einem Nicken versuchte er, sie erneut zu beruhigen. Erst jetzt nahm sie ihre Hand von seinem Mund, legte sie ihm aufs Handgelenk und drückte es auf den Boden. Blut rann ihr über den Hals, während sie reglos im weichen Moos lag und die Mücken gewähren ließ. Er spürte jeden einzelnen Einstich. Dann hörte er wieder ein tiefes, kurzes Grunzen, und sie drehten den Kopf ein wenig, um etwas erkennen zu können.
    Mit einer schlurfenden, seitwärtigen Bewegung und in überraschendem Tempo stürmte das Monster mitten auf die Lichtung. Grunzend und mit argwöhnischem Blick in den grünen Augen, ließ es den langen Schwanz durch die Luft schwirren. Es legte den Kopf schief, stellte die kurzen, runden Ohren nach vorn und lauschte. Fell bedeckte seinen ganzen massigen Körper bis auf Brust und Bauch, wo eine glatte, glänzende, rosige Haut kräftige Muskelstränge

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