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Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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ausreichend, um mir Lea zu zeigen, verschlafen, ihr weißes Haar wie eine helle Flamme über das Bett ausgebreitet, zusammengerollt unter den Decken, eine Schulter aus dem Leinengewand herausgerutscht und schutzlos der Kälte preisgegeben.
    Ich verspürte den Drang, sie zuzudecken. Wünschte, ich könnte sie mit einer Blume oder einem heißen Honigtee wecken. Dachte viele seltsame Dinge, als ich sie sanft an der Schulter schüttelte, bis sie verschlafen die Augen aufschlug. Sie erblickte mich und lächelte, ein Lächeln, das mich die Kälte vergessen ließ. Dann schien sie sich zu besinnen, und ihr Gesicht und ihr Blick wurden betont neutral.
    »Was ist?«
    »Jemand will etwas von uns. Aber die Tür ist verschlossen.«
    Sie setzte sich auf, strich sich die Haare mit jener typisch weiblichen Geste aus dem Gesicht und gab einen überraschten leisen Laut von sich, als ihre bloßen Füße den kalten Boden berührten. Sie verzog das Gesicht, stand entschlossen auf, ging hinüber zur Tür und hob den Riegel an.
    Der Wirt fiel ihr beinahe entgegen.
    »Sera, Ser, Ihr müsst mir helfen! Es ist etwas Schreckliches passiert heute Nacht! Ich brauche Eure Hilfe, bei den Göttern, ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Dann erst schien er uns zu sehen. Sie stand an der Tür, auf einem Bein, mit dem anderen Fuß rieb sie ihre Wade, ihr Haar offen und zerzaust, und hinter ihr stand ich, nur gekleidet in eine knielange Hose und ein offenes Hemd.
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, die hohen Herrschaften, ich wusste ja nicht …«
    »Schon gut«, sprach ich und schob Lea sanft zur Seite. »Besteht unmittelbare Gefahr, oder können wir uns ankleiden?«
    »Ihr könnt Euch ankleiden, sicherlich könnt Ihr das. Gefahr? Ich weiß nicht …«
    »Gut«, sagte ich. »Geht hinunter in den Gastraum und bereitet ein gutes, wärmendes Frühstück vor. So lange hat es doch noch Zeit, oder?«
    »Vielleicht …«, stammelte der Wirt. »Das Frühstück wird auf die Herrschaften warten, aber vielleicht könntet Ihr doch einen Blick darauf werfen …«
    »Guter Mann, so beruhigt Euch doch«, sagte Lea und legte ihm ihre schlanke Hand auf die Schulter. Der Wirt nahm sie in seine Hände, kniete sich hin und küsste ihre Hand, bevor sie sie zurückziehen konnte. Er klammerte sich an sie, als wäre sie seine einzige Rettung. Sanft, aber bestimmt löste sie ihre Hand aus seinem Griff. Er verharrte in seiner knienden Position und sah zu uns auf.
    Es war lange her, dass jemand vor mir gekniet hatte, und ich mochte es heute noch weniger als damals. Ich bedeutete ihm, sich zu erheben.
    »Was habt Ihr?«
    »Es ist Theobald. Er war mir wie ein Sohn. Ich hatte sogar gehofft …«
    »Was ist passiert? Sagt es möglichst kurz«, wies ich ihn an.
    Er holte tief Luft. »Irgendetwas hat in der Nacht meinen Stallburschen gefressen.«
    Die Tür geschlossen, der Wirt draußen unterwegs, das Frühstück bereiten zu lassen, und wir stehend im Raum. Unwillkürlich warf ich einen Blick auf das Bett, wo die Decken noch immer unsere Körper nachzeichneten, und dann zu ihr. Sie errötete leicht und blickte von mir zu dem Kaminschirm, auf dem die Kleidung wartete.
    »Etwas hat ihn gefressen?«, fragte sie.
    »So sagte der Wirt.« Ich beobachtete sie fasziniert. Ich hatte nicht die geringste Neigung, mich abzuwenden, und sie wusste das. Sie holte tief Luft und zog mit einer entschlossenen Bewegung das leinene Nachtgewand aus, über ihren Kopf hinweg. Sie beugte sich dabei vor, damit es einfacher ging, und als sie sich wieder aufrichtete, stand sie nackt vor mir.
    Sie warf mir einen Blick zu, der tausend Bedeutungen haben mochte oder keine, und fing an, sich anzukleiden.
    »Sera?«
    »Ja?« Ihre Stimme war belegt.
    »Ihr seid schön.«
    »Danke. Ich weiß«, war ihre Antwort. Ich trat hinter sie und berührte ihre Schulter. Lea schien zu erstarren, hielt sogar den Atem an.
    »Wenn Ihr erlaubt«, sagte ich und ließ meine Hand durch ihr Haar gleiten.
    »Was?« Es klang etwas atemlos.
    »Wenn Ihr erlaubt, flechte ich Euer Haar. Ich tat das oft für meine Schwester.«
    »Ich bin nicht Eure Schwester.«
    »Aber Ihr habt genauso schönes Haar.«
    Als wir zusammen unsere Kammer verließen und die Stiege zum Gastraum hinuntergingen, schwiegen wir. Ich hatte mein Lederbündel auf den Rücken geschlungen, und sie trug Steinherz in der gleichen Position.
    Der Wirt erwartete uns händeringend am Fuß der Treppe, mit seiner Geduld am Ende.
    Mein Zeitgefühl sagte mir, dass es eigentlich

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