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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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gewesen war. Wie sein Vater umgekommen war. Bislang hatte er nichts weiter gesucht als – Antworten. Sein ganzes Leben lang war er nie über dieses schlichte Ziel hinausgelangt.
    In einem einzigen, glühenden Augenblick hatte sich das verändert.
    Die Pforte, die seinen Zorn aussperrte, und die Mauer aus Vernunft, hinter der seine Wut verschlossen war, verglühten in einem Moment brennenden Verlangens. Ein Leben geordneter Überlegungen verdampfte angesichts sengender Wut. Klarheit erstarrte in einem Kessel geschmolzener Notwendigkeit zu schmutziger Schlacke.
    Richard griff nach dem Schwert der Wahrheit, schloß die Finger um die Scheide und umklammerte sie fester und fester, bis seine Knöchel weiß waren. Seine Kiefermuskeln spannten sich. Sein Atem ging schnell und scharf. Was sonst noch um ihn war, sah er nicht.
    Die Hitze des Zorns stieg kochend aus dem Schwert, nicht aus eigenem Antrieb, sondern weil der Sucher sie rief. Sie überfiel ihn wie eine Flutwelle, drang bis in die tiefsten Zellen und brannte sich in seinen siedenden Zorn. Seine Brust schwoll an. Gedanken, die er nie zugelassen hatte, wurden zum Antrieb seines einzigen Verlangens. Vorsicht und Folgen verschwanden angesichts seiner Gier nach Rache. Richard ließ seinem Zorn freien Lauf.
    In diesem Augenblick war es sein einziges Bedürfnis, sein einziger Wunsch, Darken Rahl zu töten. Nichts sonst hatte Bedeutung.
    Mit der anderen Hand packte er den Griff des Schwertes, um es herauszuziehen. Zedd ergriff seine Hand. Der Sucher fuhr auf, wütend über die Störung.
    »Richard«, sagte Zedd sanft. »Beruhige dich.«
    Der Sucher ließ die kräftigen Muskeln spielen und blickte seinem Gegenüber funkelnd in die ruhigen Augen. Ein Teil von ihm, tief in seinem Hinterkopf, warnte ihn, versuchte, die Kontrolle wiederzugewinnen. Er ignorierte die Warnung. Zähneknirschend beugte er sich über den Tisch zu dem Zauberer.
    »Ich nehme die Rolle als Sucher an.«
    »Richard«, wiederholte Zedd ruhig. »Es ist alles in Ordnung. Entspann dich. Setz dich hin.«
    Die Welt flutete in seine Gedanken zurück. Er nahm seine Bereitschaft zu töten eine Spur zurück, nicht jedoch seinen Zorn. Nicht nur die Tür, sondern auch die Mauer, hinter der der Zorn versperrt gewesen war, gab es nicht mehr. Auch wenn die Welt ringsum zurückgekehrt war, jetzt sah er sie mit anderen Augen; Augen, die er immer schon gehabt, die zu gebrauchen er sich nie getraut hatte: die Augen eines Suchers.
    Richard merkte, daß er aufgestanden war. Er konnte sich nicht daran erinnern. Er setzte sich neben Kahlan und nahm die Hände vom Schwert. Etwas in seinem Innern gewann die Beherrschung über seinen Zorn zurück. Es war aber nicht mehr wie vorher. Es schloß ihn nicht hinter einer Tür weg, sondern hielt ihn ohne Furcht zurück. Der Zorn wartete, bis er wieder gebraucht wurde.
    Ein Teil seines alten Selbst drängte zurück in seine Gedanken, beruhigte ihn, hielt ihn zur Vernunft an. Er fühlte sich befreit, ohne Angst und Scham – zum ersten Mal. Er gestattete sich, sich hinzusetzen, sich zurückzulehnen und zu entspannen.
    Er blickte in Zedds ruhiges, unbeeindrucktes Gesicht. Der alte Mann, dessen weißes Haar das kantige Gesicht einrahmte, beobachtete ihn, studierte ihn und musterte ihn mit der winzigen Andeutung eines Lächelns in den Winkeln seines dünnen Mundes.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte der Zauberer. »Du hast soeben die letzte Prüfung eines Suchers bestanden.«
    Richard fuhr verwirrt zurück. »Was soll das heißen? Du hast mich doch schon zum Sucher ernannt.«
    Zedd schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Hast du nicht zugehört? Ein Sucher ernennt sich selbst. Bevor du zum Sucher wurdest, mußtest du eine entscheidende Prüfung bestehen. Du mußtest mir beweisen, daß du in der Lage bist, deinen gesamten Verstand zu gebrauchen. Viele Jahre lang, Richard, hast du einen Teil davon unter Verschluß gehalten. Deinen Zorn. Ich mußte herausfinden, ob du in der Lage bist, ihn freizulassen. Ich habe dich wütend gesehen, aber du warst nicht in der Lage, dir deine Wut selber einzugestehen. Ein Sucher, der sich nicht traut, von seinem Zorn Gebrauch zu machen, wäre hoffnungslos schwach. Es ist die Kraft des Zorns, der den Unachtsamen die Kraft gibt, sich durchzusetzen. Ohne diesen Zorn hättest du das Schwert abgelehnt. Und ich hätte es zugelassen, denn dir hätte das Notwendige gefehlt. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Du bist nicht länger Gefangener

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