Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition)

Titel: Das Erste Horn: Das Geheimnis von Askir 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
den Mund schloss und sie aus meinem Sichtbereich zerrte.
    Der Kopf des Vaters des Mädchens erschien über der Kante, und eine der Wachen, nur zum Teil angekleidet, aber ein Schwert in der Hand, kletterte eilig die Leiter herab, erreichte unweit von uns den Boden und kam zu uns herüber, um vor der Leiche des Jungen stehen zu bleiben.
    »Schöne Schweinerei«, sagte er, griff in seine Jacke und holte eine Rolle Kautabak heraus. Abwesend bot er sie uns an, auch Lea, die wie wir alle den Kopf schüttelte. Er biss sich ein Stück ab, kaute gemächlich darauf herum, beugte sich dann zu dem Stallburschen herunter und drückte auf die Wange des toten Jungen. Sie gab nach.
    »Noch nicht sehr lange tot.« Er blickte sich im Stall um, sah nach oben, von wo der Rest der Familie zu uns herunterschaute, dann wieder zu uns.
    »Ihr habt nichts gehört?«, stellte Lea die Frage, die mir auf der Zunge lag.
    »Die Tiere waren heute Morgen unruhig. Ich war schon drauf und dran, herunterzuklettern und die verdammten Kühe selbst zu melken. Warme Milch zum Frühstück ist nicht verkehrt. Aber sonst ist mir nichts aufgefallen.«
    »Habt Ihr Wache gehalten?«, war meine Frage.
    Er kratzte sich gedankenverloren zwischen den Beinen und spuckte ein Stück Kautabak aus. Er verfehlte dabei nur knapp meine Stiefel.
    »Nicht in dem Sinne. Ich selbst lag an der Leiter. Wir haben Heuballen aufgeschichtet, so einen Raum gebaut … jemand hätte über mich steigen müssen, um zu meinen Herrschaften zu gelangen. Mein Name ist übrigens Sternheim.«
    »Ich bin Havald, dies dort ist Maestra de Girancourt.«
    »Eure Tochter?«, fragte Sternheim.
    »Nein«, entgegnete Lea ihm knapp. Wir betrachteten alle fasziniert, wie eine feine Röte in ihr Gesicht stieg. »Er ist nicht mein Vater.«
    Sternheim zuckte die Achseln. »Die Geschmäcker sind verschieden.« Er blickte wieder zu dem toten Stallburschen hinunter, dann wieder hoch zu den Gesichtern über uns.
    »Das wird Ärger geben. Er wird verlangen, dass ein Zimmer für ihn geräumt wird.«
    »Ich habe keine anderen Zimmer frei«, erinnerte ihn der Wirt.
    Wieder zuckte Sternheim die Achseln. »Meistens ist er eigentlich ganz vernünftig, aber manchmal …« Er machte eine bezeichnende Handbewegung in Nähe seiner Schläfe. »Das wird ein anstrengender Tag.«
    »Und Ihr habt wirklich nichts gehört?«, fragte Lea noch einmal nach. »Nichts?«
    »Nichts, was dem gleicht, was ich hätte hören müssen.« Er musterte den toten Jungen. »Er sieht nicht aus, als wäre er leise gestorben.«
    »Und das stört Euch nicht?«, fragte Lea.
    »Mich?« Wieder das Achselzucken. »Wenn es zu mir kommt, kriegt es meinen Stahl in den Bauch, und damit ist das Thema erledigt. Ich frage mich nur, wo sich das Biest befindet.«
    Ich sah ihn an, bis er mir in die Augen blickte.
    »Das, mein Freund, ist eine gute Frage, findet Ihr nicht?«

7. Eine Bestie
     
    »Was soll ich nun tun?«, fragte der Wirt leise.
    Ich blickte zu ihm herunter. »Kümmert Euch um die Tiere.« Ich wechselte einen Blick mit Lea. Sie nickte leicht. »Wir kümmern uns um den Jungen und den Hund, bevor sie beide festfrieren.«
    Während wir dies taten, schlichen die anderen Gäste an uns vorbei, bleiche Gesichter und angstgeweitete Augen musterten uns und das, was wir in altes Leinentuch einwickelten. Hund und junges Herrchen brachten wir in das Lager nebenan und verstauten sie in einer Kiste. Dort war es kalt genug. Anschließend kratzte ich die Erde ab, ein mühsames Unterfangen, weil es schon anfing zu frieren, tat sie in einen Beutel und beschloss, auch diesen im Lager in der gleichen Kiste unterzubringen, neben der Leiche des Jungen. Als ich mit dem Beutel in der Hand das Lager betrat, sah ich, dass Lea vor dem kleinen Altar kniete und betete.
    Schweigend entsorgte ich den Beutel mit blutgetränkter Erde und wartete, bis sie fertig war.
    »Wir können jede Hilfe brauchen«, sagte ich.
    Sie nickte langsam. »Kann ich etwas tun?«, fragte sie mich dann.
    »Holt eine Flasche Wein aus dem Schankraum. Ich helfe dem Wirt, die Kühe zu melken.«
    »Wofür Wein? Ihr wollt doch nicht am frühen Morgen …«
    »Holt ihn einfach. Ihr werdet sehen.« Sie musterte mich mit einem fragenden Blick und ging.
    Zu zweit sollte es eine Frage von wenigen Minuten sein, bis die letzte Kuh gemolken war. Der Wirt hatte die meisten schon erleichtert, bevor ich überhaupt anfing.
    »Ser«, rief der Wirt mich zu sich. »Seht Euch das an.«
    Ich ging zu ihm, er war bleich,

Weitere Kostenlose Bücher