Das erste Gesetz der Magie - 1
betrachtet. Ein paar Stunden zuvor hatte sie sich in einem dunklen Teich gesehen. Ihr Haar sah so wunderschön aus. Es war wirklich nett von Richard gewesen, es ihr zu schneiden.
Sie vermißte Richard. Sie wünschte, er wäre jetzt hier, würde mit ihr zusammen fortlaufen, sie an sich drücken. Wenn er einen drückte, war das das Schönste, was man sich vorstellen konnte. Er könnte Kahlan auch in den Arm nehmen, wenn sie nicht so gemein wäre. Kahlan würde schon merken, wie wunderbar das war. Aus irgendeinem Grund vermißte Rachel sie ebenfalls. Ihre Geschichten, ihre Lieder, die Finger, die sie an der Stirn berührt hatten. Warum mußte sie so gemein sein? Warum wollte sie Giller etwas antun? Giller war einer der nettesten Menschen auf der Welt. Er hatte ihr Sara geschenkt.
Rachel brach die Äste, so gut es ging, damit sie zwischen die Steine paßten, die sie im Kreis zusammengelegt hatte. Nachdem sie sie sorgfältig gestapelt hatte, holte sie den Feuerstab heraus.
»Brenne für mich.«
Sie legte den Feuerstab neben die Beeren auf das Tuch, wärmte sich die Hände und aß ein paar Beeren. Dabei erzählte sie Sara von ihrem Kummer und wie gerne sie sich von Richard in den Arm nehmen lassen würde, wie sehr sie wünschte, daß Kahlan nicht so gemein wäre, daß sie hoffte, sie würde Giller nichts tun, wie gerne sie etwas anderes als Beeren zu essen hätte.
Ein Insekt stach ihr in den Hals. Sie stieß einen kleinen Quiekser aus und schlug es tot. Als sie ihre Hand zurückzog, klebte ein wenig Blut daran. Und eine Mücke.
»Sieh mal, Sara. Diese dämliche Mücke hat mich gestochen. Sie war schon voller Blut.«
Sara schien besorgt wegen des Stichs. Rachel aß noch ein paar Beeren. Wieder stach ihr eine Mücke in den Hals. Rachel schlug sie tot, diesmal ohne zu quieksen. Auf ihrer Hand klebte wieder ein Blutfleck. »Das hat weh getan!« meinte sie zu Sara. Mit finsterer Miene warf sie die zerquetschte Mücke ins Feuer.
Als die nächste Mücke ihr in den Arm stach, zuckte sie nur noch zusammen. Sie schlug sie platt. Rachel versuchte die Mücken zu verscheuchen, die ihr Gesicht umschwirrten. Wieder stachen ihr zwei in den Hals und hatten sich mit Blut vollgesogen, bevor sie sie totschlagen konnte. Die Stiche waren so schmerzhaft, daß ihr die Tränen in die Augen traten. »Haut ab!« schrie sie und fuchtelte mit den Händen herum. Einige waren unter ihr Kleid gesirrt, stachen sie in Brust und Rücken. Andere stachen sie in den Hals.
Rachel begann zu schreien, während sie auf die Mücken eindrosch und versuchte, sie loszuwerden. Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen.
Eine Mücke stach ihr von innen ins Ohr, und sie schrie noch lauter. Kreischend und heulend versuchte sie, mit dem Finger das Sirren aus ihrem Ohr zu bohren, die Mücke herauszubekommen. Sie schrie und schlug wild um sich.
Schrill kreischend stolperte Rachel unter dem Baum hervor und wischte sich die Mücken aus den Augen. Mit den Armen um sich schlagend, rannte sie los, versuchte sich die Mücken vom Leib zu halten. Die Mücken folgten ihr unerbittlich.
Plötzlich blieb sie wie erstarrt stehen.
Mit aufgerissenen Augen blickte sie an dem riesigen pelzbedeckten Körper empor. Der Bauch war rosa und war voller Mücken.
Vor den fahlen Farben des Abendhimmels breitete das Ungetüm langsam seine riesigen Flügel aus. Die Flügel hatten keine Federn, sondern waren mit einer Haut überzogen. Rachel sah die fetten, pulsierenden Adern.
Sie nahm allen Mut zusammen und stopfte ihre zitternde Hand in die Tasche. Der Feuerstab war nicht da. Ihre Beine waren wie angewurzelt.
Nicht einmal die Mücken, die sie stachen, spürte sie noch. Sie hörte ein Geräusch wie von einer schnurrenden Katze, nur viel lauter. Ihr Blick wanderte höher.
Grün glühende Augen funkelten sie an. Das Schnurren wurde zum tiefen Knurren.
Das Maul öffnete sich, das Knurren wurde lauter, hinter klaffenden Lippen wurden lange, gekrümmte Reißzähne sichtbar.
Davonlaufen konnte sie nicht. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Nicht einmal schreien konnte sie. Zitternd blickte sie mit aufgerissenen Augen in das eklige grüne Funkeln. Sie hatte vergessen, wie man die Füße bewegt.
Eine große Kralle langte nach ihr.
Etwas Warmes rann ihr die Beine hinab.
38. Kapitel
Richard verschränkte die Arme und lehnte sich an einen Felsen. »Das reicht!«
Zedd und Kahlan drehten sich um, als hätten sie vergessen, daß er auch da war. Wenigstens
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