Das erste Gesetz der Magie - 1
riskierte er einen Blick. Er erschrak, als er sah, daß es Kahlan war. Sie saß aufrecht an den Stamm gelehnt und sah ihn an. Über dem Feuer briet ein Kaninchen. Er richtete sich auf.
»Was tust du hier?« fragte er argwöhnisch.
»Können wir reden?«
Richard schob das Messer zurück in die Scheide, streckte die steifen Beine und massierte sie. »Ich dachte, wir hätten uns seit gestern abend nichts mehr zu sagen.« Sofort zuckte er unter seinen eigenen Worten zusammen. Kahlan blickte ihn unergründlich von unten herauf an. »Tut mir leid«, sagte er und mäßigte seinen Ton. »Natürlich können wir reden. Worüber möchtest du sprechen?«
Sie zuckte im schwachen Licht mit den Achseln. »Ich habe viel nachgedacht.« Sie hielt einen Birkenstock in der Hand, den er am Vorabend für das Feuer geschnitten hatte, und schälte die Rinde in Stücken herunter. »Gestern abend, nachdem ich gegangen war, na ja, ich wußte, daß du Kopfschmerzen hattest…«
»Woher?«
Sie zuckte wieder mit den Achseln. »Ich sehe dir immer an den Augen an, wenn du Kopfschmerzen hast.« Ihre Stimme war leise, zart. »Ich weiß, du hast in der letzten Zeit nicht viel geschlafen, und das war meine Schuld. Ich beschloß also, bevor ich aufbreche, für dich Wache zu halten, während du schläfst. Ich war dort drüben«, sie zeigte mit dem Ast in die Richtung, »zwischen den Bäumen, von wo ich dich sehen konnte.« Sie senkte den Kopf. »Ich wollte, daß du ein wenig schläfst.«
»Du warst die ganze Nacht hier?« In Richard regte sich eine bange Hoffnung.
Sie nickte, ohne aufzusehen. »Ich habe dich gesehen und beschlossen, eine Schlinge zu basteln, wie du es mir beigebracht hast. Ich wollte sehen, ob ich etwas fürs Frühstück fangen kann. Ich habe lange geweint. Der Gedanke, du könntest so über mich denken, war unerträglich. Das hat so weh getan. Und mich wütend gemacht.«
Richard entschied, es wäre das beste zu schweigen, solange sie mit den Worten rang. Er wußte ohnehin nicht, was er sagen sollte. Außerdem hatte er Angst, sie könnte wieder gehen, wenn er etwas sagte. Kahlan pflückte einen Ringel Birkenrinde ab und warf ihn ins Feuer, wo er zischend in Flammen aufging.
»Dann habe ich darüber nachgedacht, was du gesagt hast. Es gibt einiges, was ich dir sagen muß, wie du dich im Beisein der Königin verhalten mußt. Und dann fielen mir noch einige Einzelheiten ein, über die Straßen, die du meiden, die Orte, die du vielleicht aufsuchen solltest. Mir fielen einfach immer mehr Dinge ein, die du wissen mußt. Bevor ich mir richtig darüber im klaren war, merkte ich, daß du recht hattest. In allem.«
Sie schien den Tränen nahe, weinte aber nicht. Statt dessen spielte sie weiter an dem Stock herum und wich seinem Blick aus. Er schwieg immer noch. Dann stellte sie ihm eine unerwartete Frage.
»Findest du Shota hübsch?«
Er grinste. »Sicher. Aber nicht so hübsch wie dich.«
Kahlan mußte schmunzeln und warf ihr Haar über die Schulter. »Das würden sich nicht viele trauen gegenüber einer…« Sie fing sich wieder. Ihr Geheimnis stand zwischen ihnen wie eine dritte Person. Sie setzte erneut an. »Es gibt ein Altweibersprichwort, vielleicht hast du es schon gehört. ›Laß dir nie von einer schönen Frau den Weg zeigen, wenn ein Mann in ihrem Blickfeld steht.‹«
Richard mußte lachen und stand auf, um sich die Beine zu vertreten. »Nein, das kannte ich noch nicht.« Halb lehnte er sich an den Stamm, halb setzte er sich darauf und verschränkte die Arme. Kahlan brauchte wirklich keine Angst zu haben, Shota könnte sein Herz stehlen, schließlich hatte sie gesagt, sie würde ihn töten, wenn sie ihn noch mal sähe. Auch ohne diese Drohung hatte Kahlan keinen Grund zur Sorge.
Sie warf das Stöckchen fort, stellte sich neben ihn und lehnte sich an den Stamm. Sie sah ihn stirnrunzelnd an. »Richard« – sie sprach sehr leise, fast flüsterte sie – »ich habe gestern abend darüber nachgedacht, daß ich mich sehr dumm verhalten habe. Ich hatte Angst, die Hexe würde mich töten, und plötzlich wurde mir bewußt, daß es ihr fast gelungen wäre. Nur nehme ich ihr die Arbeit ab, wenn ich mir von ihr den Weg vorgeben lasse. Du hattest in jeder Hinsicht recht. Ich hätte es wissen müssen und auf den Sucher hören sollen.«
Sie sah zu Boden, bevor sie ihn erneut mit ihren grünen Augen ansah. »Wenn … wenn es noch nicht zu spät ist, dann hätte ich gerne meinen Posten zurück. Als dein Führer.«
Richard konnte es
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