Das erste Gesetz der Magie - 1
vor Kahlan. »Ich bitte um Vergebung, Mutter Konfessor, für die Unverfrorenheit dieses Mannes und seinen lächerlichen Versuch, eine Eskorte zusammenzustellen.«
Sie sah kurz zu Zedd hinüber und neigte kaum merklich den Kopf.
Ihr Körper in diesem Kleid brachte Richard zum Schwitzen.
Die Männer der Eskorte hielten, so gut es ging, ein wachsames Auge auf Kahlan gerichtet und warteten. Sie schlossen sich an, als sie weiterging. Rings um die Pferde wirbelte Staub auf, als sie durch das Tor ritten.
Zedd gesellte sich zu Richard, während sich die Prozession in Gang setzte, und wandte sich an den Hauptmann. »Du kannst dich mehr als glücklich schätzen, daß die Mutter Konfessor deinen Namen nicht kennt!« fauchte er ihn an.
Richard sah, wie der Hauptmann erleichtert zusammensackte, als sie ihn in sicherem Abstand passierten. Richard mußte innerlich grinsen.
Innerhalb der Stadtmauern herrschte ebenjene Ordnung, die außerhalb fehlte. Geschäfte mit Schaufensterauslagen säumten die strahlenförmig von dem festungsähnlichen Schloß ausgehenden Straßen. Hier fehlte der Staub und Gestank der Straßen draußen. Es gab Gasthäuser, die eleganter wirkten als alle, die Richard zuvor gesehen oder gar besucht hatte. Vor einigen waren Türsteher mit roten Uniformen und weißen Handschuhen postiert. Über den Türen hingen feingeschnitzte Schilder: Gasthaus zum Silbernen Garten, Collins Gasthaus, Zum Weißen Hengst, Die Kutsche.
Herren in feinen, farbenprächtigen Jacken, begleitet von Damen in prunkvollen Kleidern, gingen mit ruhiger Würde ihren Geschäften nach. In einem Punkt jedoch glichen die Menschen innerhalb der Mauern denen draußen, auch sie verneigten sich tief, sobald sie die Mutter Konfessor erblickten. Sobald das Geräusch von Hufen auf Stein und das Klirren der Rüstungen ihre Aufmerksamkeit erregte, machten sie Platz und verbeugten sich, wenn auch nicht ganz so eilfertig. Ihre Ehrerbietung hatte nichts Zackiges, ihrer Unterwürfigkeit fehlte der Ernst. In ihren Blicken zeigte sich eine Spur von Verachtung. Kahlan ignorierte sie. Auch bemerkten die Menschen innerhalb der Mauern eher das Schwert. Richard sah im Vorübergehen die Blicke der Männer, sah, wie sich die Wangen der Frauen vor Geringschätzung rot färbten.
Auch hier trugen die Frauen kurze Haare, doch gelegentlich reichten sie bei der einen oder anderen bis auf die Schultern. Länger aber nicht. Kahlan ragte deswegen um so mehr heraus, weil ihr Haar über ihre Schultern und einen Teil ihres Rückens herabfiel. Es gab keine Frau, deren Haar auch nur annähernd so lang war. Richard war froh, daß er es ihr nicht geschnitten hatte.
Einer der Reiter erhielt einen Befehl. Er brach aus der Reihe aus und galoppierte in rasendem Tempo zum Schloß, um die Ankunft der Mutter Konfessor zu verkünden. Kahlan behielt den ruhigen Gesichtsausdruck bei, der nichts verriet, einen Ausdruck, den Richard von ihr gewohnt war. Jetzt erkannte er seine Bedeutung. Es war der typische Ausdruck eines Konfessors.
Bevor sie das Schloßtor erreicht hatten, verkündeten Trompeten die Ankunft der Mutter Konfessor. Die Obergänge der Mauern schienen zu leben, überall waren Soldaten: Lanzenträger, Bogenschützen, Schwertträger. Sie alle standen in Reih und Glied und verbeugten sich wie ein Mann, als Kahlan vorbeikam, und verharrten in dieser Haltung, bis sie durch das eiserne Tor geschritten war, das man für sie geöffnet hatte. Auf der anderen Seite des Tores säumten Soldaten in Hab-acht-Stellung beide Seiten der Straße und verbeugten sich im Einklang mit ihrem jeweiligen Gegenüber, als sie passierte.
Auf einigen der Terrassen standen steinerne Vasen, die sich zu beiden Seiten im Nirgendwo verloren. Einige enthielten Grünpflanzen oder Blumen, die man täglich aus den Gewächshäusern herbeigeschafft haben mußte. Hecken in komplizierten Mustern, manchmal sogar als Irrgarten, erstreckten sich über weite, ebene Flächen. Näher an den Schloßmauern waren die Hecken höher und zu kleinen Szenen oder zu Tieren geschnitten. Sie erstreckten sich endlos zu beiden Seiten.
Vor ihnen ragten die Mauern des Schlosses in den Himmel. Das mächtige Bauwerk ließ Richard vor Ehrfurcht erstarren. Nie war er etwas von Menschenhand Geschaffenem von dieser Größe so nahe gewesen. Türme und Zinnen, Mauern und Rampen, Balkone und Erker, sie alle ragten hoch über ihren Köpfen in den Himmel. Staunend erinnerte er sich, daß Kahlan gemeint hatte, dies sei ein unbedeutendes
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