Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)
Rückweg«, sagte einer der anderen Wächter. »Ich jedenfalls werde mein Leben nicht für jemanden geben, der so wenig Anstand besitzt, dass er mir verbieten will, meinen Weg zu gehen.«
Holgar merkte, wie die Männer ihn ansahen, und warf die Arme in die Luft. »Geht, in Soltars Namen! Ihr werdet sehen, was ihr davon habt!«
»Wir vier kommen auch mit, wenn ihr uns dabei haben wollt«, meinte Simon, der Bergarbeiter. »Wir sind nicht die besten Kämpfer, aber wir kennen uns unter der Erde aus. Wir werden euch nützlich sein.«
Ich atmete erleichtert, aber heimlich aus. »Sieglinde, einen Grog für uns alle.« Ich wandte mich an die Männer, die ihre Aufmerksamkeit nun auf mich richteten. »Als Erstes werden wir uns ausrüsten …«
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Sieglinde aufstand und zur Theke ging. Als sie mir etwas später den Grog in die Hand drückte, lächelte sie ein wenig.
»Ich hatte es ernst gemeint«, sagte sie leise zu mir, bevor sie weiterging. »Aber ich danke Euch trotzdem.«
35. Aufbruch in das dunkle Land
»Es tut mir leid, Wirt, dass wir deine ganze Ware entführen«, sagte Leandra später. Wir befanden uns noch immer im Gastraum, dort wurde gerade eine weitere Kiste geöffnet, die von zwei Männern aus dem Lager geholt worden war. Die Männer standen am Kamin, nicht nahe, denn davor war die Hitze unerträglich, und massierten ihre Hände. Der Weg durch die Schmiede zum Lager und zurück war grausam: Schlug man ein Tuch vor das Gesicht, gefror darin augenblicklich der Atem.
Eberhard machte eine vage Geste. »Mir ist es gleich. Die Ware liegt hier und erscheint mir jetzt von größerem Nutzen, als wenn ich sie horten wollte.« Er sah sie an. »Ich kann Euch nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass Ihr Sieglinde an ihrem Vorhaben gehindert habt.«
»Das waren nicht wir«, sagte Leandra leise. »Letztlich zeigte es sich, dass Ehre kein unbekanntes Wort ist.«
Sie griff in die Kiste und entnahm ihr einen langen Mantel aus hellgrauem Leder mit einem schwarzweißen Innenpelz.
»Was ist das für ein Tier?«, fragte sie, als sie das weiche Fell durch ihre Finger gleiten ließ. »Es ist wunderschön!«
Eberhard zuckte mit den Schultern. »Ich habe nie einen gesehen, aber es soll ein Eisotter sein. Diese Ware hat mein Vater gekauft. Es sind gute Wintermäntel, aus den Barbarenlanden, wo man sich täglich vor der Kälte schützen muss, und er schrieb daneben, dass ein jeder drei Goldstücke kosten solle. Seht.«
Er nahm einen Becher und füllte ihn mit Wasser, um dann den Inhalt über den Pelz zu schütten. Das Wasser lief ab und hinterließ den Pelz so trocken wie zuvor.
»Dieser Mantel ist wirklich sein Gold wert«, sagte einer der Wächter ehrfurchtsvoll. »Ist es Magie?«
Der Wirt hob die Schultern. »Davon ist mir nichts bekannt.«
»Wenn ich daran denke, wie oft ich nass und durchgefroren und mit wundem Hintern auf meinem Sattel saß, dann sage ich euch, dass dieser Mantel sein Gold wert ist«, meinte der Wächter.
»Wie ist dein Name, junger Mann?«, fragte ich ihn bei dieser Gelegenheit.
»Joakim, Ser.«
»Bist du in etwas besonders geschickt?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin recht gut mit dem Schwert und einer Armbrust, aber das ist alles.« Er sah auf und schaute etwas verdrossen drein. »Ich kann auch kochen.«
Ich schlug ihm auf die Schultern. »Glaub mir, du bist wahrscheinlich der wichtigste Mann.«
Ich wandte mich an den Wirt. »Eure Töchter sind nun sicher. Holt sie und lasst sie für uns Nahrung vorbereiten, für vier Tage. Joakim wird ihnen helfen, Rationen zu packen.«
Er nickte und wollte sich abwenden, aber ich hielt ihn zurück. »Sagt, habt ihr in Eurem wundersamen Lager auch Nüsse?«
Eberhard rieb sich grübelnd die Nase. »Ich glaube schon, nur weiß ich nicht, ob sie noch gut sind.«
»Geht und findet es heraus. Habt Ihr vielleicht auch Rosinen?«
Er nickte. »Ja, aber kein ganzes Fass, ein halbes vielleicht. Mehr konnte ich mir nicht leisten.«
Ich klopfte ihm auf die Schultern. »Die Götter seien gepriesen, dass Ihr sie Euch überhaupt leisten konntet. Es gibt kaum eine bessere Nahrung als Rosinen und Nüsse.«
»Ich habe noch nie Rosinen gegessen«, sagte einer der Bergarbeiter mit andachtsvoller Stimme. Er zupfte mit nervösen Händen an seinem Kettenmantel. »Ich wusste nicht, dass diese Mäntel so schwer sind, ich kann mich kaum darin bewegen«, sagte er.
»Was habt Ihr darunter?«
»Zu viel«, antwortete Leandra für ihn. »Zieht
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