Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Auge eines Mannes.«
»Wenn Ihr galant sein wollt«, fauchte Leandra, »habt Ihr die falschen Worte, die falsche Zeit und den falschen Ort gewählt!«
»Ich glaube nicht. Vielmehr glaube ich, dass dies exakt der richtige Ort und die richtige Zeit ist.« Er musterte uns sorgfältig. »Ihr stimmt mir zu, dass ich den Jungen töten könnte, bevor Ihr Eure Klingen ruft?«
»Ihr folgt ihm schneller, als Ihr glaubt, das verspreche ich Euch«, zischte Leandra zurück.
»Nun, vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
Er öffnete die Tür und stieß den Jungen hindurch.
»Geh zurück zur Tür und pass diesmal besser auf, dass niemand stört.« Zugleich griff er an seinen Gürtel, hängte sein Schwert aus und warf es mit durch die Tür, bevor er sie erneut zuzog.
»Den Dolch behalte ich.« Mit einem breiten Lächeln ging er zur Früchteschale und spießte einen Winterapfel auf. »Ich esse meine Äpfel lieber geschält.«
»Was wollt Ihr?«, fragte ich. Noch hatte ich mein Schwert nicht gerufen, aber jeder hier wusste, dass Janos es jetzt nicht mehr verhindern konnte. War es Leichtsinn oder Mut? Aber er hatte ja noch die anderen Gäste des Gasthofs als seine Geiseln, unsere Hände waren nach wie vor gebunden.
Er sah uns an und zwinkerte. Er ließ einen Streifen Apfelschale fallen, legte seinen Dolch neben die Schale und aß den Apfel in drei Bissen. »Ein heißes Bad in dieser Kälte … Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, dass ich Euch Gesellschaft leiste.«
»Doch«, sagte Leandra. Sie stand immer noch kampfbereit da und machte auch keine Anstalten, ihre Blöße zu bedecken. Sie hatte Steinherz gerufen, hielt es in den Händen, und diesmal wusste ich, dass sie es mit Herzblut tränken würde.
»Dann tötet mich. Doch lasst mich warm sterben.« Er fing an, sich zu entkleiden, unbeeindruckt von dem bösen Blick, den Leandra ihm zuwarf.
»Denkt nicht, dass es mir nicht eine Genugtuung wäre«, knurrte sie.
»Doch, doch, das glaube ich wohl. Doch Ihr seid beide nicht dumm genug, um mich zu erschlagen, ohne zu wissen, was mich zu Euch führt.«
Es war, als ob sich ein Bär entkleidete. Janos war etwas kleiner als ich, doch bei weitem massiger. Er entledigte sich seiner Hose und lachte laut, als er Leandras Blick sah. Er war erregt und, so ungern ich es zugab, gebaut wie ein Hengst. Zarte Röte lief über Leandras ganzen Körper.
»Beachtet es nicht«, sagte Janos mit einem breiten Grinsen. Er war sich der Wirkung seines Anblicks bewusst. »Wir wissen alle, dass der Charakter wichtiger ist.« Und mit diesen überraschenden Worten ließ er sich theatralisch rückwärts in das Becken fallen. Eine Menge Kerzen erloschen auf einmal, als das Wasser hochspritzte.
Ich glaube, ich war meiner Überraschung noch nicht ganz Herr, als sein dunkler Kopf auftauchte und er sich schüttelte wie ein nasser Hund. Tropfen erreichten Leandra und mich, löschten weitere Kerzen und zischten auf den heißen Steinen.
Er lachte schallend. »Ihr solltet eure Gesichter sehen! Haben schon viele Leute Euch derartig verblüfft gesehen? Nein, ich glaube nicht.«
Er tauchte mit offensichtlichem Genuss erneut unter, und als er wieder erschien, legte er seine massigen Unterarme auf den Beckenrand und stützte sein Haupt darauf.
»Ihr werdet mir doch nicht die Freude nehmen und Eure Reize hinter einem Tuch verstecken wollen?«, fragte er, als Leandra nach einem Handtuch griff.
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Doch, will ich. Ihr seid nicht der, dem ich meinen Anblick gönne.«
»Und wenn ich verspreche, nicht hinzusehen?«
»Ich würde Euch nicht glauben.«
»Und das zu Recht!« Er lachte wieder.
»Ihr wollt etwas. Was ist es?«, fragte ich ihn. Was bezweckte er mit dieser Farce?
»Geradeheraus wie eh und je. Wisst Ihr eigentlich, dass ich genau diese Worte schon einmal aus Eurem Mund gehört habe?«
»Nein.«
Er wandte sich Leandra zu, die trotz des Tuchs immer noch einen verführerischen Anblick bot. »Was hat er Euch von sich erzählt?«
»Genug«, sagte sie.
»Hättet Ihr nicht gestört, mehr«, sagte ich trocken.
»Gut, ich will ihm nicht vorgreifen, ich hoffe nur, seine Geschichte irgendwann ebenfalls vernehmen zu können. Lasst mich Eurem Gedächtnis auf die Sprünge helfen und hört die meine.«
»Ich würde es begrüßen, wenn Ihr dies schnell tätet«, meinte Leandra. »Wir haben Besseres zu tun, als Euren unverlangten Worten zu lauschen.«
Er lachte erneut. »Das glaube ich Euch. Nun, dann will ich es kurz gestalten.
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