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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Besorgnis verstehen. Ihr Kleid war aufgeknöpft, und sie hatte trotz der Kühle des Raums auf einen Unterrock verzichtet; ein wohlgeformtes Bein war durch die Falte des Rocks zu sehen. Es wippte im Takt zum Refrain eines mir wohlbekannten Liedes, das nicht gerade züchtig war.
    Jeder hier schien ihr und ihrer magischen Geige wie gebannt zu lauschen. Die Tische in der Gaststube waren so verschoben, dass ein jeder besser sehen konnte. Im Moment war kein Durchkommen zu unserem Platz. Dort hatten es sich diesmal Zokora und Rigurd bequem gemacht. Er bürstete ihr Haar aus, während sie beide Sieglinde zusahen.
    »Es ist ihr zweites Lied«, sagte Eberhard leise. Ich trat neben ihn hinter die Theke und griff mir zwei Becher und eine Flasche Fiorenzer.
    Unter der Theke sah ich einen Streitkolben und eine mittlere Kampfaxt liegen. Eberhard sah meinen Blick und zuckte mit den Schultern. »Mit einer Axt und einem Hammer bin ich besser als mit einem Schwert.«
    Leandra trat neben uns, und ich reichte ihr den vollen Becher.
    »Ich danke Euch, Wirt, für die Mühe, die Ihr Euch für uns gemacht habt«, sagte ich.
    Eberhard nickte mir zu, ohne die Augen von seiner Tochter zu nehmen. »Es war mir ein Vergnügen. Ich selbst habe die Wärme genossen, als ich den Raum vorbereitete. Seht sie Euch an, Ser, ist sie nicht bildhübsch? Von meinen Töchtern ist sie es, die meinem Weib am meisten ähnelt. Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen.«
    Sieglinde beendete ihr Lied mit einer kessen Verbeugung, ihr langes blondes Haar flog nach allen Seiten und hing offen bis über ihre Hüfte herab, als sie sich wieder aufrichtete.
    »Mehr!«, grölte eine der Wachen der Händler.
    »Mehr, sing mehr!«, rief ein anderer.
    »Vor allem, zeig mehr!«, meinte einer der Banditen lautstark. Janos saß wieder mit seinen Leuten am Tisch, er schien meinen Blick zu spüren, denn er drehte sich zu uns um und zwinkerte uns zu.
    Ich spürte, wie Leandra sich anspannte, aber dann lachte sie. »Er ist ein Halunke.«
    Er war es, noch ein größerer, als ich dachte, denn er sprang auf von seinem Stuhl und, behände wie eine Bergziege, mit einem weiteren Satz auf die Tische empor, wo er einen Arm um Sieglinde legte.
    »Ihr seid süchtig nach Unterhaltung, in diesem dunklen Loch kein Wunder! Hier wird ja jeder verrückt … Mädchen, deine Geige, ist sie wieder ausgespielt?«
    Sieglinde nickte, und ich sah, wie Eberhard sich entspannte.
    »Dann gebt ihr eine andere, es wird sich eine finden lassen, oder?«, rief Janos lachend. Eberhard zog eine Lade unter der Theke auf und entnahm dieser eine Geige. Er reichte sie hoch zu Sieglinde und nahm vorsichtig die andere entgegen.
    »Ich weiß nicht, was er vorhat, aber vorhin befahl er mir, eine andere Geige zu besorgen«, sagte er leise zu uns.
    »Ich bin kein Mann des Gesangs«, rief Janos in die Menge, »eher ein Mann der Tat.« Er beugte sich zu Sieglinde hinunter, drehte sie so, dass sie auf seinem Arm ihren Rücken fast waagerecht bog, und küsste sie mit offensichtlichem Genuss und unter dem Johlen und Klatschen der Gäste, auch wenn ich bei dem ein oder anderen Banditen puren Neid erkennen konnte.
    Er richtete sich auf und stellte auch Sieglinde gerade hin, die seltsam verwirrt schien und einen hochroten Kopf hatte. »Wie ihr sehen könnt, mangelt es mir nicht an Unterhaltung!« Er lachte. Auch wenn einige eher mitlachten, um nicht seinen Zorn auf sich zu ziehen, erschien es mir doch, als ob der größte Teil des Gelächters ungezwungen war.
    »Aber da wir nun mal alle Freunde sind«, er grinste breit in den Raum, »und ihr immer ein so wohlgefälliges Auge auf mich werft, will ich euch unterhalten!« Er trank von seinem Wein und prostete dem Gastraum zu. »Wie ihr sicherlich wisst, ist das Ausrauben von schwer bewachten Karawanen nicht immer ein Vergnügen, denn manche besitzen die Dreistigkeit, sich zu wehren! Wenn man dann am Abend erschöpft am Feuer sitzt, erzählt man sich Geschichten, und eine davon will ich euch aus gegebenem Anlass zum Besten geben.«
    Mit einer Verbeugung wandte er sich an Eberhard. »Wirt, Wein für alle hier im Raum. Setzt es auf meine Rechnung!« Er brüllte erneut sein dröhnendes, schallendes Lachen.
    Gejohle und Gelächter folgten. Es waren nicht nur seine Männer, die darin einfielen.
    »Sie fressen ihm aus der Hand«, hörte ich Leandra leise sagen, als der Wirt und Timothy sich beeilten, die Krüge zu füllen. Ich sah auch, wie einige Wachen ihre Becher erhoben, um sich auffüllen

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