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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ritueller Zweikampf gegen eine andere Dienerin?«, fragte Leandra leise.
    Zokora nickte. »Die zähle ich nicht zu den Erschlagenen, denn es war die Göttin, die meine Hand führte.«
    »Was bedeutet Tochter der obersten Säule?«, fragte ich.
    Sie lachte. »Das bedeutet, dass ich nach dem Tod meiner Mutter über das dunkle Land herrschen werde.« Sie ballte die Fäuste. »Rigurd war nur ein Mensch, aber er war mein, und sein Blut wird in den Adern meiner Söhne fließen. Ich mochte ihn.« Das Glühen ihrer Augen wurde stärker. Obwohl sie direkt vor mir stand, sah ich nichts von ihrem Gesicht außer diesen Augen, die silbernen Linien darunter und ihre blutroten Zähne.
    »Dieser Nekromant hat sich in mein Reich begeben«, zischte sie. »Einen größeren Fehler hat er nie begangen.«
    Ich schaute ihr nach, als sie sich in ihre Ecke setzte, um dort regungslos zu verharren.
    »Erinnere mich daran, niemals einen Dunkelelfen zu verärgern«, sagte ich leise zu Leandra.
    »Sie ist eine Prinzessin. Meinst du, dass das stimmt?«
    »Sie hat keinen Grund, nicht die Wahrheit zu sagen«, antwortete ich. »Auch wenn ich nicht glaube, dass es der passende Titel ist. Wer weiß schon, wie Dunkelelfen ihre Herrscher sehen. Ich mache mir vielmehr Gedanken darüber, ob sie wirklich so viele Gegner erschlagen hat. Wenn ja, hatten wir hier Glück, dass Zokoras Zorn nicht uns traf.« Ich beugte mich zu Leandra hinunter und strich ihr über ihre glatte Wange.
    »Sag, was ist das mit deinen Augen? Ich weiß, dass das Rot in ihnen oft mit Zorn einhergeht, aber was bedeutet es?«
    Leandra sah zu mir hoch, das rote Glühen verblasste, und ich sah wieder das Violett der Augen, die ich so liebte.
    »Dunkelelfen haben mehr als Elfen die Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen. Wir sehen Wärme. Wenn es so kalt ist wie jetzt, offenbart sich diese Fähigkeit mit diesem roten Leuchten.«
    »Kein Zauber?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich wütend bin, zeigt das rote Leuchten auch meinen Zorn.« Sie sah zu Zokora hinüber. »Deutlicher kann man unsere gemeinsame Herkunft kaum erkennbar machen, oder?«
    »Bist du sicher, dass du nur eine halbe Elfe bist?«
    Leandra lachte. »Nein, denn so kann man es nicht sagen. Niemand kann wissen, wie sich das Blut von Elfen und Menschen mischt, es ergibt sich mit der Zeit. Es gab Kinder, die Elfen wurden, andere wurden Menschen oder eine Mischung, wie ich es bin.« Sie lachte. »Ich weiß nicht, ob es stimmt, wenn ja, ist es ein Gerücht, das Elfen ungern hören, denn es heißt auch, dass manchmal der Verbindung zweier Elfen ein Mensch entspringt. Es gibt Elfen, die sagen, ein Mensch sei ein Elf ohne Magie – was niemand unter den Elfen gerne hört, halten sie sich doch für etwas Besseres als unsereins.«
    »Und wozu zählst du dich, Leandra?«, fragte ich leise.
    »Einst hätte ich gesagt, zu beiden. Aber nun bin ich älter. Mein Herz ist das eines Menschen. Aber wenn ich Zokora sehe, schwingt in meinem Blut der Wunsch nach der dunklen Jagd mit.«
    »Die dunkle Jagd?«
    »Vergiss nicht, ich wuchs nicht bei den Elfen auf, also ist es nicht eigenes Wissen. Aber ich habe viel in den Archiven der Tempelschule gelesen. Du hast von der wilden Jagd gehört?«
    Ich nickte. »Man sagt, dass einmal alle hundert Jahre oder so Elfen zu einer heiligen rituellen Jagd aufbrechen. Ein Mensch sollte sich dann von ihnen fern halten, denn alles, was ihnen im Weg steht, ist gefährdet. Angeblich sind sie dann nicht bei Sinnen.« Das war auch schon alles, was ich wusste.
    »Da ist etwas Wahres dran. Es ist ein heiliges Ritual, und jene, die daran teilnehmen, atmen heilige Kräuter ein und werden dadurch wohl etwas ekstatisch. Die dunkle Jagd ist ein ähnliches Ritual der Dunkelelfen, doch niemand hat je eine gesehen und konnte davon berichten.«
    Ich sah zu Zokora hinüber. »Sie wirkt nicht so, als ob sie betäubende Dämpfe eingeatmet hätte.«
    Leandra lachte kurz und trocken. »Die Elfen auf der wilden Jagd atmen sie, um den Blutdurst zu wecken, der sonst von jedem Elfen ein Leben lang unterdrückt wird. Meinst du, man müsse diesen Blutdurst bei Zokora noch wecken?«
    Ich musterte Zokora. Sie sah auf und lächelte mich grimmig an.
    »Nein«, sagte ich. »Ich glaube, das ist wirklich nicht nötig.« Ich betrachtete das Treiben um mich herum. »Ich werde es Zokora gleichtun und rasten, bis es losgeht.«
    Ich ergriff einen jener Wintermäntel, begab mich zu unserem Tisch, setzte mich nieder, so bequem es ging, und deckte mich

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