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Das erste Gesetz der Magie - 1

Das erste Gesetz der Magie - 1

Titel: Das erste Gesetz der Magie - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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eingesetzt werden. Wieso sollte also nicht er es einsetzen? Niemand zwang ihn, Mörder oder sonst etwas zu werden. Er konnte es benutzen, damit es ihnen half, das war alles. Das war alles, was sie brauchten oder wollten. Mehr nicht.
    Aber Richard wußte, warum er es nicht wollte. Das Gefühl beim Ziehen des Schwertes hatte ihm nicht gefallen. Das Gefühl war gut gewesen, und hatte ihn nachdenklich gemacht. Es hatte seinen Zorn auf beängstigende Weise geschürt, ihm ein bislang unbekanntes Gefühl gegeben. Das Beunruhigendste war, das Gefühl schien richtig. Er wollte nicht, daß Zorn sich richtig anfühlte, wollte nicht die Beherrschung darüber verlieren. Zorn war verkehrt. Das hatte ihm sein Vater beigebracht. Zorn war die Ursache für den Tod seiner Mutter. Er hielt seinen Zorn hinter verschlossenen Türen, und dort sollte er bleiben. Nein, er würde dies auf seine Weise tun, ohne das Schwert. Er brauchte es nicht. Auf dieses Problem konnte er verzichten.
    Richard drehte sich zu Zedd um, der noch immer mit vor der Brust verschränkten Armen dasaß und ihn beobachtete. Im Sonnenlicht bildeten sich tiefe Schatten zwischen Zedds Falten. Die Züge und scharfen Kanten seines vertrauten Gesichts wirkten irgendwie verändert. Er wirkte düster, entschlossen. Irgendwie eher wie ein Zauberer. Ihre Blicke trafen sich. Keiner wich aus. Richard hatte sich entschlossen. Er würde seinem Freund sagen, er könne es nicht tun. Er würde helfen, ihnen zur Seite stehen, schließlich hing auch sein Leben davon ab. Aber der Sucher wollte er nicht sein. Doch Zedd kam ihm zuvor, bevor er etwas sagen konnte.
    »Kahlan, erzähl Richard, wie Darken Rahl Menschen befragt.« Seine Stimme klang leise, ruhig. Er sah sie nicht an, sondern blickte Richard immer noch in die Augen.
    Ihre Stimme war kaum hörbar. »Zedd, bitte.«
    »Sag es ihm.« Diesmal klang seine Stimme härter, nachdrücklicher. »Erzähl ihm, was er mit dem gekrümmten Messer macht, das er an seinem Gürtel trägt.«
    Richard wandte sich von Zedd ab und blickte in Kahlans blasses Gesicht. Nach einer Weile streckte sie die Hand aus und blickte ihn aus traurigen, grünen Augen an. Sie wollte, daß er zu ihr kam. Einen Augenblick lang blieb er unentschlossen stehen, dann kam er und nahm ihre Hand. Sie zog ihn zu sich herab. Er setzte sich rittlings auf die Bank, sah sie an und wartete darauf, ob sie ihm erzählen würde, was es mit dem gekrümmten Messer auf sich hatte. Es machte ihm angst. Kahlan rückte näher, schob eine Strähne hinter ihr Ohr, blickte auf seine Rechte, die sie mit beiden Händen gefaßt hielt und strich ihm mit dem Daumen über den Handrücken. Ihre Finger lagen sanft, weich und warm auf seiner Hand. Die Winzigkeit ihrer Hände ließen seine peinlich groß erscheinen. Sie sprach ruhig, ohne aufzublicken.
    »Darken Rahl praktiziert eine uralte Form der Magie, genannt Antropomanzie. Er prophezeit die Antworten auf Fragen durch die Untersuchung lebender menschlicher Innereien.«
    Richard spürte, wie sein Zorn aufloderte.
    »Die Anwendungsmöglichkeiten sind begrenzt. Er kann auf eine einzelne Frage bestenfalls ein Nein oder ein Ja und gelegentlich einen Namen erhalten. Nichtsdestotrotz benutzt er sie immer noch gerne. Tut mir leid, Richard. Bitte verzeih. Ich wollte dir das nicht erzählen.«
    Erinnerungen an die Güte seines Vaters, sein Lachen, seine Liebe, seine Freundschaft, ihre gemeinsame Zeit mit dem Geheimen Buch und tausend andere flüchtige Erinnerungen zerrissen ihn mit peinvoller Qual. Diese Bilder und Geräusche verschmolzen in Richards Gedanken zu düsteren Schatten und hohlem Widerhall und erloschen dann ganz. An ihre Stelle traten Erinnerungen an die Blutflecken auf dem Fußboden, an die blassen Gesichter der Anwesenden, an die Bilder der Qual und des Entsetzens seines Vaters. Dinge, die Chase ihm erzählt hatte, blitzten bruchstückhaft in seinen Gedanken auf. Er versuchte nicht, sie zurückzudrängen. Statt dessen riß er sie hervor, gierte nach ihnen. Er badete in der Flut der Einzelheiten, genoß die quälende Pein. Aus einer Grube tief in seinem Innern flammte ein Schmerz auf. Achtlos herbeigerufen, wuchs er brüllend heran. In Gedanken fügte er die Schattengestalt von Darken Rahl hinzu, der mit rotblinkender Klinge in den bluttriefenden Händen über seinen Vater gebeugt stand. Er hielt das Bild vor sein inneres Auge, betrachtete es von allen Seiten, sog es mit seiner Seele auf. Jetzt war das Bild komplett. Jetzt wußte er, wie es

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