Das erste Gesetz der Magie - 1
Richard: »Nur wenige bekommen das Angebot, Zauberer zu werden, Richard…«
Zedd rieb sich die Hände. »Verdammt! Hätte ich doch bloß die Bücher bei mir. Ich wette einen Drachenzahn, daß sie etwas hierüber zu sagen hätten.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Und natürlich ist da noch die Sache mit den Schmerzen … Und…«
Richard wurde es langsam unbehaglich. »Was bist du eigentlich für ein Zauberer? Du hast ja nicht mal einen Bart.«
Zedd wurde aus seinen Gedanken gerissen und runzelte die Stirn. »Was?«
»Einen Bart. Wo ist dein Bart? Das frage ich mich schon, seit ich weiß, daß du ein Zauberer bist. Zauberer haben einen Bart, mußt du wissen.«
»Wer hat dir denn das erzählt?«
»Ich … ich weiß nicht. Das weiß doch jeder. Zauberer haben einen Bart. Das ist allgemein bekannt. Mich überrascht, daß du das nicht weißt.«
Zedd zog ein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. »Aber ich kann Barte nicht ausstehen. Sie jucken.«
Richard zuckte mit den Achseln. »Offenbar weißt du doch nicht soviel über Zauberer, wenn du davon noch nie etwas gehört hast.«
Zedd verschränkte trotzig die Arme. »Einen Bart, ja?« Er rieb sich mit Daumen und Zeigefingern das Kinn. Mit einer zupfenden Bewegung schien er sich einen Schnäuzer aus der Oberlippe zu ziehen. Richard verfolgte mit großen Augen das Geschehen, bis der schneeweiße Bart bis auf Zedds Brust reichte.
Zedd warf seinen Kopf in den Nacken und sah Richard herausfordernd an. »Genügt das, mein Junge?«
Richard merkte, daß sein Mund offenstand. Er machte ihn zu, aber außer einem Nicken brachte er nichts zustande.
Zedd kratzte sich an Kinn und Hals. »Gut. Und nun gib mir dein Messer, damit ich dieses Ding wieder abrasieren kann. Es juckt wie tausend Ameisen.«
»Mein Messer? Wozu brauchst du mein Messer? Warum läßt du ihn nicht einfach ebenso verschwinden, wie du ihn herbeigezaubert hast?«
Kahlan lachte kurz auf, wurde aber sofort wieder ernst, als Zedd sie ansah.
»So funktioniert das nicht. Weiß doch jeder, daß das so nicht funktioniert«, spottete Zedd. Er wandte sich an Kahlan. »Oder etwa nicht? Sag du es ihm.«
»Mit Magie kann man nur etwas verändern, was bereits vorhanden ist. Man kann nichts ungeschehen machen.«
»Das verstehe ich nicht.«
Zedd blinzelte ihn scharf an. »Deine erste Lektion, solltest du dich doch noch entscheiden, Zauberer zu werden. Wir alle drei verfügen über magische Kräfte. Additive magische Kräfte. Diese Art der Magie benutzt, was bereits vorhanden ist, fügt ihm etwas hinzu oder verändert es auf irgendeine Weise. Kahlans Magie macht sich den Funken der Liebe in einem Menschen zunutze, wie klein er auch sein mag, und fügt ihm etwas hinzu, bis er zu etwas anderem geworden ist. Die Magie des Schwertes der Wahrheit macht sich deinen Zorn zunutze, fügt ihm etwas hinzu, gewinnt daraus eine Kraft, bis etwas Neues entsteht. Und ich tue das gleiche. Ich hole mir, was immer ich brauche, aus der Natur und verändere es. Ich kann einen Käfer in eine Blume verwandeln, eine Angst in ein Ungeheuer, ich kann einen gebrochenen Knochen zusammenwachsen lassen, die Hitze aus der Luft ziehen und sie vermehren, vervielfältigen, bis Zaubererfeuer entsteht. Ich kann meinen Bart wachsen lassen. Aber verschwinden lassen kann ich ihn nicht.« Ein Stein, so groß wie seine Faust, stieg in die Luft. »Ich kann Dinge hochheben. Sie verändern.« Der Stein zerplatzte zu Staub.
»Dann kannst du alles«, flüsterte Richard.
»Nein. Ich kann den Stein anheben, zermalmen oder schweben lassen, aber verschwinden lassen kann ich ihn nicht. Wo sollte er hin? Das nennt man subtraktive Magie, das Zunichtemachen von Materie. Meine Magie ist von dieser Welt wie die Kahlans oder des Schwertes. Alle Magie dieser Welt ist additiv. Darken Rahl beherrscht sie ebenso wie ich.« Zedds Gesicht verfinsterte sich. »Subtraktive Magie kommt aus der Unterwelt. Darken Rahl beherrscht auch sie. Ich nicht.«
»Ist sie ebenso mächtig wie additive Magie?«
»Subtraktive Magie ist das Gegenteil der additiven. Sie verhalten sich wie Tag und Nacht. Die Magie der Ordnung beinhaltet beides. Additive sowie subtraktive. Sie kann der Welt etwas hinzufügen oder die Welt in ein Nichts verwandeln. Um die Kästchen öffnen zu können, muß man beide Arten von Magie beherrschen. Die Menschen haben sich darüber niemals Gedanken gemacht, weil niemand in der Lage war, sich die subtraktive Magie zunutze zu machen. Darken Rahl jedoch
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