Das erste Gesetz der Magie - 1
bis zu dem Zeitpunkt in den Midlands bleiben. Erst dann konnte ich hindurchgelangen.«
»Jeder hat seine kleinen Geheimnisse. Ich nehme dir deines nicht übel. Aber worauf willst du hinaus?«
»Worauf ich hinaus will, ist folgendes. Wir wissen, daß keines der Kästchen vor der Entstehung der Grenze hier gewesen sein kann, sonst hätte dessen Zauberkraft die Grenze unmöglich gemacht. Wenn sie also aufgrund der Magie vor Entstehung der Grenze alle in den Midlands waren, und ich keines mitgebracht habe, müssen sie folglich noch immer in den Midlands sein.«
Richard dachte eine Weile darüber nach und spürte, wie sein Funken Hoffnung erlosch. Er wandte sich wieder den unmittelbaren Problemen zu.
»Du hast mir noch immer nicht verraten, was ein Sucher ist. Oder welche Rolle ich hierbei spiele.«
Zedd faltete die Hände. »Ein Sucher ist jemand, der ausschließlich sich selbst verpflichtet ist. Er ist sich selbst Gesetz. Es steht ihm zu, das Schwert der Wahrheit so zu schwingen, wie er will. In den Grenzen seiner eigenen Kraft kann er jeden dazu zwingen, ihm jede Frage zu beantworten.« Zedd hob die Hand, um Richards Einwürfen und Fragen zuvorzukommen. »Ich weiß, das klingt vage. Es ist so schwer zu erklären, weil es sich verhält wie mit jeder Macht. Wie schon gesagt, Macht wird erst durch ihre Anwendung zu dem, was sie ist. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, den Richtigen zu finden. Einen Menschen, der seine Macht weise einsetzt. Du siehst, ein Sucher tut genau das, was sein Name vermuten läßt: Er sucht. Er sucht die Antwort auf Dinge. Dinge seiner Wahl. Ist er der Richtige, wird er die Antworten suchen, die anderen helfen, nicht nur ihm. Der ganze Zweck eines Suchers besteht darin, zu gehen, wohin er will, zu fragen, was immer er will, zu lernen, was er will, und, wenn nötig, zu tun, was immer die Antworten verlangen.«
Richard richtete sich auf und hob die Stimme. »Willst du mir erzählen, ein Sucher sei ein Mörder?«
»Ich werde dich nicht anlügen, Richard. Es hat Zeiten gegeben, in denen es darauf hinauslief.«
Richards Gesicht war tiefrot. »Ich werde nicht zum Mörder werden!«
Zedd zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, ein Sucher ist, was immer er will. Im Idealfall ist ein Sucher der Träger der Gerechtigkeit. Viel mehr kann ich dir nicht erzählen, denn ich war nie einer. Ich weiß nicht, was in ihren Köpfen vor sich geht, doch ich erkenne die Sorte Mensch, die dafür geeignet ist.«
Zedd schob sich die Ärmel wieder hoch und beobachtete Richard. »Aber ich wähle keinen Sucher aus, Richard. Ein wahrer Sucher erwählt sich selbst. Ich benenne ihn nur. Du warst seit Jahren einer, ohne es zu wissen. Ich habe dich beobachtet, genau das hast du getan. Du bist immer auf der Suche nach der Wahrheit gewesen. Was glaubst du, hast du im oberen Ven Forest getan? Du hast die Antwort auf die Schlingpflanze gesucht, auf den Mord an deinem Vater. Du hättest es anderen, geeigneteren überlassen können, und vielleicht hättest du sogar tun sollen, aber es hätte deinem Wesen als Sucher widersprochen. Der überläßt nichts anderen, weil er es selbst herausfinden will. Als Kahlan dir erzählte, sie sei auf der Suche nach einem Zauberer, der seit vor ihrer Geburt verschwunden war, mußtest du herausfinden, wer das war. Und du hast ihn gefunden.«
»Aber das war doch nur, weil…«
Zedd unterbrach ihn. »Spielt keine Rolle. Das ist unwichtig. Nur eins zählt: Du hast es getan. Ich habe dich mit der Wurzel gerettet, die ich gefunden habe. Spielt es eine Rolle, daß es mir leichtfiel, sie zu finden? Wärst du jetzt lebendiger, hätte ich die Wurzel unter größten Schwierigkeiten gefunden? Nein. Ich fand die Wurzel, du bist gesund. Das allein zählt. Mit dem Sucher ist es das gleiche. Es ist nicht von Belang, wie er seine Antworten findet, nur, er muß sie eben finden. Regeln gibt es nicht. Doch gerade jetzt gibt es Antworten, die du finden mußt. Ich weiß nicht, wie du das tun wirst, und es ist mir auch egal. Aber ich weiß, du wirst es tun. Sagst du ›Oh, das ist leicht‹, nun, um so besser, denn wir haben nicht viel Zeit.«
Richard war auf der Hut. »Welche Antworten?«
Zedd lächelte, seine Augen funkelten. »Ich habe einen Plan. Aber zuerst mußt du einen Weg finden, uns über die Grenze zu bringen.«
»Was?« Richard fuhr sich aufgebracht mit den Fingern durchs Haar, murmelte fassungslos leise vor sich hin. Er sah wieder zu Zedd. »Du bist Zauberer. Du warst irgendwie an der Errichtung
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